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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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3./4. Heft
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Lenz, E.: Lucca und Sichelmarke
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0094

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14

E. LENZ, LUCCA UND SICHELMARKE

VIII. BAND

vertraut und populär gewordene Monogramm der
Ottonen bietet (vgl. Abb. 16 und 17). Dieses
Monogramm, im 10. und 11. Jahrhdt. noch deutlich
zwei durch einen Querstrich verbundene T und
zwei O (oben und unten angeordnet) zeigend,
verlor im Laufe der Zeit den Charakter einer
genauen Wiedergabe des kaiserlichen Namens
und wurde immer mehr und mehr willkürlich vor-

letztere S ist aber in Begleitung noch einer an-
deren Marke (vgl. Abb. 18), die auch mehrfach
auf Waffen dieser Gruppe angetroffen wird: so
auf der Helmbarte
E. 495 mit dem Wap¬
pen des Rasponi von
Ravenna(Abb.i9,vgl.
Abb. 19 Abb. 5) und auf einer Abb. 20



Abb. 16



Abb. 17

italienischen Runka des XV. Jahrhunderts (E. 499
Abb. 20), hierher gehört, unserer Meinung nach,
auch die von Ehrenthal in seinem Aufsatze über
„Genuesische Klingen“ unter Fig. 2 abgebildete


ändert, bis schliefslich die Darstellung (vgl. Abb.17)
ein paar durch Querleiste verbundene Säulen,
oder gar zwei glatte Schäfte in der Art unserer
Figur zeigte2).
Wie dem übrigens auch sei, jedenfalls können
wir das betreffende Zeichen als behördlichen
Stempel der Stadt Lucca ansprechen; ob dasselbe
nun mehr als Beschaumarke oder eher als Probe-

stempel anzusehen ist, fällt weniger ins Gewicht,
da ja bei der Probe gerade das Beschauzeichen
je nach Mafsgabe der Güte eines Stückes ein-,
zwei- oder dreimal eingeschlagen wurde. Dafs
wir es nicht mit einem Meisterzeichen zu tun haben,
läfst sich sowohl daraus schliefsen, dafs dieser
Stempel mehrfach neben anderen, unzweifelhaften
Meisterzeichen vorkommt, als auch aus dessen
Vorkommen auf den verschiedensten Waffen-

stücken folgern (Helmbarten, Spiefseisen, Reiter-
schwert, Harnischrücken).
Es erübrigt nun noch, eine Anzahl
von Meistermarken zur Kenntnis zu
bringen, die auf Waffen von luccheser
Herkunft, sei es mit, sei es ohne Beschau, an-
getroffen werden.
Da haben wir zunächst das tief eingeschlagene
S mit der charakteristischen Krone an der Helm-



barte mit dem Wappen der Benti-
vogli (vgl. Abb. 4), welches uns
leider ebenso wenig Anhalt für
Schlüsse auf die Person des Waffen-

Abb. 18 Schmiedes bietet, wie das andere S
auf der Helmbarte mit dem Bilde des Wasser-
turmes, deren Besteller, nach der florentinischen
Lilie auf der Rückseite des Eisens zu urteilen,
unter dem toskanischen Adel zu suchen ist. Dieses

2) Domenico Massagli. Memorie e documenti per ser-
vire alla storia di Lucca. Tome XI part. II. 1870 Storia della
zecca e delle, monete Lucchesi. Tavola V Nr. 6 e Tav. IX
Nr. 2. cf. Text S. 26 u. 51.

und als genuesisch angesprochene Marke eines
Landsknechtschwertes, mit glatten und gezahnten
sichelartigen Bogenlinien3). Es beansprucht dieses
Zeichen insofern gröfseres Interesse, als es offen-
bar einer sehr zahlreichen Gruppe angehört, deren
vielfachen Vertreter trotz mannigfaltiger kleiner
Veränderungen den Grundtypus der bekannten
oberitalienischen Marke aufweisen (vgl. Abb. 22),

diegewöhnlich als

Abb.|22 bringen. (Vgl.
Abb. 22).




Eine
die

andere häufig wiederkehrende Marke
fünf- bis sechsblättrige Blume oder
wie wir sie auf E. 347, der Helmbarte

ist
Rosette,
mit dem Narrenkopfe sehen (vgl. Abb. 7), ferner auf
dem Jagdspiefs E. 220 mit der Zuschrift
„Lucca“, ebenso auf B. 312, zwei Pan-
zerstechern der Eremitage-Sammlung *
Abb. 23 mit sogenannten „gotischen“ Griffen
(Abb. 23), endlich auf zahlreichen Helmbarten des
XV. und XVI. Jhdts., von denen wir als Beispiele
nur drei Eisen mit starker, unten flachgeschmie-
deter Stofsklinge und abgeschrägter Beilschneide
anführen (Abb. 24).
Hierher gehört ohne Zweifel auch die von
Ehrenthal in dem erwähnten Aufsatz unter Fig. 3
3) Zeitschr. f. hist. Waffenkunde II, S. 27.
 
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