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FACHNOTIZEN
VIII. BAND
Meyers Konversations-Lexikon (6. Aufl., 1908,
Band 19, S. 432) sagt: „Tesching, angeblich nach
der Stadt Teschen benannte Handfeuerwaffe von
so kleinem Kaliber, dass schon die Gase eines
stark geladenen Zündhütchens erbsengrosse Ge-
schosse auf 10—20 m durch ein mässig starkes
Brett treiben, 1860 von Flobert angegeben.“
Diese Angaben stimmen nicht; denn „Te-
schincken“ aus Teschen sind mindestens im 18. Jahr-
hundert nachweisbar, das Flobert - Gewehr aber
stammt von 1849.
Zedlers Universal-Lexicon sagt 1744 (Band 42,
Sp. 1181) bei „Teschen“: „Soweit ist diese Stadt
berühmt wegen der Büchsen, die allda verfertiget,
und Tesch-Röhren oder Teschincken genennet
werden.“
„Zu Teschen, einer Stadt in Ober-Schlesien,
werden diejenigen Büchsen gemacht, welche man
Tesch-Röhre oder Teschinken nennet“ (Krünitz,
Encyklopädie, Band 7, 1784, S. 357).
„Teschinen, Teschinken, eine Art künstlicher
und schöner Feuerrohren, welche in dem Fürsten-
thum Teschen in Schlesien gemacht werden, und
daher den Namen führen“ (Jacobsson, Wörter-
buch, Bd. 4, 1784, S. 385). Die Frage, ob diese
Art 1784 schon kleinkalibrig war, bleibt offen.
Im Bericht über die Mainzer Gewerbeaus-
stellung von 1842 heifst es (S. 163), dafs die Firma
Heinrich Chr. Klett & Söhne in Zella St. Blasii
„Teschkins mit und ohne Pulverladung, von vorne
oder mittelst Walze von hinten zu laden und so-
wohl zum Kugel-, als auch zum Schrotschufs ein-
gerichtet“ ausstellte. Eine Erklärung sagt dazu:
„Man versteht unter Teschkins Büchsen von sehr
kleinem Kaliber, wo die Kugeln noch nicht 1/2 Loth
wiegen; sie sind sehr leicht gebaut, schiessen aber
gut und sollen zu Teschen im österreichischen
Schlesien erfunden sein, woher der
Name.“
Und 1846 heifst es in einem
„Conversations - Lexikon“ (Leipzig,
Bd. 2, S. 1552): „Teschinen (teschinsk),
kleine Büchsen, die % Loth schiessen,
nach der Stadt Teschen benannt.“
Der Pariser Büchsenmacher Flo-
bert erhielt auf die Büchse mit klei-
nem Kaliber am 23. Juli 1849 das
französische Patent Nr. 4470. Die
französischen Patente jener Zeit sind
nicht alle veröffentlicht, und so ist
von diesem nur der Titel bekannt’
gemacht worden. Das Original des
Patentes mufs sich aber noch in Paris
— vermutlich im Conservatoire des
arts et metiers — befinden.
Franz M. Feldhaus.
Schutzringe für Zündlöcher. Der vielseitige
Zacharias Conrad von Uffenbach, der 1710 die
Niederlande bereiste, sah zu Franeker in der
Provinz Friesland „an allen Thoren drey recht
saubere Stücke, so die Stadt, wie darauf stehet,
giessen lassen. Wir bemerkten etwas sonderbares,
dass nemlich um das Zündloch an allen ein dünner
messingener oder küpferner -Ring oder Reif ge-
legt war, vermuthlich dass die Kinder oder böse
Buben (wenn niemand dabey ist) keinen Schaden
daran thun können“ (Uffenbach, Reisen, Bd. 2
1753, S. 311). Franz M. Feldhaus.
Zur Geschichte der Schießscheiben und
Schießbäume. Da mir in der jüngsten Zeit sowohl
die Ringscheibe wie auch die Vogelstange aus dem
Abb. 1
klassischen Altertum bekannt geworden sind,
möchte ich hier die wichtigsten Abbildungen und
die Literatur über das Zielgerät zusammenstellen.
Auf einer panathenäischen Preis - Amphore
im British Museum zu London sieht man (Abb. 1)
berittene Epheben mit Lanzen nach einer Ring-
scheibe werfend (Journal of Hellenic Studies,
Bd. 27, 1907, Taf. 20; Geschichtsbl.f.Technik Bd. 4,
Abb. 2
FACHNOTIZEN
VIII. BAND
Meyers Konversations-Lexikon (6. Aufl., 1908,
Band 19, S. 432) sagt: „Tesching, angeblich nach
der Stadt Teschen benannte Handfeuerwaffe von
so kleinem Kaliber, dass schon die Gase eines
stark geladenen Zündhütchens erbsengrosse Ge-
schosse auf 10—20 m durch ein mässig starkes
Brett treiben, 1860 von Flobert angegeben.“
Diese Angaben stimmen nicht; denn „Te-
schincken“ aus Teschen sind mindestens im 18. Jahr-
hundert nachweisbar, das Flobert - Gewehr aber
stammt von 1849.
Zedlers Universal-Lexicon sagt 1744 (Band 42,
Sp. 1181) bei „Teschen“: „Soweit ist diese Stadt
berühmt wegen der Büchsen, die allda verfertiget,
und Tesch-Röhren oder Teschincken genennet
werden.“
„Zu Teschen, einer Stadt in Ober-Schlesien,
werden diejenigen Büchsen gemacht, welche man
Tesch-Röhre oder Teschinken nennet“ (Krünitz,
Encyklopädie, Band 7, 1784, S. 357).
„Teschinen, Teschinken, eine Art künstlicher
und schöner Feuerrohren, welche in dem Fürsten-
thum Teschen in Schlesien gemacht werden, und
daher den Namen führen“ (Jacobsson, Wörter-
buch, Bd. 4, 1784, S. 385). Die Frage, ob diese
Art 1784 schon kleinkalibrig war, bleibt offen.
Im Bericht über die Mainzer Gewerbeaus-
stellung von 1842 heifst es (S. 163), dafs die Firma
Heinrich Chr. Klett & Söhne in Zella St. Blasii
„Teschkins mit und ohne Pulverladung, von vorne
oder mittelst Walze von hinten zu laden und so-
wohl zum Kugel-, als auch zum Schrotschufs ein-
gerichtet“ ausstellte. Eine Erklärung sagt dazu:
„Man versteht unter Teschkins Büchsen von sehr
kleinem Kaliber, wo die Kugeln noch nicht 1/2 Loth
wiegen; sie sind sehr leicht gebaut, schiessen aber
gut und sollen zu Teschen im österreichischen
Schlesien erfunden sein, woher der
Name.“
Und 1846 heifst es in einem
„Conversations - Lexikon“ (Leipzig,
Bd. 2, S. 1552): „Teschinen (teschinsk),
kleine Büchsen, die % Loth schiessen,
nach der Stadt Teschen benannt.“
Der Pariser Büchsenmacher Flo-
bert erhielt auf die Büchse mit klei-
nem Kaliber am 23. Juli 1849 das
französische Patent Nr. 4470. Die
französischen Patente jener Zeit sind
nicht alle veröffentlicht, und so ist
von diesem nur der Titel bekannt’
gemacht worden. Das Original des
Patentes mufs sich aber noch in Paris
— vermutlich im Conservatoire des
arts et metiers — befinden.
Franz M. Feldhaus.
Schutzringe für Zündlöcher. Der vielseitige
Zacharias Conrad von Uffenbach, der 1710 die
Niederlande bereiste, sah zu Franeker in der
Provinz Friesland „an allen Thoren drey recht
saubere Stücke, so die Stadt, wie darauf stehet,
giessen lassen. Wir bemerkten etwas sonderbares,
dass nemlich um das Zündloch an allen ein dünner
messingener oder küpferner -Ring oder Reif ge-
legt war, vermuthlich dass die Kinder oder böse
Buben (wenn niemand dabey ist) keinen Schaden
daran thun können“ (Uffenbach, Reisen, Bd. 2
1753, S. 311). Franz M. Feldhaus.
Zur Geschichte der Schießscheiben und
Schießbäume. Da mir in der jüngsten Zeit sowohl
die Ringscheibe wie auch die Vogelstange aus dem
Abb. 1
klassischen Altertum bekannt geworden sind,
möchte ich hier die wichtigsten Abbildungen und
die Literatur über das Zielgerät zusammenstellen.
Auf einer panathenäischen Preis - Amphore
im British Museum zu London sieht man (Abb. 1)
berittene Epheben mit Lanzen nach einer Ring-
scheibe werfend (Journal of Hellenic Studies,
Bd. 27, 1907, Taf. 20; Geschichtsbl.f.Technik Bd. 4,
Abb. 2