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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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3./4. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0106

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86

FACHNOTIZEN

VIII. BAND

1494, Blatt n verso. In Schillings Luzerner
Chronik (Stadtbibliothek Luzern) sieht man 1504
einen Schiefsstand, der in der Längsrichtung der
Schufsbahn auf Rädern beweglich ist (K. Wild,
Bilderatlas, Heidelberg 1904, Taf. 24, Abb. 4).
Von hoher Schönheit ist die früheste Malerei,
die ich bisher von der Vogelstange gefunden
habe. Sie stammt aus dem Behemschen Buch der
Krakauer Zünfte aus dem Jahre 1505 (Festschrift
zum Jubiläum des K. K. Österreichischen Museums
für Kunst und Industrie, herausgegeben von Bruno
Bucher, Wien 1889, Taf. 21). Der Schiefsbaum
(Abb. 4) ist in einem freien Gelände aufgestellt.
Er läst sich, in seinem Ständer umlegen und wird
durch Seile verstrebt. Als Ziel trägt er eine
weifse Taube. Der Schiefsplatz wird im Hinter-
gründe von Lanzenträgern abgesperrt und dicht

die von Peter Bruegel, dem Bauern-Bruegel, um
1560 dargestellt und 1601 gestochen wurde. Für
die dort ausgesprochene Ansicht, man habe einen
lebenden Flahn auf die Stange gesetzt, konnte
ich bisher keinen Beleg finden.
Im 16. Jahrhundert schofs man auch nach be-
weglichen Scheiben. Ich kann dafür zwei Belege
bringen. 1551 ladet die Stadt Leipzig zu einem
Schiefsen ein, bei dem „auch mit Zielroren / zu
einer schwebenden Scheibe“ geschossen werden
soll (Leipziger Schiefsbrief von 1551, abgedruckt
bei; Wustmann, Bilderbuch der Stadt Leipzig,
Leipzig 1913, S. 10). In der „Ordentlichen Be-
schreibung mit was stattlichen Ceremonien und
Zierlichkeiten’.“ (Dillingen 1587, S. 130)
wird ein Scheibenstand dargestellt, auf dem man
mit Gewehren nach einer beweglichen Reiter-


Abb. 5

hinter der Vogelstange sehen wir einen Mann,
der die Bolzen aufsammelt. Dem Schützen, der
im Vordergrund nach dem Vogel schiefst, hält
ein Nachbar den Hut so vor, dafs die Sonne ihn
nicht blenden kann.
Im 16. Jahrhundert findet man neben Dar-
stellungen der Schiefsscheibe und des Schiefs-
baumes auch den Tellschufs nach dem Apfel,
so z. B. im Jahre 1544 in der bekannten „Cosmo-
graphia“ des Sebastian Münster (Basel 1544,
Blatt 229) oder bei Olaus Magnus „De gentibus
septentrionalibus“ (Rom 1555, S. 499). Bei Mag-
nus sieht man auf S. 501 auch das Schiefsen
nach der Vogelstange, und zwar sowohl mit der
Armbrust als auch mit dem Feuergewehr. Eine
frühere Darstellung eines Schiefsstandes für Feuer-
gewehre ist mir bisher nicht bekannt geworden.
Man setzte auch manches -Mal den Vogel
mittels einer langen Stange auf einen Wind-
mühlenflügel auf. Auf diese Weise machten sich
die Bauern eine billige und schnell arbeitende
Maschine, um den Vogel aufzurichten und ihn
nach den einzelnen Treffern besichtigen zu können.
Auf Seite 31 des laufenden Jahrgangs dieser
Zeitschrift ist solch eine Windmühle abgebildet,

scheibe schiefst. Zwischen dem Stand des
Schützen und der Deckung für den Anzeiger
läuft eine „gloggen schnuer“. Man sieht zwischen
zwei kleinen Häusern einen Schienenweg, auf
dem die als bewegliche Scheibe dienende Ritter-
figur — wohl durch unterirdisch geführte Seile —
hin- und hergezogen wurde. An einer rück-
wärtigen Mauer des Schiefsstandes erkennt man
eine Menge fehlgegangener Schüsse (Abb. 5).
Dieser Kupferstich ist bei Diederichs „Deutsches
Leben“, Band 2, Nr. 1315, abgebildet, doch sowohl
die Zeit als der Standort sind falsch angegeben.
Er begegnete mir kürzlich an der obenbezeichneten
Stelle vom Jahre 1587.
Im Jahre 1733 legte de Raucour der Pariser
Akademie ein Projekt für eine Scheibe vor, die,
sobald man das Zentrum trifft, ein Feuerschlofs
auslöst und so einen Schufs abgibt (Machines
approuvees, Bd. 6, Nr. 416).
Franz M. Feldhaus.
Eine indische Stangenbüchse aus Bronze.
Bezug nehmend auf die Ausführung von K. Forrer
„Gotische und exotische Stangenbüchsen in Dreh-
gabeln“ und auf den dort geäufserten Wunsch
 
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