172
FACHNOTIZEN
VIII. BAND
j- •
Abb. i. Chiieh-chang hsin-fa, Blatt iob.
Etwa 2000 Jahre nach dieser Kon-
struktion findet dieselbe Idee, jedenfalls
ganz unbeeinflufst von der früheren Aus-
führung, wieder Anwendung. Im ver-
gangenen Kriege wurden von der öster-
reichisch - ungarischen Armee Versuche
mit einem Granatwerfer unternommen, der
in Abb. 2 und 3 wiedergegeben ist. Die
Sehnenkonstruktion besteht hierbei aus
fünf Teilen, die durch Bolzen zusammenge-
halten werden. Das Spannen der Armbrust
geschieht durch Kette und Handkurbel.
Um beim Zusammenbau des Granat-
werfers die Sehne einzulegen, wird eine
Hilfsvorrichtung benutzt, die im Prinzip
ganz der chinesischen entspricht. Die
Hilfsvorrichtung wird, ebenso wie die noch
nicht geschlossene Sehnenkonstruktion, an
von Ch’öng Tsung-yu1 2). Der Titel bedeutet auf
deutsch: „Methode des Bogenspannens mit Nieder-
knien“ und der zu dem Bilde gehörige Text lautet
etwa folgendermafsen: „Um den Bogen soweit zu
biegen, dafs die Sehne aufgelegt werden kann,
mufs ein Mann das um die Hüften gelegte Band
an den Bogenehden befestigen und durch Gegen-
stemmen derFüfse mit voller Körperkraft biegen“-).
Es handelt sich bei dieser Ausführungsform,
die etwa zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr.
bis 221 n. Chr.) in China üblich gewesen ist, also
darum, die Sehne in den nach asiatischer Weise
mit Vorspannung versehenen Armbrustbogen be-
quem einlegen zu können; Der Bogen ist im
Ruhezustand nach aufs en gekrümmt; es würde
also grofse Anstrengung erfordern, wollte man
ihn etwa mit der Hand nach einwärts biegen
und zugleich die Sehne einlegen. Deswegen
wird der zum Spannen der gebrauchsfertigen,
Abb. 2. Granatwerfer.
(Heeresmuseum zu Wien, Signatur: E. B Nr. 1474.)
d. h. mit Sehne y.ersehenen Arm¬
brust benutzte Gurt (der „Hüft-
spanner“ der Chinesen) aufsen
an den Enden des Bogens be-
festigt und nun mit Hilfe der
Beinmuskulatur der Bogen nach
•einwärts gezogen. Ein zweiter
Mann legt darauf die Sehne ein3).
x) Für den Hinweis auf dieses Buch
sei dessen Besitzer Herrn Dr. O. Münster-
berg in Berlin an dieser Stelle der er-
gebenste Dank des Verfassers ausge-
sprochen. *
2) Chüeh-chang hsin-fa, Blatt iob:
3) Es ist sehr zu bedauern, dafs
über die Art des Einlegens der Sehne
bei den europäischen Armbrüsten bisher
noch nichts veröffentlicht worden ist.
Abb. 3. Montieren der „Sehne“ des Granatwerfers.
FACHNOTIZEN
VIII. BAND
j- •
Abb. i. Chiieh-chang hsin-fa, Blatt iob.
Etwa 2000 Jahre nach dieser Kon-
struktion findet dieselbe Idee, jedenfalls
ganz unbeeinflufst von der früheren Aus-
führung, wieder Anwendung. Im ver-
gangenen Kriege wurden von der öster-
reichisch - ungarischen Armee Versuche
mit einem Granatwerfer unternommen, der
in Abb. 2 und 3 wiedergegeben ist. Die
Sehnenkonstruktion besteht hierbei aus
fünf Teilen, die durch Bolzen zusammenge-
halten werden. Das Spannen der Armbrust
geschieht durch Kette und Handkurbel.
Um beim Zusammenbau des Granat-
werfers die Sehne einzulegen, wird eine
Hilfsvorrichtung benutzt, die im Prinzip
ganz der chinesischen entspricht. Die
Hilfsvorrichtung wird, ebenso wie die noch
nicht geschlossene Sehnenkonstruktion, an
von Ch’öng Tsung-yu1 2). Der Titel bedeutet auf
deutsch: „Methode des Bogenspannens mit Nieder-
knien“ und der zu dem Bilde gehörige Text lautet
etwa folgendermafsen: „Um den Bogen soweit zu
biegen, dafs die Sehne aufgelegt werden kann,
mufs ein Mann das um die Hüften gelegte Band
an den Bogenehden befestigen und durch Gegen-
stemmen derFüfse mit voller Körperkraft biegen“-).
Es handelt sich bei dieser Ausführungsform,
die etwa zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr.
bis 221 n. Chr.) in China üblich gewesen ist, also
darum, die Sehne in den nach asiatischer Weise
mit Vorspannung versehenen Armbrustbogen be-
quem einlegen zu können; Der Bogen ist im
Ruhezustand nach aufs en gekrümmt; es würde
also grofse Anstrengung erfordern, wollte man
ihn etwa mit der Hand nach einwärts biegen
und zugleich die Sehne einlegen. Deswegen
wird der zum Spannen der gebrauchsfertigen,
Abb. 2. Granatwerfer.
(Heeresmuseum zu Wien, Signatur: E. B Nr. 1474.)
d. h. mit Sehne y.ersehenen Arm¬
brust benutzte Gurt (der „Hüft-
spanner“ der Chinesen) aufsen
an den Enden des Bogens be-
festigt und nun mit Hilfe der
Beinmuskulatur der Bogen nach
•einwärts gezogen. Ein zweiter
Mann legt darauf die Sehne ein3).
x) Für den Hinweis auf dieses Buch
sei dessen Besitzer Herrn Dr. O. Münster-
berg in Berlin an dieser Stelle der er-
gebenste Dank des Verfassers ausge-
sprochen. *
2) Chüeh-chang hsin-fa, Blatt iob:
3) Es ist sehr zu bedauern, dafs
über die Art des Einlegens der Sehne
bei den europäischen Armbrüsten bisher
noch nichts veröffentlicht worden ist.
Abb. 3. Montieren der „Sehne“ des Granatwerfers.