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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

DOI Heft:
7. Heft
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Haenel, Erich: Zur ältesten Geschichte der Dresdner Rüstkammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0207

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7. HK FT

ERICH HAENEL, ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE DER DRESDNER RÜSTKAMMER

187

das Wappen auf den Raddecken als kurfürstlich
sächsisch erklärt, die Initialen Z S aber nicht ge-
lesen werden. Ehrenthals Deutung der Wappen,
links Herzogtum Sachsen, rechts ein Löwe, auf
die des Administrators Friedrich Wilhelm, Herzogs
von Sachsen-Altenburg und seiner Gemahlin Anna
Maria, Pfalzgräfin von Pfalz-Neuburg, ist durchaus
willkürlich; der steigende Löwe kann ebensogut
der von Meifsen wie der der Pfalzgrafschaft sein.
Einen Anhalt für die Bestimmung des einstigen
Besitzers können die in Bein gravierten Bildnisse
eines schnurrbärtigen, eine mächtige gefältelte
Krause über dem Harnisch tragenden Herrn und
einer ähnlich ausgestatteten, gleichfalls einen Hut
tragenden Dame bieten, die sich auf der Unter-
seite des Schaftes neben der Hahnfeder befinden.
Wenn auch das Aussehen des Mannes dem des
Herzogs, der damals (1561) 29 Jahre alt war, ent-
sprochen haben kann, darf das der Frau kaum
einem 16jährigen Mädchen (Anna Maria war am
18. August 1575 geboren) zugebilligt werden. Auf
der Medaille, die anläfslich des herzoglichen Bei-
lagers.am 29. August 1591 geschlagen wurde! und
die zu dem Werk des bekannten Kurfürstlichen
Medailleurs Tobias Wolf gerechnet werden kann
(Tentzel Lin. Ern. II. Coburg-Altenburg, S. 370,
Tab. 27), erscheint der Herzog mit dem rundge-
schnittenen Vollbart, wie er aus den Fürstenphysio-
gnomien der Zeit, man denke nur an Christian I.,
bekannt ist. Nur der langausgedrehte Schnurr-
bart zeigt mit dem auf dem Bildnis des Faust-
rohres einige Ähnlichkeit, wobei zu berücksichtigen

Bezeichnete Arbeiten des Meisters befinden
sich weiterhin in der Sammlung der Eremitage in
Petersburg (G 147, S. 239), wo ein Paar Pistolen
aulser der Marke mit der Lilie auch noch die aus
der Dresdner Gewehrgalerie (241, Tesching des
Herzogs August, Administrators von Kursachsen)
_____ und dem Pistolensaal F 354 bekannte
Schäftermarke des Hans Frost oder Hans.
Fleischer H F trägt. Ferner in der Leib-
rüstkammer zu Stockholm: eine Büchse der Her-
zogin Agnes von Brandenburg, die in erster Ehe mit
dem Herzog Philipp Julius von Pommern, in zweiter
mit dem Herzog Franz Karl von Sachsen-Lauenburg
vermählt war, einer Tochter des K urfürsten Johann
Georg' I. von Brandenburg, ist mit ihrem vollen
Namen, der Jahreszahl 1616 und der Marke des
Meisters geschmückt; zwei andere, nicht näher
beschriebene (335, 360:1), davon die erstere aus
der Sammlung Karls XV., haben die gleiche Her-
kunft. Ein Faustrohr der Sammlung des Fürsten
Salm-Reifferscheidt auf Schlofs Dyck,Nr.468, trägt
auf dem Laufe, neben der Schlange und der
Nürnberger Beschau, eine Marke, die sich von
der Herolds nur dadurch unterscheidet, dafs sie
statt des Buchstabens H ein S enthält (vgl. Stock-
holm, Faustrohre 297, 329 und 475, Marken 188
und 191, und Dresden, F 171, Faustrohre mit dem
Monogramm W D). Schliefslich mufs ein Paar
kostbar ausgestatteter Faustrohre des Dresdner
Historischen Museums (F 354), deren Schäftung
neben dem herzoglich sächsischen das Merse-
burger Wappen enthält und damit auf die seit


Abb. 4. Faustrohr von Zacharias Herold. F 235. (Dresden, Histor. Museum.)

ist, dafs die wenig geübte Hand des Graveurs
hierfeinere physiognomische Besonderheiten kaum
wiederzugeben imstande war. Das Bildnis der
Pfalzgräfin auf dem Revers der Medaille könnte
andererseits eher der sehr jugendlichen Erscheinung
der Sechzehnjährigen entsprechen. So müssen
gegen die Zuweisung der Faustrohre an das ge-
nannte Fürstenpaar auch bei Annahme der heral-
dischen Deutung gewichtige Bedenken bestehen
bleiben.

1592 ausgeübte Würde des damaligen Herzogs
Johann Georg (I.) als Administrator des Stiftes
Merseburg hinweist, als Dokument der Tätigkeit
unseres Zacharias Herold am Ende des 16. Jahr-
hunderts verzeichnet werden (Abb. 2). Seltsamer-
weise ist das deutliche Kreuz dieses Wappens,
das sich auf der Dünnung neben der- eingravierten
Schäftermarke H F (Hans Frost?) befindet, bis in
das älteste in Frage kommende Inventar, das
der Spiefspagen-Kammer von 1667, Nr. 11, als das
 
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