194
E. LENZ, DATIERTE PANZERHEMDEN UND VERZIERTE PANZERRINGE
VIII. BAND
an 36 Panzerhemden erhalten sind. Diese sind
folgendermafsen verteilt:
16 Panzerhemden, darunter 12 dem 16. und
4 dem 17.Jahrhundert zugeschrieben, tragen, meist
auf der rechten Brustseite, je eine mit nicht näher
beschriebenen Stempeln gezeichnete bleierne
Scheibe; es ist anzunehmen, dafs die Zeichen auf
ihnen bis zur Unkenntlichkeit verwischt sind.
2 dem 17. Jahrhundert angehörige Eiernden
sind mit gestempelten Bronzescheiben versehen;
Darstellung gleichfalls unbekannt.
1 kaukasisches Kettenhemd hat auf der Brust
2 gröfsere und 2 kleinere, auf dem Rücken 2 kleine
zierliche Bronzescheiben.
6 deutsche Panzerhemden des 16. Jahrhunderts
tragen je eine Scheibe aus Bronze und eine aus Blei.
4 Kettenhemden des 17. Jahrhunderts sind
mit je einer Bleischeibe versehen.
2 russische Panzerhemden haben je eine Zinn-
scheibe.
2 Hemden des 16. Jahrhunderts tragen Blei-
scheiben mit dem Stempel des Moskauer „grofsen
Schatzes“.
1 orientalischer Kettenpanzer hat eine Blei-
und eine Bronzescheibe.
1 anderes — eine Silberscheibe.
1 russisches endlich — eine Blei- und eine
Bronzescheibe.
Die bemerkenswertesten sowohl dieser 49
Exemplare der Moskauer Rüstkammer, als auch
einige Panzerhemden der Eremitage und anderer
Sammlungen sollen eingehend beschrieben werden.
1. Moskauer Rüstkammer, Inv. Nr. 4465.
Orientalisches Panzerhemd mit Bronzescheibe,
welche die gestanzte Inschrift trägt: „Bek Bud
Jahr 912“ (nach christlicher Zeitrechnung 1506)
und einer Bleischeibe, auf welcher sich der Stempel
des Moskauer grofsen Schatzes befindet.
Bek Bud ist der Name einer historischen
Persönlichkeit, und zwar eines Günstlings des
Sultans Abul Ghazi Chossein Bai-
kära, welcher in den Jahren 1473
bis 1506 in Chorassan und Herat
regierte. Es ist bekannt, dafs der
Emporkömmling Bek Bud als be-
sondere Gunstbezeugung' von sei-
nem Herrn das Recht erhielt, seinen
Namen auf den Landesmünzen prägen zu lassen.
(Abb. 1.)
2. Eremitage-Sammlung, J. 535.
Ringgeflecht eines orientalischen Schenkel-
schutzes und Maschenfragment; auf beiden je
eine Bronzescheibe mit identischer Inschrift:
„Sachibi Emir Jakub el Ghazi“, d. i. „Herr (dieses
ist der) Emir Jacob der Siegreiche“. Auch hier
tritt uns eine historische Persönlichkeit entgegen:
Emir Jakub el Ghazi aus der Dynastie der Kujun-
lu (der weifsen Schafe) regierte über Nord-Persien
in den Jahren 1479
Abb, 2. Abi). 3.
3. Eremitage-Sammlung, L. 78.
I?ragment eines orientalischen Schenkel-
schutzes. Das Ringgeflecht der Kniescheibe trägt
2 Bronzescheiben; auf einer derselben ist das be-
kannte türkische Arsenalzeichen, auf der anderen
eine sechsblättrige Blume dargestellt, ein Bild,
welches häufig auf anonymen türkischen Münzen
des 15. Jahrhunderts angetröffen wird. (Abb. 3).
4. Moskauer Rüstkammer, Inv. Nr. 4466.
Auf einem orientalischen Panzerhemd eine
Bronzescheibe mit erhabener Inschrift in russischer
Sprache: „DesFürsten Peter 1 wanowitsch Schuiski.“
Fürst Schuiski, Bojar und Wojewode unter
dem Zaren Iwan IV. dem Grausamen, fiel 1564
in der Schlacht am Flusse Ula gegen die Lithauer
unter dem Fürsten Radziwil.
Auf der rechten Brustseite des Panzerhemdes
eine Bleischeibe’ mit dem Stempel des Moskauer
grofsen Schatzes.
5. Moskauer Rüstkammer, Inv. Nr. 4552.
Orientalisches Panzerhemd; auf einer silbernen
Scheibe die arabische Inschrift: „Panzerhemd des
grofsen Schah Ahmed Iram-li3).
6. Panzerhemd der Sammlung W. Rose, Berlin.
(Vgl. Ztschr. f. hist. Waffenk. I, S. 166.) Die von
dem Besitzer a. a. O. gebrachte Lesung der arabi-
schen Inschrift auf der kleineren der zwei Bronze-
scheiben ist nicht richtig und mufs lauten: „Auf
Befehl des El Melik Abdullah, Sohnes des Hassan
C . . .“ (das letzte Wort nicht ausgeschrieben).
7. Eremitage-Sammlung, L. 61.
Russisches Panzerhemd; auf einer runden
Messingscheibe die tief eingeschnittenen Initialen
* 3) Nach Angabe des Moskauer Inventars. Die In-
schrift .ist augenscheinlich falsch gelesen, kann aber jetzt
leider nicht nachgeprüft werden, da die Sammlung eben
nicht zugänglich ist.
E. LENZ, DATIERTE PANZERHEMDEN UND VERZIERTE PANZERRINGE
VIII. BAND
an 36 Panzerhemden erhalten sind. Diese sind
folgendermafsen verteilt:
16 Panzerhemden, darunter 12 dem 16. und
4 dem 17.Jahrhundert zugeschrieben, tragen, meist
auf der rechten Brustseite, je eine mit nicht näher
beschriebenen Stempeln gezeichnete bleierne
Scheibe; es ist anzunehmen, dafs die Zeichen auf
ihnen bis zur Unkenntlichkeit verwischt sind.
2 dem 17. Jahrhundert angehörige Eiernden
sind mit gestempelten Bronzescheiben versehen;
Darstellung gleichfalls unbekannt.
1 kaukasisches Kettenhemd hat auf der Brust
2 gröfsere und 2 kleinere, auf dem Rücken 2 kleine
zierliche Bronzescheiben.
6 deutsche Panzerhemden des 16. Jahrhunderts
tragen je eine Scheibe aus Bronze und eine aus Blei.
4 Kettenhemden des 17. Jahrhunderts sind
mit je einer Bleischeibe versehen.
2 russische Panzerhemden haben je eine Zinn-
scheibe.
2 Hemden des 16. Jahrhunderts tragen Blei-
scheiben mit dem Stempel des Moskauer „grofsen
Schatzes“.
1 orientalischer Kettenpanzer hat eine Blei-
und eine Bronzescheibe.
1 anderes — eine Silberscheibe.
1 russisches endlich — eine Blei- und eine
Bronzescheibe.
Die bemerkenswertesten sowohl dieser 49
Exemplare der Moskauer Rüstkammer, als auch
einige Panzerhemden der Eremitage und anderer
Sammlungen sollen eingehend beschrieben werden.
1. Moskauer Rüstkammer, Inv. Nr. 4465.
Orientalisches Panzerhemd mit Bronzescheibe,
welche die gestanzte Inschrift trägt: „Bek Bud
Jahr 912“ (nach christlicher Zeitrechnung 1506)
und einer Bleischeibe, auf welcher sich der Stempel
des Moskauer grofsen Schatzes befindet.
Bek Bud ist der Name einer historischen
Persönlichkeit, und zwar eines Günstlings des
Sultans Abul Ghazi Chossein Bai-
kära, welcher in den Jahren 1473
bis 1506 in Chorassan und Herat
regierte. Es ist bekannt, dafs der
Emporkömmling Bek Bud als be-
sondere Gunstbezeugung' von sei-
nem Herrn das Recht erhielt, seinen
Namen auf den Landesmünzen prägen zu lassen.
(Abb. 1.)
2. Eremitage-Sammlung, J. 535.
Ringgeflecht eines orientalischen Schenkel-
schutzes und Maschenfragment; auf beiden je
eine Bronzescheibe mit identischer Inschrift:
„Sachibi Emir Jakub el Ghazi“, d. i. „Herr (dieses
ist der) Emir Jacob der Siegreiche“. Auch hier
tritt uns eine historische Persönlichkeit entgegen:
Emir Jakub el Ghazi aus der Dynastie der Kujun-
lu (der weifsen Schafe) regierte über Nord-Persien
in den Jahren 1479
Abb, 2. Abi). 3.
3. Eremitage-Sammlung, L. 78.
I?ragment eines orientalischen Schenkel-
schutzes. Das Ringgeflecht der Kniescheibe trägt
2 Bronzescheiben; auf einer derselben ist das be-
kannte türkische Arsenalzeichen, auf der anderen
eine sechsblättrige Blume dargestellt, ein Bild,
welches häufig auf anonymen türkischen Münzen
des 15. Jahrhunderts angetröffen wird. (Abb. 3).
4. Moskauer Rüstkammer, Inv. Nr. 4466.
Auf einem orientalischen Panzerhemd eine
Bronzescheibe mit erhabener Inschrift in russischer
Sprache: „DesFürsten Peter 1 wanowitsch Schuiski.“
Fürst Schuiski, Bojar und Wojewode unter
dem Zaren Iwan IV. dem Grausamen, fiel 1564
in der Schlacht am Flusse Ula gegen die Lithauer
unter dem Fürsten Radziwil.
Auf der rechten Brustseite des Panzerhemdes
eine Bleischeibe’ mit dem Stempel des Moskauer
grofsen Schatzes.
5. Moskauer Rüstkammer, Inv. Nr. 4552.
Orientalisches Panzerhemd; auf einer silbernen
Scheibe die arabische Inschrift: „Panzerhemd des
grofsen Schah Ahmed Iram-li3).
6. Panzerhemd der Sammlung W. Rose, Berlin.
(Vgl. Ztschr. f. hist. Waffenk. I, S. 166.) Die von
dem Besitzer a. a. O. gebrachte Lesung der arabi-
schen Inschrift auf der kleineren der zwei Bronze-
scheiben ist nicht richtig und mufs lauten: „Auf
Befehl des El Melik Abdullah, Sohnes des Hassan
C . . .“ (das letzte Wort nicht ausgeschrieben).
7. Eremitage-Sammlung, L. 61.
Russisches Panzerhemd; auf einer runden
Messingscheibe die tief eingeschnittenen Initialen
* 3) Nach Angabe des Moskauer Inventars. Die In-
schrift .ist augenscheinlich falsch gelesen, kann aber jetzt
leider nicht nachgeprüft werden, da die Sammlung eben
nicht zugänglich ist.