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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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7. Heft
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Stöcklein, Hans: Münchner Klingenschmiede
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0221

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7. HEFT

HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE

201

Münchner Messerschmieden gefafst wurden. Sehen
wir uns daraufhin die Zweihänder mit Klingen
Münchner Herkunft an, so finden wir besonders
oft vier Typen vertreten. Auf Abb. 2 ist Griff A
bei einer grofsen Anzahl von Zweihändern des
Nationalmuseums München anzutreffen, welche
meistens die Marke des Christoph I Ständler
(Marke 29) zeigen. B finden wir auf drei Zwei-
händern mit der gleichen Marke 29, sowie auf
einem Zweihänder mit einer Lilienmarke, ebenfalls
im Nationalmuseum München. Griff C kommt vor
bei den sechs Zweihändern des Nationalmuseums
München mit Marke 25 des Christoph I Ständler.
Griff D treffen.wir bei vier Zweihändern des Natio-

; Sicherheit als Münchner Arbeiten
bezeichnen, und möchte den Verdacht vermei-
den, in übertriebenen Lokalpatriotismus zu ver-
fallen. •

nalmuseums München, von denen zwei die Marke 1
des Wolfgang, einer die Marke 29 des Christoph
Ständler zeigen. Ich habe vorstehend nur die
Zweihänder des Nationalmuseums für meine Zu-
sammenstellung gewählt; die gleichen Zweihän-
der mit diesen Formen sind in allen gröfseren
Sammlungen anzutreffen, meist auch mit Klingen
des Münchner Ständler. So viel, steht fest, dafs
wir in den Griffformen A—D Arbeiten Münchner
Messerschmiede erblicken dürfen. Manchmal sind
die Formen etwas reicher: so enthält das National-
museum München Zweihändergriffe der Form B,
die durchbrochen gearbeitet sind (Abb. 3). Auch
kommen noch andere Griffe bei Zweihändern

satzes bei den Diefstettern. Aus den Ausgaben
für Ponacker und Schuder ist nicht zu entnehmen,
woher die beiden Händler die Zweihänder be¬
zogen, sie können sie ebensogut in Passau-als in
München gekauft haben.
Wir haben uns jetzt mit den Marken der
Münchner Familie Ständler beschäftigt. Bevor
ich weitere Marken bespreche, wird es Zeit, auch
einmal die Formen der Münchner Zweihänder ins
Auge zu fassen.
Die Klingen sind entweder gerade und flach
mit breit abgeschliffener Schneide oder geflammt
mit ebensolcher Schneide. Blutrinnen oder ähn¬
liche Klingenprofilierungen fehlen gänzlich. Gegen
die Spitze zu verbreitern sich die Klingen
etwas, um dann mit scharf abgesetzter
kurzer Spitze zu endigen.
Gefsler hat in seiner oben erwähnten
Studie über den Zweihänder darauf hin¬
gewiesen, dafs in allen Museen nur Zwei¬
händer ohne Scheiden vorhanden sind,
obwohl nach Inventarangaben auch teil¬
weise Scheiden vorhanden waren. Einen
Zweihänder mit Scheide habe ich bis jetzt
erst einmal angetroffen, und zwar in der
Kunstsammlung Clemens in München,
die auch eine, zwar nicht grofse, aber
dafür desto interessantere Waffensamm¬
lung enthält. Die Scheide (Abb. 1) setzt
unter den Parierhaken an und ist aus
braunem, starkem Leder. An der Mün¬
dung ist ein leichter Wulst aufgetrieben,
das Ortband nur angedeutet durch ein
kreuzweise schraffiertes Querband, das
wie das Fischgrätenmuster auf der Schei¬
denlänge in Pressung hergestellt wurde.
Eine Vorrichtung zum Einhaken eines
Gürtels ist an der Scheide nicht zu finden, die
Frage der Gürtel und deren Tragweise bleibt
demnach zunächst noch ungeklärt.
Aus allen Zunftakten der deutschen Städte
geht hervor, dafs der Klingenschmied nur die
langen Klingen schmieden durfte. Deren Fassung,
d. h. Griffe und Scheidenbeschläge, war Sache
des Messerschmiedes. Dieser'Unterschied zwi¬
schen Klingenschmieden und Messerschmieden
wird leider viel zu wenig beachtet: es gibt z. B.
nicht Meister, die zugleich Klingenschmied und
Messerschmied waren. So ist auch die reinliche
Scheidung zwischen Klingenmarken, die nur auf
langen Klingen zu finden sind, und Messermarken,
die auf Griffteilen sowie auf kurzen Dolch- und mit Münchner Klingen vor, aber ich kann diese
Messerklingen vorkommen, streng durchzuführen, nicht mit
Aus vorstehenden, sowie aus in der Folge zu be¬
sprechenden Ausgaben geht hervor, dafs die
Klingen der Münchner Zweihänder auch von
 
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