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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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8. Heft
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Schwietering, Julius: Schwerter mit Ringknauf
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0262

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242

J. SCHWIETERING, SCHWERTER MIT RINGKNAUF

VIII. BAND


a b
Abb. 4.
Spätrömische Schwerter mit Ringknauf.
(Sammlung Wilczek.)

Vernietung der Angel zeigen, sind wesentlich
kleiner als die bisherigen Stücke, ihre Gesamt-
längen betragen nur 57.cm und 57,2 cm, ihre oberen
Klingenbreiten 2,1 cm und 2,9 cm. Das Schwert
auf Abb. 4 unterscheidet sich von 'den bisherigen
nicht nur durch die schwächere Schwellung des
Ringes, sondern vor allem durch die gröfsere
Breite desselben, worin es sich dem von Dechelette
besprochenen Schwert von Lovere nähert. Deche-
lette, der den älteren Typus mit hochgezogenem

Ring in das 2-/3. Jahrhundert n. Chr. setzt, datiert
das Schwert von Lovere in das 4. Jahrhundert.
Unser Schwert (s. Abb. 4b) stellt ein Übergangs-
stadium dar: das Verhältnis seiner Ringhöhe zur
-breite beträgt 5,5 :6,6, während das hier nicht
abgebildete ältere Schwert der Wilczekschen
Sammlung (s. Collection Millon Fig. 51,3) das um-
gekehrte Verhältnis 6,9 : 5,5 zeigt. Ein ähnliches
Verhältnis von Ringhöhe zur Breite, d. h. 4,25 : 5,3,

in Ungarn I,

Abb. 5.
Spätrömischer
Dolch
mit Ringknauf.
(Zeughaus, Berlin.)

finden wir bei einem einschneidigen, am Starn-
berger See gefundenen Dolch des Berliner Zeug-
hauses (s. Abb. 5), der sich durch seine zusammen-
gesetzte Griffangel ebenfalls als
spätrömisch erweist, wodurch die
Datierung des Zeughausführers
(1914) Taf. XIII Nr. 5 in das 9./10.
Jahrhundert hinfällig wird. Die
Gesamtlänge dieses Dolches be¬
trägt 41,2 cm, ■ die Klingenlänge
28.2 cm, die obere Klingenbreite
4,7 cm, die Gesamtlänge des Griffs
12.3 cm. Aufser der breiteren La-
gerung des Griffs hat der Quer-
riegel seine wulstige Form ein-
gebüfst und ist wesentlich zier¬
licher geworden.
Die von Dechelette beige¬
fügten mittelalterlichen Schwerter
(Collection Millon Fig. 53) unter-
scheiden sich von den spätrömi-
schen dadurch, dafs der Ring oben
am Ende der Angel angeschmie-
det ist und also nicht mit einem
Fortsatz über einen Teil der An-
gel hinübergreift. Das ebendort
Fig. 53,2 abgebildete, bei Lübeck
gefundene Schwert ist übrigens
ein Schwert des 14. Jahrhunderts
mit scheibenförmigem Knauf. De-
chelette liefs sich durch die un-
zulängliche Skizze der Zeitschrift
für Ethnologie XIII (1881), Ver-
handlungen S. 87, Fig. 1 täuschen.
Über das Schwert von Gava
(Collection Millon Fig. 53,3), das
sich im Komitatmuseum zu Nyire-
gyhäza befindet, wage ich mir
kein Urteil zu bilden, solange ich
auf die Abbildung bei Hampel,
Altertümer des frühen Mittelalters
S. 191, und II, S. 631, angewiesen bin5).
Aber zweifellos mittelalterlich ist das Schwert
der Sammlung Wilczek auf Abb. 6 a mit breiter


5) Vgl. auch Archaeologiai Ertesitö 35 (1915) S. 202,
deutscher Auszug S. 30.
 
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