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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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12. Heft
DOI Artikel:
Schmid, Wolfgang Maria: Rüstungsstücke deutscher Kaiser
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0378

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358

W. M. SCHMID, RÜSTUNGSSTÜCKE DEUTSCHER KAISER

VIII. BAND

derung verfahren sind. Sie haben von den über
den Gräbern errichteten Monumenten die Platten
mit schweren Hämmern zertrümmert, die Rahmen
auseinander gerissen, dann die Holzsärge zer-
splittert und schliefslich die noch durch Gewand-
reste zusammengehaltenen Skelette herausgezerrt


partie herausgerissen und verschleudert worden.
Das Grab, in dem die Gemahlin Friedrich Barba-
rossas, Beatrix f 1184, mit ihrem Töchterchen
Agnes und 1309 Albrecht von Österreich f 1308
beigesetzt wurden, war vollständig ausgeräumt
worden; 1739 wurde da hinein das Kistchen mit


Abb. 1. Goldplattierte Sporen des deutschen Kaisers Heinrich V., gest. 1125 (Oberansicht).
(Natürliche Gröfse.)

und beraubt. Man hielt sich dabei hauptsächlich
an die oberen Körperpartien, wo sich am ehesten
Schmuck erwarten liefs. Die wesentlich tiefer
liegenden älteren Gräber wurden nicht gefunden;
es waren daher unbeschädigt geblieben die Lei-
chen von Konrad II 1039, seiner Gemahlin
Gisela f 1043, Heinrich III. f 1056, Heinrich IV.
j 1106, beigesetzt 1125, seiner Gattin Bertha f 1087.


den ringsum im Schutt gefundenen Körperresten
und Beigaben gestellt. Von dessem Inhalt konnten
bestimmt festgestellt werden Kopf und Kreuz-
bein von Rudolf, Skeletteile von Beatrix, Agnes
und Albrecht; aufserdem fand sich darin ein ge-
brochenes Schwert vor. Dieses und zwei Paar
aus den Särgen selbst erhobene Sporen sollen
hier besprochen werden.
Von Kaiser Heinrich V. f 1125 waren
nur die beiden Füfse von den Knöcheln
abwärts im Sarg in der originalen Lage
seit der Bestattung verblieben; Reste von
Hosen oder Gamaschen aus Seide mit
eingewebten oder gestickten Goldfäden,
dann niedere Lederschuhe mit geschlitzten
Laschen waren noch festzustellen; aufser-
dem zwei Sporen (Abb. 1 u. 2). Das Eisen
war natürlich durch die bei der Leichen-
zersetzung sich bildende Flüssigkeit vollkommen
mit Rost überzogen, so dafs die Form erst bei der
Konservierung herausgearbeitet werden konnte.
Die Bügel laufen parallel und haben im Querschnitt
eine schwache Mittelrippe. Die Stange ist gerade


Abb. 2.
Sporn des deutschen Kaisers Heinrich V., gest. 1125 (Seitenansicht).
(Natürliche Gröfse.)
Auch das Grab Philipps von Schwaben f 1208,
beigesetzt 1213, war nicht gestört worden. Da-
gegen waren die Leichen von Heinrich V. f 1125,
Adolf von Nassau f 1298, beigesetzt 1309, und
Rudolf von Habsburg f 1291 meist bis zur Knie-
 
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