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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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12. Heft
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Stöcklein, Hans: Münchner Klingenschmiede, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0392

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372

HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE

VIII. BAND

Hans, Ruprecht, Wolfgang, Anna, Regina,
Ursula und Maria. Das Fehlen der drei weiteren
Kinder, des unten aufgeführten Caspar II, sowie
der oben genannten Georg und Ulrich, beweist,
dafs diese 1556 bereits mündig waren. Am
22. August 1556 bezahlt Barbara D. für sich und
die wieder namentlich angeführten 8 Kinder die
Bürgerrechtsgebühr von 22 fl. (Camerbuch, Stadt-
archiv) sowie 6 11. 6 kr. 24 hl. als Nachsteuer (Erb-


Abb. 8.

schaftssteuer). 1560 wohnt sie in der Dieners-
gasse und erlegt 1 fl. 5 kr. 1 hl. Steuer für sich
und für ihre Kinder 5 kr. 23 hl. (Steuerbuch, Stadt-
archiv). Barbara D. wohnte zwar in der Stadt
München, hatte aber den in obigem Steuerbuch
des Gerichts Wolfratshausen als persönliches
Eigentum ihres Mannes bezeichneten Hof bei-
behalten und vermietet, wie aus dem Eintrag in
der 1574 aufgestellten Beschreibung aller Güter
usw. des Gerichts Wolfratshausen88) (Fol. 311 Au
und Niedergiesing) hervorgeht:
Alte Diefstetterin Behausung, darinnen Michael
Schlosser und Georg Dasti.
38) Reichsarchiv München, Gerichtslit. Wolfrats-
hausen I, 110, 1.

Im Scharberchbuch des Landgerichts Wolf-
ratshausen von 158538 39 40) Fol. 460 ist der gleiche Hof
verzeichnet:
Alten Diefstetterin Erben Behausung, darin
Michael Schlosser und Thomas Tagwercker.
Mit der Bezeichnung „alte Diefstetterin
Klingenschmiedin“ treffen wir sie in den Münchner
Hofzahlamtsrechnungen10) von 1575 als Lieferantin
von Leinwand für den Hof, wofür sie 252 fl.
30 kr. erhält.
Auf die Kinder Melchiors komme ich weiter-
hin zu sprechen. Von Arbeiten seiner Hand sei
zunächst erwähnt ein Eintrag im Kammerinventar
der Schwerter usw. Herzog Wilhelms V. von
Bayern von 157341) mit folgendem Wortlaut:
3 Klingen, so Melchior Clingenschmied
hergeben.
Demnach liefs der Herzog ungefafste, aber
jedenfalls besonders schön und sauber gearbeitete
Klingen des Meisters Melchior verwahren, um
sie gelegentlich durch einen Messerschmied oder
Goldschmied in einen dazu passenden künst-
lerischen Griff fassen zu lassen. Meister Melchior
kann nur Melchior Diefstetter sein, da ein anderer
Klingenschmied dieses Vornamens in dieser Zeit
in München nicht vorkommt. Vielleicht ist eine
dieser gefafsten Klingen auf dem Geschenkwege
in die Pfälzisch-Zweibrückener Gewehrkammer
gelangt. In dieser ist im Inventar von 1795 unter
L. 1. 11. ein Säbel mit der anscheinend rätsel-
haften Inschrift
Melghard Piefgt Ter
beschrieben. Dieser Säbel, besser als Schwert
mit gerader einschneidiger Klinge zu bezeichnen,
befindet sich jetzt im Nationalmuseum zu München,
wohin er aus den ehemaligen Königl. Vereinigten
Sammlungen gelangte. Die tadellos schön ge-
schmiedete Klinge ist zu zwei Dritteln einschneidig
mit breitem Rücken und im vorderen Drittel zwei-
schneidig. Von den vier Blutrinnen gehen drei
bis zur Spitze. In einer Blutrinne die Inschrift
MELCHART DIEFSToTER.
1. Ein Blick auf die Inschrift erklärt uns die
obige mifsverstandene Abschrift (Abb. 8). Der
runde Bogenstrich des D ist in der Mitte etwas
eingezogen, so dafs das D fast wie ein B wirkt.
S und G werden leicht verwechselt und das kleine*
o wurde für ein Ornament gehalten.
Der Griff, auf der Abbildung nur die ein-
fachere Rückseite zeigend, ist eine der schönsten

39) Ebenda.
40) Kreisarchiv München.
41) Geheimes Hausarchiv Nr. 1712, E. Fase II.
 
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