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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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12. Heft
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Stöcklein, Hans: Münchner Klingenschmiede, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0400

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380

HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE

VIII. BAND

Gefsler weist nach, dafs der Besitzer der
Waffe, Azarius Puntiner, 1558 Landsfähn-
rich in Uri war und 1577 Ritter und Päpst-
licher Gardehauptmann in Bologna wurde.
6. Schweinschwert im Zeughaus Berlin (PC 8127).
Der Griff ist, wie ich in einem demnächst er-
scheinenden W'erke über Münchner Eisen¬

schneider beweisen werde, eine Arbeit des
1610—1632 in München tätigen Eisenschneiders
Daniel Sadeler. Die schön geschmiedete
Klinge ist am Ansatz zweischneidig, wird dann
stark und vierkantig, um sich an der Spitze
lanzettartig zu erweitern. Hinter der Blatt-
spitze befindet sich eine dreieckige
Öffnung für den durch eine Feder fest-
stellbaren Knebel. Auf dem Ansatz
ist auf jeder Seite eine Marke einge-
schlagen. Die eine Marke (Marke 62)
enthält die Zahl 63, also jedenfalls 1563 und
die Buchstaben VD, und damit, da kein
anderer Münchner Klingenschmied auf diese
Buchstaben pafst, den Nachweis einer Arbeit
von Ulrich D.


Klingenschmiede, oder des Hammerschmiede-
gebäudes in der Au.
Ehrenthal spricht bei der Schilderung des
Schwertes in der Zeitschrift von dem Reichs-
apfel als Zeichen der Herkunft von einer
freien Reichsstadt. Wir haben aber schon
bei den Ständlern in München den Reichs-
apfel gefunden und treffen ihn hier wieder
bei den Diefstettern in München, wodurch
sich die Behauptung Ehrenthals widerlegt.
8. Zweihänder. K Z. 667. Landesmuseum Zürich.
Auf dem Ansatz der Klinge sind auf beiden
Seiten Ornamente, Figuren und Namen mit
Meifselhieben eingeschlagen. Die in Abb. 11
dargestellte Seite zeigt uns ein Schwert und
darüber eine Hand, welche eine Art Mon-
stranz mit drei Kugelfüfsen, kreuzartigem
oberen Abschlufs und einem Schild mit dem
durchbohrten Ochsenkopf in der Mitte hält.
Auf der anderen Seite ist in ornamentaler
Umrahmung der Name
RVETOLF SVLCZ

Die zweite Marke (Marke 63) führt
uns hier zum ersten Male eine Marke
des Ulrich D. vor Augen. Es ist ein
Ochsenkopf, durch dessen Hals ein

Marke 63,


Schwert gesteckt ist. Wenn nicht schon

die beiden Buchstaben VD auf Ulrich D.

deuteten, so würde auch der

jedenfalls der Name des Bestellers des Zweihän-
ders angebracht. Vielleicht ist die Waffe auch
ein Geschenk von Ulrich D., der sein Wappen
darauf angebracht. Als Grund des Geschenkes
könnte man sich eine geschäftliche Verpflich-
tung Diefstetters denken. Auf der gleichen


durchbohrte Ochsenkopf auf die
gleiche Spur führen. Denn auf
dem in Abb. 9 wiedergegebenen
Siegel des Ulrich D. in einer Ur-
kunde von 1569 ist der gleiche
durchbohrte Ochsenkopf sowohl
im Wappenschild, als auch auf
dem Helme als Helmzier deut¬
lich zu erkennen69).
7. Zweihänder. Sammlung Fürst
Reufs. Schlofs Osterstein70).
Auf der Klinge aufser der in der
Zeitschrift abgebildeten Marke
noch ein Reichsapfel. Bei dieser
Marke treffen wir aufser dem
durch das obenerwähnte Siegel
für Ulrich Diefstetter nachge¬
wiesenen durchbohrten Ochsenkopf auf eine
Marke, die wir bereits auf Klingen des
Melchior D. sahen: die gekreuzten Flegel.
Jedenfalls ist dies eineHausmarke entweder der
69) Ich hatte die folgende Liste der Diefstetterschen
Klingen bereits alle für Ulrich Diefstetters Arbeiten erkannt,
als mir zuletzt noch das erwähnte Siegel den vollgültigsten
Beweis lieferte.
7U) Z. f. h. W. 4, 262.

Abb. 11.
Seite ist auf dem Parierhaken die Jahreszahl
1560 eingeschlagen.
Auf jeder Seite der Klinge sehen wir in
Höhe der Parierhaken als Marke einen Reichs-
apfel eingeschlagen.
9—11, Drei Zweihänder. Historisches Museum
Dresden.
Die Marke auf der Klinge (Marke 64) ist ganz
genau wie diejenige auf dem Zweihänder Nr. 7
 
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