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Die Gartenkunst — 5.1903

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14

DIE GARTENKUNST

V, 1

Die erstere Art der Terrain-Aufnahmen wird man unter
Umständen, namentlich bei Geländen grölseren Umfanges, dem
Geometer übertragen und demgemäls auch die Arbeit desselben
nach dessen G.-O. bewerten können. Die Besichtigung des
Geländes, die Besprechung mit dem Auftraggeber und die
Auftragserteilung an den Geometer seitens des Gartenkünstlers
bleiben aber immer eine rein gartenkünstlerische Tätigkeit,
sowie auch der Gartenkünstler, wenn er beispielsweise bei
kleineren Grundstücken der Kürze wegen die Aufnahme selbst
vornimmt, nur als solcher sich betätigt und seine Tätigkeit
nicht vormittags in Erledigung der Vorfragen zur Herstellung
einer Gartenanlage als gartenkünstlerische und nachmittags
als die eines Geometers bewerten wird.
Bei der zweiten Art der Aufnahmen, bei der Aufnahme
schon bestehender Parkanlagen, müssen wir jedoch auf die
Inanspruchnahme eines Geometers verzichten, weil die durch
ihn bewirkten Einmessungen des Baum- etc. Bestandes, ja
selbst der Wege derjenigen Genauigkeit entraten, die für die
zukünftige Bearbeitung der Parkanlage unbedingt erforderlich
ist. Damit aber charakterisieren sich alle diesbezüglichen
Arbeiten als rein gartenkünstlerische.
Natürlich wird es keinem Leiter eines gartenkünstlerischen
Unternehmens einfallen, sich selbst ausschliefslich mit der
Aufnahme einer einzigen Parkanlage grölseren Umfanges zu
befassen, er wird vielmehr einen jüngeren Mann mit solcher
Arbeit beauftragen, für den, je nach seiner Fertigkeit, nach
unserer G.-O. ein Honorar zu liquidieren ist, das die Hälfte
der dem Gartenkünstler zustehenden Gebühren betragen darf.
Danach würde dann das ganze zu liquidierende Honorar bei
gröfserer Zuverlässigkeit der von dem Gartenkünstler zu
liefernden Aufnahme ein verhältnismäfsig geringeres sein als
das dem Geometer oder gar einem „Professor“ zustehende. Nie-
mals aber würde es eine so ungeheuerliche Höhe erreichen,
wie es Herr Singer-Kissingen in einem angezogenen Beispiele
zu fixieren beliebte und das eigentlich sofort hätte widerlegt
werden müssen.
Wie wenig zuverlässig aber von Geometern gefertigte
Aufnahmen sich erweisen, das hatte ich erst kürzlich wieder
in einem zu begutachtenden Falle erfahren. Einem Land-
schaftsgärtner wurde zur Ausführung bezw. Umgestaltung-
einer Parkanlage ein von einem Geometer gefertigter Grund-
plan zur Verfügung gestellt. Wege, Bäume und Gruppen etc.
waren aber so ungenau aufgenommen, dal's der Landschafts-
gärtner gezwungen war, eine völlig neue Aufnahme von dem
Bestände zu machen, womit der Auftraggeber durchaus ein-
verstanden war, nachdem ich die "Wertlosigkeit der Aufnahme
des Geometers gutachtlich nachgewiesen hatte.
Hieraus erhellt zur Genüge, dafs die einschlägigen Ver-
messungsarbeiten unseres Faches, insbesondere sulche, die die
Aufnahme schon bestehender Parkanlagen betreffen, auch zu
denjenigen gehören, die als rein gartenkünstlerische anzu-
sprechen sind und demgemäfs ihre Aufnahme in unserer G.-O.
geiechtfertigt erscheinen lassen.
Alle zweifelhaften Auffassungen hinsichtlich der Bewertung
der gesamten Tätigkeit des Gartenkünstlers werden dadurch
behoben und vor allen Dingen auch dem technischen Sach-
verständigen die Abgabe einwandfreier Gutachten wesentlich
erleichtert. A. Fintelmann.
Niederschrift der Sitzung der Gruppe Rheinland-
Westfalen vom 16. November in Dortmund.
Der Vorsitzende Herr Beitz eröffnete die von 28 Vereins-
mitgliedern besuchte Versammlung. Während des offiziellen
Teiles der Sitzung waren der Oberbürgermeister der Stadt

Dortmund Herr Geheimrat Schmieding und eine gröfsere An-
zahl Mitglieder des Dortmunder Gartenbau Vereins mit ihrem Vor-
sitzenden Herrn Regierungsrat Kuhlmann als Gäste anwesend.
Im Namen der Dortmunder Kollegen und des Gartenbau-
vereins begrüfste Herr Bersch die Anwesenden herzlichst.
Hierauf ergriff Herr Stadtgärtner Schmidt-Dortmund an
der Hand der ausgestellten Pläne das Wort zu einem eingehenden
und interessanten Vertrage über die Entstehung und Art der Garten-
anlagen in den Städten und Gemeinden Hagen, Bochum, Gelsen-
kirchen, Dortmund, Ückendorf, Wattenscheid und Wanne. Da-
nach hat Bochum im Jahre 1875 den Anfang mit der ersten
öffentlichen Parkanlage gemacht; später folgten Hagen, Dort-
mund und die obengenannten Orte nach. In Dortmund ent-
standen in den siebziger Jahren und anfangs der achtziger
Jahre die umfangreichen Wallanlagen; im Jahre 1889 wurde
ein gröfserer Schulgarten und 1890/92 der Kaiser-Wilhelm-Hain
angelegt. Demnächst folgt die parkartige Ausgestaltung des
300 Morgen grolsen Westerholzes, sowie die Aufschliefsung
des Burg- und Grävingholzes. Die teilweise kritischen Aus-
führungen des Redners wurden durch lebhaften Beifall gelohnt.
Demnächst folgte ein vom gartenkünstlerischen, volkswirt-
schaftlichen und hygienischen Standpunkt aus äufserst lehr-
reicher Vortrag des Gartenarchitekten Herrn R einhard-Düssel-
dorf. Unter Zuhilfenahme des in Düsseldorf ausgestellt gewesenen
reichen Materials an Plänen, Karten und Tabellen gab Redner
ein anschauliches Bild über die Entwickelung der Gartenkunst
im Landkreis Gelsenkirchen, der neben der Stadt Gelsenkirchen
die Gemeinden Ückendorf, Wanne, Günigfeld, Bulmke und Bis-
marck umfafst. Da wir den wertvollen Vortrag in dieser Zeit-
schrift demnächst zu veröffentlichen gedenken, können wir es
uns versagen, hier näher darauf einzugehen. Herrn Reinhard
wurde gleichfalls seitens der Zuhörer lebhafter Beifall zu teil.
Zuletzt machte Herr Stadtgarteninspektor Wagner-Bochum
noch nähere Angaben über den Stadtpark in Bochum. Die ur-
sprünglich 48 Morgen grofse Anlage wurde in den Jahren
1875/77 von dem früheren Stadtgärtner Straufs-Köln ent-
worfen und ausgeführt. Die Anlagekosten betrugen 200000
Mark. Im Jahre 1890 wurden von dem jetzigen Leiter 30 an-
grenzende Morgen Weidelandes waldartig aufgeforstet, denen
demnächst eine weitere 42 Morgen grofse Parkanlage
folgen wird. Herr "Wagner wies noch daraufhin, dafs trotzdem
allenthalben in den benachbarten Gemeinden Volksgäften ent-
standen seien, sich das Bedürfnis nach Parkanlagen steigert. Auch
diese Ausführungen wurden mit Beifall entgegengenommen.
Damit war der offizielle Teil der Sitzung erledigt. Dem
gemeinschaftlichen Mittagessen folgte ein Rundgang durch den
mit sehr hübschen Partien ausgestatteten Kaiser Wilhelm-Hain
und hieran schlofs sich noch eine geschäftliche Nachsitzung.
Als nächster Tagungsort wurde Elberfeld gewählt, und zum
Schlüsse gab der Vorsitzende noch einen kurzen Überblick über
den Verlauf der diesjährigen Hauptversammlung.
Der Vorsitzende: Der Schriftführer:
Beitz. Rottenheusser.
Sitzungsbericht der Gruppe Schlesien vom 28. No-
vember 190'2.
Da die am 30. November tagende Delegierten-Versammlung
des Provinzialverbands schles. Gartenbauvereine eine grofse
Anzahl unserer Mitglieder nach Breslau führte, wurde für den
Vorabend derselben eine Gruppensitzung anberaumt.
Nach herzlicher Begrüfsung der zahlreich Erschienenen
durch den Vorsitzenden, Gartendirektor Richter, wurde, nach-
dem schon Anfang Oktober den verschiedenen Festkommissionen
die Abrechnung von der Generalversammlung unterbreitet
 
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