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Die Gartenkunst — 5.1903

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Bertram, Max: Die Parkanlagen zu Sibyllenort, [3]
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Janorschke, Oskar Karl: Oberschlesische Parkanlagen, [2]: 5. Neudeck und Nachbarorte
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0078

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v, 4

DIE GARTENKUNST

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Blumenstückes. Die kleinen Kreise in demselben sind
starke Rhododendron Cunninghamii.
Die beiden quadratischen Ornamente über Eck sind
durch eine 35 cm hohe Böschung herausgehoben. Die
Mitte nimmt eine Picea pungens glauca, jetzt 6 m hoch,
ein, den Grund bildet weifsbunte Vinca minor und um
diesen ein Rahmen von Rosen (Rosa Fellembergj mit Buxus
eingefafst. Die seitlichen Bänder an der westlichen und
östlichen Zufahrt wurden ausgestattet: in der Mitte Picea
pungens [Form König Albert und Bismarck] (d), dann
eine Bandeinfassung von kleinblätterigem Efeu, innen
Stiefmütterchen in reinen Farben, hellblau, gelb, hellblau.
Die Ecken in der Mitte Azalea mollis mit Silenen ein-
gefafst. Die in diesem Teile noch bezeichneten runden Kreise
sind Rhododendron Cunninghamii. Hinter jedem dieser
Schmuckstücke nach dem Rasen zu stehen hochstämmige
Flieder mit Festons von Vitis Labrusca verbunden. Eine
weitere Ausschmückung erfolgte gegenüber dem Einfahrts-
tore durch bandförmige Ornamente, welche wegen der un-
gemein schattigen Lage unter den alten Lindenbäumen
ganz aus immergrünen Pflanzen ausgeführt sind, und
zwar das vordere breite Band aus Vinca minor, dafs da-
hinterliegende schmale aus Buxbaum. Für das Ornament
der Palmette ist Evonymus radicans fol. varieg. verwendet
worden. Die kleinen runden Knäuel sind Kugelbuxus,
die gröfseren Pyramidentaxus.
Schliefslich wurden die Rabatten an der Schlofsfront
noch mit besonderem Pflanzenschmuck versehen. Erstens
erhielten dieselben am Rande eine Einfassung durch hoch-
stämmige Rosen mit Festons von Clematis Jackmannii ver-
bunden. Die Ecken vor und hinter der Rampe am Mittel-
bau des Schlosses sind mit Kalthaussachen und Neu-
holländern in sehr schönen Kulturexemplaren besetzt. Bei
C (Zimmer Sr. Majestät des Königs Albert) eine grofse
Rhododendron-Gruppe, ebenso eine solche auf dem Rasen-
teil direkt rechts von D (die runde Gruppe). Die Deck-
pflanzungen an der Einfriedigung an der Südseite des
Schlofshofes wurden z.T. beseitigt, um vom Schlosse aus freiere
Ausblicke in den Park zu erhalten, worüber namentlich
der Allerhöchste Schlofsherr seiner ganz besonderen Freude
Ausdruck gab (s. Abbildungen des Schlosses in „Garten-
kunst“ Heft 1). (Fortsetzung folgt.)
Oberschlesische Parkanlagen.
5. Neudeck und Nachbarorte.
Von Janorsehke, Oberglogau.
(Schlufs von Seite 21.)
(Hierzu 3 Abbildungen.)
Gleichsam zu Neudeck und demselben Besitzer gehörig,
dürfen wir Schlots und Park Alt-Repten nicht übergehen,
welches eine halbe Meile von der Stadt Tarnowitz ent-
fernt liegt und von Neudeck mit Wagen zu erreichen ist.
Dort steht das Jagdschlofs des Fürsten. Nach Anmeldung
bei dem dortigen Obergärtner Parusel hat man zuweilen
das Vergnügen, diesen Herrn persönlich als Führer durch
seine Schöpfungen begrüfsen zu können.
Zunächst seiner Wohnung liegt an einer sanften
Hügellehne ein etwa acht Morgen grofser Obstgarten, an

drei Seiten mit Mauern umgeben. Jedes Fleckchen der
Wände ist mit Spalierobstbäumen bestanden, deren Früchte
eine wirkliche Zierde der fürstlichen Tafel bilden und in
ihrer Ausbildung weit und breit ihresgleichen nicht finden.
Weifser Winter-Kalvill, Edelcrasanne und Winter-Dechants-
birne tragen vorzüglich und gleichen in der Gröfse den
Früchten des Rheinlandes, nur mit dem Unterschiede, dafs
diese hier bedeutend mehr Wartung und Pflege bedürfen
und z. T. in einem Obsthofe wachsen. Der französische
kurze Schnitt hat sich sehr gut bewährt und wird zumeist
von dem Leiter selbst, nicht von Gehilfen besorgt. Einige
Glashäuser zur Anzucht von Schnittblumen für die Tafel
bergen wertvolle Pflanzen, besonders sind die Kulturen
und Neuheiten der Amaryllishybriden erwähnenswert.
Ein etwa achthundert Morgen grofser Park umgibt
das Jagdschlofs. Die Umgestaltung desselben aus dem
früheren Wildpark begann 1893 und dauerte sechs Jahre.
Das sanft hüglige Terrain wurde durch Auffüllen und
Umwälzen von grofsen Erdmassen entsprechend geformt,
die Hügel abgerundet, die Talmulden geglättet und in ge-
schwungene Linien gebracht. Hunderttausende von Kubik-
metern Boden änderten ihren Platz, Tausende von Bäumen
mufsten fallen, ähnliche Mengen wanderten auf einen
anderen Standort. Um die alten Baumbestände an ihren
Rändern zu decken, wurden Anschlüsse gemacht durch
Anpflanzung von bis zu zehn m hohen starken Bäumen
mit Frostballen, wobei vorzugsweise Eichen und Buchen
in Frage kamen. Es sind daselbst mindestens zehntausend
Bäume verschiedener Gröfsen neuangepflanzt. Mitten durch
den Park läuft ein sanfter Rücken, in dessen Erdinnern
sich der sog. Friedrichsstollen befindet. Seine Herstellung
datiert aus dem Jahre 1818 und dient zur Entwässerung
der Friedrichsgrube, denn ringsum in der Gegend herrscht
ein lebhafter Bergbaubetrieb.
Die Parkeinfahrt (s. Abbild. S. 59) deutet schon auf
eine gröfsere Ausdehnung des Parkinnern hin. Eine sehr
breite, schnurgerade nach dem Park zu ansteigende Fahr-
strafse, zu beiden Seiten eine Rasenbahn mit daranstofsender
geschlossener Pflanzung wirkt imposant, bis man bei einer
sanften Biegung des Weges die eigentlichen Parkflächen
erblickt. Die Rasenbahnen erweitern sich allmählich, die
mächtigen Baumbestände verringern sich, die Einzelbäume
zeigen immer wertvollere Sorten und nun erblickt man
ein schlofsartiges Bauwerk — den Marstall. Halb im
Grünen verdeckt, anscheinend wie auf einem Hügel gelegen,
überragt sein Oberbau die Baumbestände, die in langge-
zogenen Massen fast bis an den Weg heranreichen, z. T.
über diesen übergreifen und an weitausgedehnte Rasen-
flächen sich anschliefsen. Nach kurzer Wegstrecke befinden
wir uns vor einem Prachtbau, dem Schlofs im deutschen
Renaissancestyl, einem Millionenbaue, mit herrlichen Mosaik-
täfelungen in den Aufsenwänden, speziell der Wandelhalle;
eingelassene Originale altertümlicher Steinarbeiten sind
mit verwendet, Türme und Türmchen zieren den Oberteil
des im Jahre 1894 erbauten Jagdschlosses des Fürsten.
Der geniale Geist des Besitzers tritt hier zu Tage in
diesem mächtigen aufs reichste ausgestatteten und sauber ge-
haltenen Mauerkomplex, wofür der Schlofshüter einzustehen
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