Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 5.1903

DOI Artikel:
Chasté, Emil: Ein Mahnwort zur Erhaltung deutscher Pflanzensammlungen und Gärten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0122

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
v, 6

DIE GARTENKUNST

99

Städte eifern miteinander, mittelst
Schöpfung öffentlicher Gärten die Ge-
sundheit und den Schöngeist des Volkes
zu fördern, Herz und Gemüt des Bürgers
zu veredeln, der noch edleren Regungen
fähig ist, und die Besten unseres Be-
rufs betätigen sich mit gartenkünst-
lerischen Beiträgen zur Lösung sozialer
Fragen.
Wo aber bleibt das vom Privat-
besitz Geschaffene, wo sind die Gärten,
wo die oft unersetzlichen Pflanzen-
schätze geblieben?
„Ich träum’ als Kind mich zurücke.
Und schüttle mein greises Haupt;
Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
Die lang' ich vergessen geglaubt?“
(Chamisso.)
Das Häusermeer der Grofsstadt ist
darüber hinweggeflutet, die Altvordern
sind schlafen gegangen und mit ihnen
ein so „edler Sport“, ihre Erben haben
die schönen Pflanzenschätze ä tout prix
in alle Welt verstreut und diese sind
dann meist verdorben — gestorben.
Und in dieser Stimmung ist es eine
Pflicht voller Dankbarkeit im Herzen
eines Mannes zu gedenken, der auch
längst nicht mehr unter den Lebenden
weilt (wir bringen im Bilde hier seine
letzte Ruhestätte), eines Mannes, der
in aufreibender Tätigkeit als Grofs-
industrieller noch Zeit gefunden im
Leben, seine Gartenanlagen und be-
deutenden Pflanzenschätze zu einer der
ersten Privatgärtnereien Deutschlands
zu erheben.
Das war Hermann Gruson.
Zu Buckau bei Magdeburg entstan-
den seine Gartenanlagen und wirkten
vorbildlich für manche anderen.


Ruhestätte von Hermann Gruson auf dem Südfriedhofe zu Magdeburg.
Originalaufnahme für „Die Gartenkunst“.

Anschliefsend an die Riesenwerk-
stätten seiner Eisengrofsindustrie hatte
er sich ein Eden seltener Art geschaffen.
Ein „Salve“ bewillkommnete jeden Besucher und führte
ihn durch schmucke Anlagen zu dem grofsen Palmenhause,
zu den Spezial-Häusern der Riesenfarne, der Cycadeen,
Orchideen, Sortimente von Groton, Maranten, Cacteen,
Wasserpflanzen u. s. w.
Und als dieser edle Mann sein Haus bestellte, jenes
Riesenunternehmen, welches längst mit dem Friedrich
Krupps vereint ist, da gedachte Herrn. Gruson auch seiner
Lieblinge, der Blumen, damit diese, die in jahrelangem
Mühen durch Sammler aus allen Weltteilen mit Geld- und
Lebensopfern herbeigeholten Kinder Floras, die hier unter
der vollendetsten Kultur geschickter Gärtner eine neue
Heimat gefunden, nicht zerstreut wurden.
Er vererbte alles der Stadt Magdeburg.

Und die Garten-Verwaltung dieser Stadt, eine der be-
deutendsten und selbständig organisierten des Reiches,
trat dieses Erbe an.
Entsprechend den Intentionen des Verblichenen er-
standen aufs neue im städtischen öffentlichen Friedrich-
Wilhelms-Garten. einer ursprünglichen Anlage des Meisters
Lenne, die Gruson-Gewächshäuser und wurden noch er-
weitert unter der Gesamtleitung des Gartendirektors Schoch
als ein Museum exotischer Pflanzenkunde, als ein belehrendes
Gemeingut für jedermann.
Zu jeder Jahreszeit findet hier der Besucher in einem
Schauhause in stets prächtiger Dekoration die der Saison
entsprechenden Florblumen vereint und die Tagespresse der
Stadt (Magd. Ztg.) ladet, durch permanenteVeröffentlichungen
16*
 
Annotationen