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Heidelberger Volksblatt (9) — 1876

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Nr. 9 - Nr. 16 (2. Februar - 26. Februar)
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gebiet geſchehen, wollte der Rath es auch, laut ſeiner
Gerechtſame nach Gebühr ſtrafen, indeß mußte es doch
erſt vor den Schoͤppenſtuhl gebracht werden und die
Thäter nachgewieſen ſein. Vorläufig galt es, ſich des
Geächteten zu bemächtigen. ö
Der trotzte indeß dem Rathe in ſo kecker Weiſe, wie
es früher in roherer, geſetzloſerer Zeit zwar oft, jetzt
aber ſeit Menſchengedenken nicht mehr gelchehen war.
Ein Bauor brachte ein Schreiben, das ihm ein fremder
Reitersmann zur Beſtellung übergeben hatte. Es eni-
hielt eine Abſage — eine vollſtändige Fehdeerklärung
an die Stadt, unterzeichnet: Thymo Rächer.
Der Rath antwortete damit, daß er dieſen Namen
und ein Bild des Geächteten, ſo gut es ein ſtädtiſcher
Farbenkünſtler nach ber Beſchreibung herzuſtellen ver-
mochte, an den Galgen heften ließ.
Am Morgen darauf war Bild und Name herabge-
riſſen, das Gut Groß⸗Woltersdorf, Beſitzthum der En-
gernſteins, in Flammen aufgegangen. „Ein Gruß Thymo's
an Fräulein Engelbrechta!“ Die Inſchrift trug ein

wurde bereitwillig gewährt.

Zettel, der an einem Pfeil unter die Löſchenden abge-
ſchoſſen ward. Auf Brandſtiftung ſtand die „Schmauch-
ſäule“ — der Brandſtifter wurde verbrannt. Man
hatte ihn leider noch nicht.
Engelbrechta erblaßte tödtlich, als ſie von dieſem
Gruß hörte. Sie hatte ſich im Sommer gern auf Groß-
Woltersdorf aufgehalten. War ſogar jetzt, im Winter

vor einigen Wochen mehrere Tage draußen geweſen und

ſtundenlang einem fremden Zitherſpieler lauſchend, der
ſich dort eingefunden, wie denn wandernde Spielleute
oft auf den Landgütern vorſprachen, wenn die Herr-
ſchaften ſich da befanden. Der Haidehüter, der dieſen
Spielmann damals ſah, wollte behaupten, es ſei mit dem
Menſchen nicht geheuer, er habe ihn im Walde zu Pferde
getroffen — in adeliger Kleidung und im Geſpräch mit
dem Fräulein, das eben nach einem Nachbargute ritt.
Sie ſchien ihn zufällig getroffen und er ſie nach dem
Wege gefragt zu haben. Des hübſchen Spielmanns hätte
übrigens Niemand mehr gedacht, als etwa ein oder die
andere junge Magd, da er ſich nicht mehr ſehen ließ,
als das Fräulein nach der Stadt zurückgekehrt war.
Die Stadtſoldaten rückten aus und durchſuchten die
ganze Gegend. Ehe ſie Abends heimgekehrt waren, langte
die Nachricht von einem Ueberfall an. Am hellen Tage
waren in der Haide mehrere Kaufleute, die nach gut
abgeſchloſſenen Geſchäften von Breslau heimkehrten, von
drei Rittern angehalten und bedeutet worden, ihre Geld-
katzen abzuliefern. Die Bürger hatten ſich nicht wider
ſetzen können, weil ſie im Vertrauen auf die jetzige
Sicherheit der Landſtraßen auf eine Gegenwehr nicht ge-
rüſtet waren. In derſelben Nacht traf einen Transport
Frachtgüter das Schickſal, in die Hände Thymos zu fallen.
Nun gerieth die ganze Stadt in Auf regung. Das
Heergeräth, das jeder Bürger beſitzen mußte — Haus-
harniſch, Büchſe, Schwert und Hellebarde — ward her-
vorgeſucht und in Stand geſetzt. Man rüſtete ſich zu
eiuem ernſtlichen Kampfe, zu einem regelrechten Kriege.

Licht
Daß deß d'r

Woch ſein fuf-

hott, wiſſe mir

Ein ſolcher ſchien wirklich zu entbrennen. Es gab
nur zu Viele, die ſich begierig einem ſo kecken Führer
anſchloſſen; Geld und mit ſo leichter Mühe zu gewinnen,
lockte gewaltig — Herrberge, Unterſchlupf, Kundſchaft
Hielten doch ſelbſt Edelleute
einen „Ausrttt“ nicht für Schande und zogen auf die
Landſtraße, um, wie es in einem Liede heißt: „Zu
ſchauen und der Kaufleute Kaſten aufzuhauen.“ Zudem
führte der junge Wagehals ja eine ehrliche Fehde mit
der Stadt, hatte ihr in aller Form abgeſagt und fand
bei den umwohnenden, den Bürgern abgeneigjen Adeligen
im Geheimen alle mögliche Unterſtützung. Ueberdies be-
gann man in der Mitleidenheit — den zur Stadt ge-
hörigen Dörfern — wie auch in ber Stadt ſelber zu
munkeln: Es habe mit dem Jungfrauenrauben doch eine
ganz eigene Bewandtniß gehabt; der angebliche Magiſter
und der Spielmann von Groß⸗Wolterseorf ſei eine Per-
ſon und das Fräulein dieſer Perſon bis zum Thore gut-
willig gefolgt. Das raſche Verfahren gegen ihn, die
Achtserklärung, ohne daß man gehört, was er zu ſeiner
Vertheidig ung zu ſagen habe, ſei allzu ſtrenge geweſen,
er mithin in ſeinem Recht. Die geſchäftige Phantaſie
des Volkes erwies ſich nicht minder thatig, als vorher

die Engelbrechta's. Wie ſie es gethan, hielt man ihn

für einen vereleideten Edelmann, oder gar für etwas noch
Vornehmeres, begriff es alſo, daß ihn vornehmlich die
Beſchimpfung in ſeinem Bilde tödtlich beleidigt hatte.
(Fortſetzung folgt.) ö

Aach die
„Mannemer
Baas“ hott'm
Scheffel
zum 50. Ge-
burtsdag grat-
lirt. Es ſoll
Niemand ſein
unnner
de Scheffel
ſchtelle, ſegt ſe.

VictorScheffel
der die vorig

zigſchte Ge-
burtsdag g'fei-
ert, nit gedhan

Mannemer nit
alleen;
es reegent S
orndlich uff'n Z
mit Glickwinſct Æ
un Gratula⸗ 2
tione aus alle
 
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