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Heidelberger Volksblatt (9) — 1876

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Nr. 61 - Nr. 69 (2. August - 30. August)
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gheidelberger Volksblatt.

Nr. 6656.

Mittwoch, den 16. Auguſt 1876.

9. Jahrg.

Keſcheint Mirtwoch und Samſtag. Preis Nonaklich 36 f Einzelne Nummer à 6 Pf. Man abonnirt beim Verleg er, Schiffgaſſe 4

und bei den Trägern. Auswärts bei den Landboten und Poſtanſtalten.

Die Vraſideutiu ·
Krintinalgeſchichte von J. D. H. LTemme.
(Fortſezung) ö

Da fuhr die Tochter empor. ö
Mutter, Teufen darf zu uns nicht zurückkehren! Ich
köante ſeinen Blick nicht ertragen. Er wagte um meinet-
willen ſein Leb n. Ich batte ihn gegen jenen Eenden
zurückgeſitzt! Teufen darf nicht zu uns zurück.
Sie ſprach mit einer Leidenſchaft und doch mit einer
Entſchiedenbeit, wie man beide noch nie an ihr wahrge-
nommen hatte.
Tenfen, ſagte die Mutter, iſt ein braver Menſch; er
wi. eine gute, eine ſehr gute Partie; er iſt reich und
T —
Sie ſtockte.
Helene aber ſprach oßne Leidenſchaft, aber mit ihrer
regſten Entſchiebenheit: ö
Ich ſehe Teufen nie wieder, Mutter!
Wir ſind arm, Helene, und —
Sie ſtockte noch inmal. ö
Liebſt Du Teufen? fragte ſie dann plötzlich.
Ich fürchte ihn, war rie Antwort.
Fürchten? Wie kannſt Du einen braven Mann
furchten ö
Helene ſchien ſelbſt darüber nachdenken zn wüͤſſen.
Ich weiß es richt, antwortete ſie dann. Aber ich
darf ibn nicht wiederſehen. ö
Die Präſidentin konnt' nicht ſonleich nachgeben.
Meine liebs Helene, ſagte ſie, ich hatte — ich muß
offen nit Dir ſprechen. Ich hatte auf eine Berbindung
Teuſen's mit Dir große Hoffaungen gebant. Wir ſind
arm, wie ich ſchon ſagte. Wir ſind, wie ich Dir nicht
verhehlen darf, in großen Verlegenheiten; gerade in dem
gegenwärtigen Augenblick. Die Exiſtenz Deines Vaters
ſteht anf dem Spꝛele. Darch eine Verbindung mit Teu-
fen bächteſt Du kein Opfer. Er liebt Dich. Ich habe
ihn beobachtet. Seine Neigung, ſein⸗ Leidenſchaft für
Dich konnte mir nicht entgehen. Du köanteſt Dein en
* All: retten — —
Das Kind kämpfte mit ſich. Sie gelan einem
Eatſchluſſe. imdf ſich S gelangte zu einem
Mutter, der Graf Waldern ſprach mit mir.
Die Präfidentin ſtutzte oder ſtellte ſich ſo.

väterliche Freundſchaft für Dich.

Der General? Was ſagte er Dir? ö
Er ſagte mir, ich ſollte Vertrauen zu ihm haben.
Und weiter! ö
Er wolle nur mein Beſtte8, mein Glück.
Weiter
Und ich ſoll Dir ſeine Worte wiederholen, wenn —
Wenn, wenn, Helene? ö
Wenn ich Dich unglücklich ſähe.
Der edle Mann! rief die Mutt r.
Helene hatte es ſchluchzend zu dem Geuneral ſelbſt
eſagt. ö
* Ueber die Mutter kam doch eine innere Angſt. ö
Helene, Helene, Du wür deſt uns ein ſchweres Opfer

bringen; ich wollte es vermeiden. ö

Opfer, Mutter? ö ö
Kind, bemerkteſt Du nie? — Aber wie hätteſt Du
argloſes Kind das wohrnehmen könner. Und wiſſen maßt
Du es! Das edle Herz des Generals fühlt mehr als
So legte auch ich ſeine Worte aus, ſagte ruhig Helene.
Was, Du köanteſt ſeine Eattin werden?
Jal ö
Kind, mein Kind!
Die Maͤtter ſchlogn das Kind in ihre Arme, drückte
es an ihr Herz Ob das Herz mehr von Angſt oder
von Glück erfüllt war, wer konrte es wiſſen, gegenüber
Rcht Frau, die mehr als leichtſinnig war, aber ihr Kind
iebte 2
Sie verließ Helene; ſie muß te ihrim Galten Mitthei-
lung machen. ö
Man wird keinen todten Mann aus dieſem Zimmer
tragen, trat ſis zu ihm ein. x
Bringft Du Geld? fragte er.
Einen Schwiegerſehn. —
Wer iſt es?
Der General! —
Eiaen Augendlick ſchwieg der Präſident; dann ſagte er:
Bei Lichte beſehen, iſt es ſo das Beſte! Erzähle!
Sie erzählte ihm.
Wer wird mit dem Geueral ſprechen? fragte er, als
ſie geendigt hatte. ö —————
Die Dame erwiderte ihm: Es kömmt darauf an,
wie man die Sache auffaſſen will, ob als eine Herzens-
oder als eine Geſchäftsangelegenheit. Ih denke, es iſt
das letztere; ſie würde alſo in Dein Departement fallen.

ö ö Ich werde um elf zu ihm fahren.
 
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