O Die chemischen Wirkungen der Kathodenstrahlen.
übergeben, so geschieht dies in der Hoffnung, dass bald-
möglichst ein grosser Stab von Forschern die Arbeiten fort-
setzt und zu allseitig befriedigendem Abschlüsse führt. Noch
gibt es viel zu thun. In erster Linie ist die Empfindlichkeit
derart zu steigern, dass kurze Camera-Aufnahmen möglich
werden. Dass nach dieser Richtung Fortschritte denkbar sind,
unterliegt, nach den bereits gewonnenen Fortschritten zu
urtheilen, keinem Zweifel. Bisher wurde vom Verfasser nur
ein einziger sauerstoffabgebender Körper geprüft, das Wasser-
stoffsuperoxyd. Vielleicht wirken andere Körper dieser Art
in noch viel höherem Grade sensibilisirend auf Farbstoff-
gemische. Die hohe Lichtempfindlichkeit des Chlorophylls
weist darauf hin, noch andere Farbstoffe, als Anilinfarben,
z. B. solche aus der Blüthenflora, in den Kreis der Unter-
suchungen zu ziehen. Vielleicht ist das Purpurroth der
duftenden Rose einem ebenso schnellen Werden und Vergehen
unterworfen, wie wir uns dies beim Blattgrün vorstellen
müssen. Das nach der Belichtung eintretende Fortschreiten
des Ausbleichens, welches Verfasser in vereinzelten Fällen
beobachtete, ‘ gibt die Hoffnung, dass es möglich wird, die
Farben im Lichte anzucopiren und dann weiter zu entwickeln.
Die Nothwendigkeit der Bedeckung der Bildschicht während
der Belichtung legt den Gedanken nahe, die präparirte Platte
in einer mit Sauerstoff, Ozon oder anderen Gasen gefüllten
Cüvette zu belichten. Die wunderbare Empfindlichkeit des
Cyanins in feuchter Gelatine mahnt uns, ausser den 30 vom
Verfasser geprüften Anilinfarben, die Untersuchungen auf all
die Tausende von Anilinfarben auszudehnen, mit denen uns
die Neuzeit beschenkte. Manches Ungeahnte wird hierbei zu
Tage kommen, aber es ist viel Arbeit erforderlich und un-
gemessene Geduld. Man lasse den Muth nicht sinken, wenn
einige Monate mit vergeblichen Arbeiten dahingehen.
Die chemischen Wirkungen der Kathodenstrahlen.
Von Professor Dr. G. C. Schmidt in Erlangen.
Bekanntlich besitzen die Kathodenstrahlen die Eigenschaft,
an einigen farblosen Salzen lebhafte Färbungen hervor-
zurufen1), wie zuerst Becquerel2) und später Goldstein3)
1) Siehe Eder’s „Jahrbuch f. Phot.“ für 1898, S. 235.
2) Ed. Becquerel „Compt. rend.“ 1885, 101, S. 209.
3) E Goldstein „Wied. Ann.“, 1895. Bd. 56., S. 371.
übergeben, so geschieht dies in der Hoffnung, dass bald-
möglichst ein grosser Stab von Forschern die Arbeiten fort-
setzt und zu allseitig befriedigendem Abschlüsse führt. Noch
gibt es viel zu thun. In erster Linie ist die Empfindlichkeit
derart zu steigern, dass kurze Camera-Aufnahmen möglich
werden. Dass nach dieser Richtung Fortschritte denkbar sind,
unterliegt, nach den bereits gewonnenen Fortschritten zu
urtheilen, keinem Zweifel. Bisher wurde vom Verfasser nur
ein einziger sauerstoffabgebender Körper geprüft, das Wasser-
stoffsuperoxyd. Vielleicht wirken andere Körper dieser Art
in noch viel höherem Grade sensibilisirend auf Farbstoff-
gemische. Die hohe Lichtempfindlichkeit des Chlorophylls
weist darauf hin, noch andere Farbstoffe, als Anilinfarben,
z. B. solche aus der Blüthenflora, in den Kreis der Unter-
suchungen zu ziehen. Vielleicht ist das Purpurroth der
duftenden Rose einem ebenso schnellen Werden und Vergehen
unterworfen, wie wir uns dies beim Blattgrün vorstellen
müssen. Das nach der Belichtung eintretende Fortschreiten
des Ausbleichens, welches Verfasser in vereinzelten Fällen
beobachtete, ‘ gibt die Hoffnung, dass es möglich wird, die
Farben im Lichte anzucopiren und dann weiter zu entwickeln.
Die Nothwendigkeit der Bedeckung der Bildschicht während
der Belichtung legt den Gedanken nahe, die präparirte Platte
in einer mit Sauerstoff, Ozon oder anderen Gasen gefüllten
Cüvette zu belichten. Die wunderbare Empfindlichkeit des
Cyanins in feuchter Gelatine mahnt uns, ausser den 30 vom
Verfasser geprüften Anilinfarben, die Untersuchungen auf all
die Tausende von Anilinfarben auszudehnen, mit denen uns
die Neuzeit beschenkte. Manches Ungeahnte wird hierbei zu
Tage kommen, aber es ist viel Arbeit erforderlich und un-
gemessene Geduld. Man lasse den Muth nicht sinken, wenn
einige Monate mit vergeblichen Arbeiten dahingehen.
Die chemischen Wirkungen der Kathodenstrahlen.
Von Professor Dr. G. C. Schmidt in Erlangen.
Bekanntlich besitzen die Kathodenstrahlen die Eigenschaft,
an einigen farblosen Salzen lebhafte Färbungen hervor-
zurufen1), wie zuerst Becquerel2) und später Goldstein3)
1) Siehe Eder’s „Jahrbuch f. Phot.“ für 1898, S. 235.
2) Ed. Becquerel „Compt. rend.“ 1885, 101, S. 209.
3) E Goldstein „Wied. Ann.“, 1895. Bd. 56., S. 371.