Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (16.1902)

Vandel, Salzwedel

Nachtrag zu den Original «Beiträgen.

Die ,,Orthotypie", eine neue Reproductionstechnik.
(Mittheilung der Böhm. Graphischen Gesellschaft „Unie“
in Prag.)
Beinahe ebenso alt, wie die Erzeugung von Hochdruck-
cliches überhaupt, ist das Bestreben, den Raster entbehrlich
zu machen und an Stelle der störenden, gleichmässig das Bild
seines Lebens beraubenden Linien ein Halbtonbild zu bringen,
das den prickelnden Reiz der scharfen Details eines Bildes in
unveränderter Weise im Hochdrucke selbst bei grossen Auf-
lagen zu bringen im Stande ist.
Dies zu erreichen, ist, wie die Beilage ,, Orthotypie, eine
neue Reproductionstechnik“ zeigt, Herrn JanVilim (Böhm.
Graphische Gesellschaft Unie in Prag) in vorzüglicher Weise
gelungen. (Siehe die mittels dieses Verfahrens hergestellte
Beilage am Schlüsse dieses Bandes.)
Soweit es möglich ist, werden hier einige Notizen über
das neue Verfahren beigefügt. Es wird unter einem Halbton-
negative auf eine mit einer lichtempfindlichen Schicht prä-
parirte Metall- oder Steinunterlage im Lichte copirt und
das nach der Entwicklung erhaltene Bild, nachdem dasselbe
durch chemische Processe in ein der Grösse des Bildes an-
gemessenes gröberes bis ganz feines Korn zerlegt wurde, als
Aetzgrund für das Hochdruckcliche oder für den Stein benutzt.
Die Vortheile sind ins Auge springend:
Vergegenwärtigt man sich die langsame Procedur der
Chromolithographie, bis die 12 bis 14 und oft mehr Farben
gezeichnet und für den Druck hergestellt sind, während hier
von den drei oder vier Farbenauszügen Copien auf den Stein
hergestellt, geätzt, corrigirt werden und die Steine druck-