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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 16.1902

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Rapp, Raimund: Der Gummidruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.37610#0145

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Der Gummidruck.

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Wohl selten hat man einem Verfahren, das, vom tech-
nischen Standpunkte beurtheilt, anfangs unvollständige Bilder
gab, so viel Sympathie und Wohlwollen zugewendet als diesem.
Die Sympathien für den Gummidruck, in der Erkennung des
künstlerischen Fortschrittes wurzelnd, und als Triebfeder aller
ernsten Bestrebungen, ergaben, dass wir heute keinem technisch
unvollkommenen Verfahren mehr gegenüberstehen. Bei
genügender Sachkenntniss sind wir mit demselben in der Lage,
Bilder herzustellen, wie sie in ihrer Wirkung durch andere
Methoden kaum zu erreichen sind. Soviel die rasche Ver-
breitung des Gummidruckes auch überrascht hat, war kaum
eine Thatsache begründeter als diese. In dem Zeitabschnitte
des Glattretouchierens aller Flächen und Porträts, wodurch
viele Charakteristik verloren ging, konnte wohl ein Verfahren
seinen Weg machen, das durch grössere charakteristische
Flächenwirkung, auf reale Basis zurücktretend, viel zur Hebung
der künstlerischen photographischen Erzeugnisse beitrug. In
dem Umstande, dass zwei oder mehrere ganz gleiche Copien
äusserst schwer herzustellen sind, sowie in verschiedenen
anderen technischen Verhältnissen, liegt es begründet, dass
sich der jeweilige Operateur einen, seinen Umständen und
Bedingungen entsprechenden, selbständigen Arbeitsmodus stets
ausarbeiten muss, der mit dem eines andern selten genau
übereinstimmen wird. Es ergab sich hieraus die Folge, dass
verschiedene Varianten des Verfahrens und Arbeitsvorschriften
sich von einander unabhängig ausbildeten. Soweit dem Anfänger
bei der Wahl derselben dies von Nachtheil erscheint, haben
sie doch den Vortheil, den Geübteren den für seine Verhält-
nisse geeignetsten Modus leicht finden zu lassen.
Wenn man die Entwicklungsphasen des Gummidruckes
einer allgemeinen Betrachtung unterzieht, so kann gesagt
werden, dass die ersten Erzeugnisse fast keine Halbtöne auf-
wiesen. Man verwendete zu wenig geleimtes oder ungeleimtes
Papier, nahm gewöhnlich zu viel Farbstoff, copirte vielleicht
falsch, oder verdarb das Bild bei einer anderen Procedur.
Nach einigen Fehlversuchen erkannte man jedoch die Fehler-
quellen und erhielt durch stärkere Leimung des Papieres und
geschickte Verwendung von Pinsel und Spritzflasche u. s. w.,
sowie die Aenderung einiger anderer Faktoren, welche der
Entstehung des Bildes entgegenstanden, schon einige Halb-
töne und secessionistischen Werken täuschend ähnlich sehende
Resultate. Es zeigten sich auch Versuche, das Gummipapier
von der Rückseite, also durch das Papier zu copiren, zu
welchen Zwecken man sehr dünnes Papier verwendete. Die
Copirzeit musste hierbei selbstredend bedeutend verlängert
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