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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0119

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Wethnachrsbücherschsu.

in»)

ir beginnen unfern heutigen Bericht mit einigen Fortsetzungen,
so zunächst mit Kuhns „Allgemeiner Kunstgeschichte",
von der auch wieder drei weitere Hefte (Benziger L Cie,, Einsiedeln,
Preis der Lieferung 2 M,) erschienen sind, welche erst die Bau-
denkmale Persiens, Chinas und Japans, dann der Frühzeit
Griechenlands, sowie seiner klassischen Periode enthaltend, auch
noch die Baukunst der Römer behandeln, um zuletzt zur Plastik

Die Schiffbrüchigen, von R, Stigell.

verkleinerte Nachbildung einer pbotogravüre aus dem prachtwerke „Finnland
im 19. Jahrhundert". (Verlag von j. Tilgmann in Helsingfors,)

dieser Völker übcrzugehen. Dabei sind diese Hefte aber so reich
und vortrefflich illustriert, daß wir dem kaum ein zweites der-
artiges Handbuch zur Seite zu setzen wüßten. Im Text aber, der
von allen neuesten Forschungen Kenntnis nimmt, ist bis jetzt selbst-
verständlich noch wenig von der „päpstlichen Approbation" zu
spüren gewesen, so daß man das so prächtig ausgestattete und ver-
hältnismäßig billigeWerk auch Nicht-Katholiken recht wohl empfehlen
darf, — Ist nun die Kuhnsche Publikation im Aufsteigen und
scheint sogar mehr halten zu wollen, als sie versprach, so naht
dagegen „Die österreichisch-ungarische Monarchie" (Wien,

*> II, flehe in Hest 4.

Hölder), von der auch wieder 26 neue, sich ausschließlich mit
Böhmen und Ungarn befassende Hefte (Lfrg. 191—216) vor-
liegen, sichtlich ihrem Ende, Mit Ehren immerhin, da besonders
„Böhmen" viel Schönes in Landschaft und figürlichen Bildern
enthält, wie man denn dem Werke das Zeugnis geben muß, daß
fast alle bekannteren österreichischen Künstler gelegentlich daran
mitgewirkt, was ihm doch immer einen wohlthätig künstlerischen
Eindruck sicherte, wenn auch jetzt zuweilen eine gewisse Ermüdung
besonders bei „Ungarn" nicht zu verkennen ist. Talentlos aber
sehen diese Arbeiten nur selten aus, immer zeigt sich die glückliche
Begabung dieser österreichischen Stämme für die Kunst, Noch
glänzender spricht sich dieselbe freilich in den seither erschienenen
zwei neuen Heften (2 und 3) des durch den abgeschmackten Titel
„Figurale Kompositionen" sehr unnötig verdächtigten, aus
Lichtdrucken nach neueren monumentalen Kompositionen Wiener
Künstler bestehenden Werkes aus, (Wien, Schroll L Co. Voll-
ständig in ö Lfrgn, mit je 12 Tafeln, Preis der Lfrg, 12 M,)
Da begegnen wir aus allen Blättern dem glücklichen, ewig mit
heiterer Anmut Hand in Hand gehenden Leichtsinn der Wiener,
der so gründlich absticht von der trockenen, korporalmäßigen
Pedanterie, der man so oft in Berliner Arbeiten dieser Art be-
gegnet, wie von der plumpen Roheit, die sich uns im heutigen
München so pst als Genialität ausdrängen möchte. Allerdings
werden die Österreicher dagegen leicht einmal leer und fad, wie
dies hier sogar einmal keinem Geringeren als Makart bei einem
„Sieg des Lichtes über die Finsternis" in ganz verblüffender
Weise begegnet ist. Dafür bringen aber Karger," Berger, Schramm,
Gastgeb, Peyfuß u, a, eine solche Fülle von anmutigen Dekorations-
stücken, daß man das Werk speziell den Dekorationsmalern und
Bildhauern, aber auch allen Freunden der heiteren österreichischen
Kunst überhaupt wohl empfehlen darf.

Hochbedeutsam erscheint uns das Werk „Finnland im
19, Jahrhundert", in Wort und Bild dargestellt von sinn-
ländischen Schriftstellern und Künstlern, (Helsingfors, F, Tilg-
manu, Gebd, 34 M,) Das ist eine Arbeit", vor der man allen
möglichen Respekt haben muß, da sie uns deutlich beweist, wie
sich da im hohen Norden ein germanischer Volksstamm noch eine
ganz selbständige Kultur erhalten hat, die den Vergleich mit jener
der benachbarten Schweden und Russen sehr wohl auszuhalten
vermag und die in ihrer Art hochinteressant ist. So sind die
das ganze öffentliche und häusliche Leben der Nation, erst ihre
Natur, dann die Bevölkerung und deren Sitten, Litteratur und
Kunst meist in trefflichen Photogravüren nach Bildern von Edel-
felt, Berndtson und Järnefelt u, a, m, schildernden Illustrationen
ganz geeignet, uns einen sehr guten Begriff von der künstlerischen
Begabung des Vvlksstammes zu geben, wie der von Topelius,
Estländer, Lindelof, Mechelin, Rein u, a. geschriebene Text von
ihrer wissenschaitlichen. Das hochinteressante Werk erschien zuerst,
r,.rd zwar gegen Ende des vergangenen Jahres, in den beiden
Landessprachen Finnlands, der schwedischen und finnischen Sprache,
Man muß den Herausgebern wirklich dankbar sein, daß sie sich
entschlossen haben, dasselbe dem deutschen Publikum in einer be-
sonderen Ausgabe zugänglich zu machen Man wird fragen
dürfen, wo ein anderes Volk von gleicher Größe eine künstlerisch
und litteransch so wertvolle Schilderung seines Wesens auf-
zuweisen habe? Wenigstens sind uns weder von den Schweizern
noch Holländern oder Belgiern, an die man doch hier am ersten
denken könnte, solche Werke bekannt, und selbst das oben be-
sprochene „Oslerreich-Ungarn" bleibt wenigstens in Bezug auf
Ausstattung und Technik sehr weit hinter diesem stattlichen Groß-
Quartband zurück. Wir freuen uns, durch zwei in diesem Hefte
enthaltene Illustrationen unseren Lesern autotypische Nachbildungen
von zweien der in dem Bande enthaltenen Photogravürc-Voll-
bildern bieten zu können, — Bringt uns das eben besprochene
Werk nun alle berühmteren Finnländer dieses Jahrhunderts in
meist ganz tüchtigen Bildnissen oder doch Skizzen, so finden wir
eine ganze Mappe voll solcher ungewöhnlich geistvoller Bleistift-
zeichnungen in dem Werke „Porträt-Sammlung bekannter
Persönlichkeiten" von Jsmacl Gcntz (Berlin, F, Fontane
<L Cie, 30 M,). Wir treffen da von Berlinern: Bergmann, Theodor
Fontane, W, Siemens, L, Knaus, Spielhagen, Stephan u, a , von
Auswärtigen Klaus-Groth, die Künstler Kundmann, M. Klinger,
Fr, Hasse u, a, m,, immer mit eigenhändigen Sinnsprüchen und
kurzen Biographien, Die Zeichnungen aber sind so frappant
ähnlich und durch Photogravüre so täuschend wiedergegcbcn, daß
 
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