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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0140

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Personal- und Ateliernachrichten.

so?

* Leipzig. Bildhauer Carl Seffner, der für seine
Thierschbüste zum Mitglied der Pariser Secessionisten ernannt
worden ist, hat jetzt wieder ein vortreffliches Werk vollendet, den
Ehrenschild, den der deutsche Gustav Adolf-Verein zum 300. Ge-
denktage der Geburt Gustav Adolfs in die Gruft des Schweden-
königs in der Ridderholmskirche zu Stockholm stiftet. Er wird
am 9. Dezember 1894 in Stockholm durch Vertreter des ge-
nannten Vereins überreicht. Der Schild ist oben rund, unten
spitz, trägt am Rande eine erläuternde lateinische
Inschrift, die Gustav Adolf als Befreier der evan-
gelischen Kirche feiert, und ist durch eiserne Bänder
in einzelne Felder geteilt. Das Mittelfeld bringt
die geschichtliche Darstellung vom Tode Gustav
Adolfs auf dem Schlachtfelde, wie er von der töd-
lichen Kugel getroffen von dem aufbäumenden Roß
in die Arme seines jugendlichen Pagen Leubelfing
fällt, während der aus Wolken herniederschwebende
Engel ihm den Lorberkranz bringt. Im Hintergrund
wütet das Schlachtgewühl. Die Seitenfelder schil-
dern in symbolischen Darstellungen Bedrängnis
und Befreiung der evangelischen Kirche, die selbstlose
That und den Ruhm Gustav Adolfs; oben sehen
wir den Pelikan, der die Jungen mit dem eigenen
Blute nährt, rechts einen heldenhaften Jüngling
mit gezücktem Schwert, links ein betendes Mädchen,
rechts Kreuz, Bibel und Dornenkrone, links Kelch
und Schwert, rechts einen gefesselten, links einen
befreiten Jüngling, unten der Genius der Geschichte
mit gesenkter Fackel und Lorbeerkranz am Grabstein
Gustav Adolfs. Der gesamte Schild ist dekorativ
und stilistisch wohl gelungen: im Relief ist ein wohl
zu billigender Mittelweg zwischen dem malerischen
und dem klassisch-strengen Stil eingeschlagen. lsiesi
— Berlin. Der Adolf Menzel-Preis für
das Jahr 1895 ist im Betrage von 800 M. dem
Maler Rudolf Max Kurth, einem Schüler von
Professor Woldemar Friedrich, verliehen worden.

Berlin. Der am 28. März 1894 hier-
selbst verstorbene Landschaftsmaler Prof. Julius
Helfft hat der Akademie der Künste einen großen
Teil seines nicht unbedeutenden Nachlasses, dessen
Nießbrauch bis auf weiteres der Schwester des Erb-
lassers zusteht, in Höhe von etwa 100000 M.
mit der Bestimmung vermacht, daß aus den Zinsen
dieses Vermächtnisses alljährlich nach erjolgtem
Wettbewerb ein Reisestipendium unter der Bezeich-
nung „als Helfjtscher Preis" an Landschaftsmaler
zur Verleihung komme. Außerdem legierte Helfft
der Akademie seine zahlreichen Studien und Skizzen
und verschiedenen Künstlervereincn Legate und Ver-
mächtnisse bis zum Betrage von 30000 M. Die
Genehmigung zur Annahme des Legates ist der
Akademie der Künste erteilt worden. I3K481

H Karlsruhe. Die badische Residenz hat
mit. der kürzlich vor einem distinguierten, geladenen
Publikum stattgefundenen Eröffnung des Pan-
oramas der Erstürmung von Nuits, der be-
deutendsten Waffenthat der Badenser im deutsch-
französischen Kriege, eine weitere künstlerische Sehenswürdigkeit er-
halten. Die hiesigen Verfertiger desselben, Historienmaler Karl
Becker und die Landschaftsmaler Karl Kehr und Prof. Fritz
Kallmorgen, ließen sich dabei von dem leitenden Gedanken be-
stimmen, nicht ein Schlachtfeld im herkömmlichen Sinne mit all
seinen Greuel- und Schreckensszenen und dem Haschen nach rohen
Effekten uns vor Augen zu führen, sondern eine naturgetreue
Darstellung des modernen, nach den Regeln der strategischen
Taktik im Rahmen der Einzelszenen sich entwickelnden Gefechts
zu geben. Dargestellt ist der Moment der Vorbereitung der Er-
stürmung mit der lebensvollen Entwicklung der Massen und dem
Ueberblick über das weite Schlachtfeld, wozu die genauesten Studien
an Ort und Stelle selbst gemacht wurden. Daß dabei das rein
künstlerische Moment nicht zu kurz gekommen, versteht sich bei
den obengenannten Meistern von selbst. — Der hiesige Maler
Hans von Volkmann hat für seine auf der diesjährigen

Dresdener Ausstellung befindlichen Werke, die sächsische Staats-
medaille in Silber und der Professor der hiesigen Kunstgewerbe-
schule Max Länger bei dem Preisausschreiben des Allgemeinen
Deutschen Sprachvereins für eine künstlerisch ausgestattete Wahl-
spruchtafel den zweiten Preis erhalten. Unter Zustimmung der
meist beteiligten Karlsruher Künstlerschaft wurde ferner von dem
Leiter der Kunstausstellung im Konversationshause zu Baden-
Baden, dem bekannten sehr rührigen Kunsthändler I. Th. Schall
der Plan entworfen, in genannter Stadt für 1896 eine inter-
nationale Ausstellung zu veranstalten. Gelingt es, die Regierung
dafür zu interessieren und womöglich eine dauernde Staatsunter-
stützung zu erhalten, so könnte sich hieraus eine internationale,
dauernde Eliteausstellnng entwickeln, da alle sonstigen günstigen

Waldbach in Willfladk. von Hugo Lharlemont.

Vorbedingungen hiefür reichlichst vorhanden sind. Der hiesige
Akademie-Professor Kaspar Ritter hat im Kunstverein ein
lebensgroßes Damenbildnis in ganzer Figur ausgestellt, das an
Feinheit der Auffassung und Durchführung, wobei alles in zarten
lichten Tönen gestimmt ist, seinesgleichen sucht. Der talentvolle
Otto Seligmann, der in Paris seine künstlerische Aus-
bildung empfangen, bleibt in zwei geistreich im vollsten Freilicht
hingeworfenen Motiven aus der Bretagne, „Kartenspielende
Dorfjnngen" und die „Bucht von Concarneau" seinen Schul-
traditionen mit Recht getreu. Von W ilh. Trübner in München,
bekanntlich ein geborner Heidelberger, sind mehrere ganz eigen-
artig anfgesaßte, meisterhafte, stimmungsvollst durchgeführte
Stilleben und der auf gleicher künstlerischer Höhe stehende präch-
tige Studienkopf eines Alten da. Von Professor Fritz Kall-
morgen erblicken wir einen Cyklus Reisestudien in Bleistift, die
uns den auch auf diesem Knnstgebiete wohlbewanderten Meister

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