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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1895 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0425

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X. Jahrgang, ltzeft 22.

iz. August 1895.

> tzerauKgegeüen von Friedrich Vecht

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3883, daher. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Die WhreFauMellung 1895 der Aünstlergenossenschaft zu München.

vom Herausgeber.

I.


Ilsede neue Ausstellung unserer Genossenschaft zeigt
den Zwischenraum, der sie von der „Secession"
trennt, erheblich verkleinert. Doch nicht dadurch, daß
sich die abtrünnigen „Jungen" etwa wieder den
„Alten" genähert hätten, sondern im Gegenteil suchen
die Alten in ihrer Mehrheit und keineswegs immer zu
ihrem Vorteil auf die Wege der Jungen einzulenken.
So groß ist die Macht des Neuen über alle Maler-
gemüter! Ja man kann wohl sagen, daß man die
Vorteile, welche die secessionistische Bewegung für die
Kunst wirklich gehabt hat, bei den „Alten" viel deut-
licher verfolgen könne als bei ihren Gegnern. Bestehen
nun diese Vorteile zumeist in einer kühneren, die Mittel
des Helldunkels mehr ausnützendcn Malerei, so kann
man dieselben diesmal auf einer ungewöhnlichen Anzahl
sogenannter Historienbilder verfolgen. Unter ihnen
nimmt Carl Marrs „Ikarus" der Größe nach den
ersten Platz ein. Marr ist nun unbedingt der talent-
vollste unter unseren jüngeren Meistern, und sein
Riesenbild der „Flagellanten" ist mit seiner meister-
haften Charakteristik jener schwärmerischen Zeit noch
unvergessen. Freilich hatte er sich seither bloß in
unbedeutenden Stoffen, meist koloristischen Bravonr-
stückchen gefallen, die aber wenigstens immer mit großer
Meisterschaft durchgeführt waren, wenn sie auch eine
gewisse Zerfahrenheit in der Auswahl bewiesen. Jetzt
nun hatte er sich diesen interessanten Stoff aus der
griechischen Göttermythe für einen Plafond ausgesucht,
was gewiß keine unglückliche Wahl war. Leider ver-
griff er sich aber in der Ausführung seines Themas
gänzlich, indem er die unter dem Wagen des trium-
phierend in die Höhe ziehenden Phöbus hervorscheinende Sonne durch ungeschickte Vergoldung dermaßen
dominieren ließ, daß man weder den im Vordergrund mit erweichten Flügeln herabstürzenden Ikarus,
noch die seinem Sturz mit Neugier und Bedauern folgenden Musen und sonstigen olympischen
Göttinnen nur ordentlich zu sehen vermag ob des abgeschmackten Flammenspektakels. So kommt man trotz
mancher Schönheiten der Komposition absolut zu gar keinem Eindruck. Der Meister hat sein Bild selbst be-

In Gedanken, von Karl Donndorf jun.

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Die Kunst für Alle X
 
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