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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0532

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«^32> PERSONAL-NACHRICHTEN — VON AUSSTELLUNGEN

VrtÜNCHEN. In Dachau starb am 4. Juli d. J. der Neues zu beginnen. Seine jüngsten Arbeiten, die

Maler Prof. Arthur Langhammer. Er stand in der diesjährigen >Internationalenc zu sehen sind,

eben an der Schwelle seines siebenundvierzigsten machen den Eindruck, als habe jene Unrast schon

Lebensjahres, als eine sein Schaffen stark beeinträchtigende Höhe er-

ein scheinbar plötz- reicht gehabt. Nun hat sich sein tragisches Geschick

licher Tod, in Wahr- mit jäher Schnelligkeit erfüllt. Seine Freunde werden

heit der Ausbruch dem Dahingeschiedenen, als einem ernsten, beschei-

einesschonlängerin denen Menschen und treuen Gefährten, ein liebe-

der Entwicklung be- volles Andenken bewahren; das Gedächtnis des ehr-

griffenen schweren lieh strebenden, vornehm empfindenden Künstlers

Gehirnleidens, ihn wird in den wenigen Bildern, die er vollendet

dahinraffte. In Lützen hat und von denen die Neue Pinakothek eines der

(Kgr. Sachsen) am schönsten, »Herbstfeuer«, bewahrt, ehrenvoll fort-

6. Juli 1855 geboren, leben,
auf der Leipziger

Akademie vorgebil- ^ESTORBEN: Am 10. Juni in New York der Maler

der, kam Langham- Edward Moran; am 2. Juni in Rom der Maler

mer 1876 nach Mün- Gustav Müller. Durch testamentarische Verfügung

chen. Hier war er wurde von dem Letztgenannten der Zinsertrag eines

auf der Akademie Kapitals von 240000 M. zu Ankäufen deutscher und

Schüler von Ferd. italienischer Bilder auf den in Rom stattfindenden

Barth und Wilhelm Ausstellungen und zur wechselnden Ueberweisung

Diez. Er begann dieser Werke an die National-Galerie in Berlin und

seine künstlerische an die Akademie S. Luca in Rom bestimmt.
_ Laufbahn als Illu-
arthur langhammer allmählich

(t 4. ju.i mn erst w>rde er mehr V0N AUSSTELLUNGEN

zur eigentlichen Ma- MMh ^ AM MI IINIfTN

lerei hinübergeführt; gleich sein erster Aufenthalt in UINU oAIVIIVILulNot.l>l
Dachau, vor nunmehr zwanzig Jahren, wurde für seine

künftige Kunstübung entscheidend. Ueberblicken wir AflÜNCHEN. Ankäufe des Bayerischen Staates auf
die Arbeiten seiner Hand, die in den letzten zwei De- der VIII. Internationalen Kunstausstellung 1901
zennien bekannt geworden sind, so geben sie sich im kgl. Glaspalast zu München. Carl Marr »Madonna ;
nach ihrer Stoffwahl als ganz einheitliche Gruppe: Otto Hierl-Deronco Auf dem Theater ; Carl Küstner
fast durchweg sind es menschliche Gestalten, teils Mooslandschaft«; Martinus Schildt Waschfrauen«;
mehrere in lebhafterem Vorgang vereint, teils ein- Max Slevogt >Feierstunde«; Nicolaus Gysis »Früh-
zelne in einem ruhigen Verharren, in ein Stück Land- lings-Symphonie;; F. A. von Kaulbach ; Bildnis des
schaff so hineingestellt, dass Natur und Menschen Geheimrats von Pettenkofer;; Max Gaisser ;Beim
ein völlig gleichwertiges, in sich abgewogenes Stirn- Advokaten«; Carl Raupp -Chiemseegenre«; Hugo
mungsganzes bilden. Auch darin haben sie alle Kauffmann ?Bursch und Mädel<; Wilh. Leibi >In-
einen gemeinsamen Grundzug, dass sie, was auch terieur mit Bauernmädchen -; Julius Diez Im Föhren-
auf ihnen ^vorgehen« mag, immer ganz malerisch wald«. Aus der sehr belangreichen Liste der
aufgefasst und durchgeführt sind; nie ist der ur- bisherigen sonstigen Verkäufe auf genannter Aus-
sprüngliche Illustrator, wenn er vor der Leinwand Stellung sei noch, soweit öffentliche Sammlungen in
stand, ins Anekdoten-Erzählen verfallen. Bilder, Betracht kommen, notiert, dass vom Nationalmuseum
wie das von dem Prinzesschen und dem Schweine- in Stockholm: P. S. Kröyer, Komponist Grieg nebst
hirten (1894 in der »Secession« ausgestellt, jetzt in Frau; vom Städtischen Museum in Leipzig: Wilh.
der Sammlung Knorr) oder von dem »Heiligen«, Leibi, »In Erwartung' erworben wurden,
der den Teufel entlarvt hat und ihn mit den ver-
dienten Prügeln regaliert, legen doch immer den
eigentlichen Nachdruck auf die malerische Erschei-
nung, die Wirkungen des Lichts, den Zusammenklang die Figur der ^Judith« von Hermann Hahn in
der Farben. Aber freilich hat innerhalb dieser male- München, sowie zwei Bronzen von Carabin und
rischen Auffassung Langhammer eine wechselvolle NoCQ gestiftet worden. Eine hochbedeutsame Zu-
Entwicklung durchgemacht. Er war eine für alles wendung wurde der Galerie sodann noch dadurch
Tüchtige und Feine empfängliche Natur, in der das zu teil, dass der Architekt Hummel in Triest ihr
in eigene Produktion sich umsetzende Verständnis schenkungsweise Klinger's >Urteil des Paris« unter
für das Wesen und Schaffen anderer stärker zum der Bedingung überwies, dass auch des Künstlers
Ausdruck kam, als die selbständige künstlerische -Christus im Olymp« für die Sammlung erworben
Individualität. Zu denen, die ihn besonders beein- würde. Es hat sich daraufhin ein anderer, ungenannt
flussten, gehörte in den achtziger Jahren F. v. Uhde; sein wollender Kunstfreund bereit erklärt, auch dieses
in den langen Jahren seines Dachauer Aufenthaltes Werk des Leipziger Meisters der Galerie zu stiften,
hat er dann sich weiterentwickelt, vor allem durch Auf der jüngsten krämer-Ausstellung der Secession,
L. Dill angeregt, zu jenem tonig-dekorativen, vor- mit der übrigens das diesjährige Ausstellungspro-
nehm gedämpften Kolorismus, der das eigentliche gramm dieser Vereinigung erledigt ist, wurde staat-
Charakteristikum der >Neu-Dachauer« geworden ist. licherseits für die genannte Galerie des Künstlers
Aus dieser Zeit seiner Entwicklung ist besonders die Bild »Garten in Taormina« erworben.
»Nausikaa« (1898 ausgestellt) hervorzuheben. — In

immer wachsender Unrast, die jetzt erst — als Vor- IJEIDELBERG. Von besonderer Anziehungskraft

botin seines Leidens — ganz verständlich wird, hat der auf der jüngst geschlossenen Hans Thoma-

Künstler in den letzten Jahren Entwurf um Entwurf Ausstellung waren, neben vielen wenig bekannten,

begonnen, um während der Ausführung, von Unge- aus Privatbesitz stammenden Gemälden, die beiden

duld und einer Art Ekel übermannt, abzubrechen und diesjährigen Werke des Meisters »Christus auf den

YV/IEN. Der im Entstehen begriffenen »Modernen
" Galerie^ sind von der Secession des weiteren

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