Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe (10.1912)

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Und mit Vorliebe that er dies im Winter, damit die
Strafe, die nach meinem Vermuten für ihn ein
geistiger Masochismus war, desto härter sei.

Wohl wusste er, dass mir eine derartige Mit-
teilung von seiner Seite am allerwenigsten angenehm
war, und um mich deshalb einigermaassen zufrieden
zu stellen, plagte er sich ab, entweder vor der Mit-
teilung oder den folgenden Tag in früher Morgen-

glückchen festgeklemmt, der Kopf ein wenig rechts
vornüber, während auf dem Gesicht mit den herab-
gezogenen Mundwinkeln ein unbeschreiblicher
Hauch von Verzweiflung lag.

Und war er dann oben, dann klang es wieder
in diesem eigenartigen, schwer melancholischen,
tiefen Ton: „Mendes, seid nicht bös auf mich; ich
hab wieder ein Blümchen für Euch mitgebracht,
weil ihr so gut zu mir seid."

iTINCENT VAN GUG1I, GARTEN DES IRRENHAUSES IN ARLES

stunde nach dem damaligen Ostfriedhof, seinem
liebsten Spazierweg, zu wandern und unterm Schnee
für mich Schneeglöckchen zu pflücken. Noch sehe
ich — ich wohnte damals auf dem Jonas Daniel
Meijerplatz und hatte drei Treppen hoch meine
Studierstube -- ihn von der Neuen Herrengracht
her über den geräumigen Platz stapfen, ohne Über-
rock — auch eine Sorte Selbstkasteiung —, die
Bücher unter dem rechten Arm gegen den Leib ge-
drückt und in der Linken vor der Brust die Schnee-

Denn ihm ernstlich böse zu werden, war, meine
ich, unmöglich für jedermann und wahrhaftig nicht
allein für mich, der sogleich begriffen hatte, wie es
in diesen Tagen war, als würde er von seinem Ver-
langen, Unglücklichen zu helfen, verzehrt. Ich
hatte das nämlich selbst bei mir zu Hause wahr-
genommen: er erwies nicht bloss meinem taub-
stummen Bruder viel Aufmerksamkeit, er hatte auch
jederzeit ein freundliches Wort bereit, für ihn und
eine bei uns wohnende, unbemittelte Tante, die

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