märn
HOLBEIN
EIN BILD VON IHM
VON
HERBERT EULEN BERG
Eigenhändiger Beriebt des Georg Gisze, Mercators
und Beisitzenden des Alderman of the Steelyard,
wohnhaft zu London,* an den Rat der Stadt Basel,
in persona vertreten durch den Bürgermeister Jakob
Meier zum Hirschen.
ch, der Endesunterzeichnete Georg
Gisze hab auf die Anfrag eines hohen
Rathes der Stadt Basel die näheren
Umbständ betreffend von dem Tod
des hochberühmten und vil geehrten
von Engelland selber ergriffen, allwo er als unsers
Herrn Hofmaler sein Werkstatt und Unterkunft
hatte. Daraus man ersehen kann, dass Freund Hein
unser aller Gewaltiger ist und nit Halt macht vor
Keysern, Königen, Kardinalen und Bäpsten, wie
Malers Hansens Holbeins, des Appelles unserer dies allens unser seliger Holbein auf vielen Täflein
säuberlich und erschrecklich aufgezeichnet hat.
Er ist aber verschieden an der entsetzlichen Seuche
der schwarzen Pest, die von türkischen oder le-
vantischen Händlern hierher verschleppt worden
ist und aus ganz London, unsers Reiches Haupt-
stadt, ein grosses Spitel gemacht hat. Der König
aber ist bis auf den heutigen Tag nit versehrt,
weyl er allezeyt ein wundersam Alräunchen oder
Galgenmännlein mit sich tragen soll. Und man
hat des Meisters Leichen hastig aus dem Pallaste
Zeit, Ihres künstreichen Stadtgenossen, solches an-
zuführen:
Dieses ist mir bekannt worden, dass Herr
Hans Holbein, der Maler im Herbstmonat dieses
argen, fast widerwärtigen 1543. Jahres heim-
gangen ist. Und hat ihn der Tod, den er so häufig
und mit Fleiss abgebildet hat, im Pallast unsers
grossmächtigen königlichenHerrnHeinrich des VIII.
* Es ist derselbe, der heute noch an der Wand des Mu-
seums in Berlin von Holbeins Gnaden in ewiger Jugend lebt.
4*7
HOLBEIN
EIN BILD VON IHM
VON
HERBERT EULEN BERG
Eigenhändiger Beriebt des Georg Gisze, Mercators
und Beisitzenden des Alderman of the Steelyard,
wohnhaft zu London,* an den Rat der Stadt Basel,
in persona vertreten durch den Bürgermeister Jakob
Meier zum Hirschen.
ch, der Endesunterzeichnete Georg
Gisze hab auf die Anfrag eines hohen
Rathes der Stadt Basel die näheren
Umbständ betreffend von dem Tod
des hochberühmten und vil geehrten
von Engelland selber ergriffen, allwo er als unsers
Herrn Hofmaler sein Werkstatt und Unterkunft
hatte. Daraus man ersehen kann, dass Freund Hein
unser aller Gewaltiger ist und nit Halt macht vor
Keysern, Königen, Kardinalen und Bäpsten, wie
Malers Hansens Holbeins, des Appelles unserer dies allens unser seliger Holbein auf vielen Täflein
säuberlich und erschrecklich aufgezeichnet hat.
Er ist aber verschieden an der entsetzlichen Seuche
der schwarzen Pest, die von türkischen oder le-
vantischen Händlern hierher verschleppt worden
ist und aus ganz London, unsers Reiches Haupt-
stadt, ein grosses Spitel gemacht hat. Der König
aber ist bis auf den heutigen Tag nit versehrt,
weyl er allezeyt ein wundersam Alräunchen oder
Galgenmännlein mit sich tragen soll. Und man
hat des Meisters Leichen hastig aus dem Pallaste
Zeit, Ihres künstreichen Stadtgenossen, solches an-
zuführen:
Dieses ist mir bekannt worden, dass Herr
Hans Holbein, der Maler im Herbstmonat dieses
argen, fast widerwärtigen 1543. Jahres heim-
gangen ist. Und hat ihn der Tod, den er so häufig
und mit Fleiss abgebildet hat, im Pallast unsers
grossmächtigen königlichenHerrnHeinrich des VIII.
* Es ist derselbe, der heute noch an der Wand des Mu-
seums in Berlin von Holbeins Gnaden in ewiger Jugend lebt.
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