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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 9
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Breuer, Robert: Die Sammlung Eduard Fuchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0469

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HONORE DAUMIER, PFERDE IN DER SCHWEMME. TEMPERA

«:'

Wurzelgemeinschaften; ein Metaphysikum webt
um diesen Besitz.

Fuchs ist nicht das, was man gemeinhin einen
Kenner heisst. Alles Artistische, die Ästhetik um
ihrer selbst willen ist ihm verhasst. Seine Ein-
seitigkeit kennt kein Maass; Renoir ist für ihn fast
Kitsch, und einen Gauguin würde er kaum auf-
nehmen. Er kennt nur seine heilige Drei. Auf
sie wies ihn sein Instinkt; ihm allein vertraute er
sich. Es giebt in der Kunst keinen besseren Führer.
Auch keinen, der das Sammeln einträglicher machte.
Wer nur zu kaufen vermag, was die Auguren be-
reits abstempelten, wird immer viel bezahlen müssen.
Fuchs kaufte seine Daumiers vor der jüngsten Hausse,
und auch bei Slevogt begann er früh genug. So
darf er heute mit behaglichem Selbstbewusstsein
und mit gerechtem Stolz auf seine Bilder blicken,
die ihm gehören, weil er sammelnd selber stets sein
eigen war.

«•

Von Honore Daumier enthält die Sammlung

sechs Ölgemälde, vier Aquarelle und acht Zeich-
nungen. Das grösste der Ölbilder ist 65x47 cm-
Solch Material reicht gewiss nicht hin, um dem
Unerfahrenen eine erschöpfende Vorstellung von
den künstlerischen Gewalten des grossen Franzosen
zu vermitteln. Der Eingeweihte aber fühlt beim
Durchsehen der Tafeln und Blätter mit lebhaftem
Vergnügen das ungeheure Drama von der Geburt
der modernen Kunst erwachen. Michelangelo und
Rembrandt steigen zeugungsstark herauf. Gericault
und Delacroix recken sich als Mittler.

Die „Pferde in der Schwemme" sind von diesen
Daumiers am besten bekannt. Die auf Holz ge-
malte Ölskizze war früher bei Vollard und ist von
Klossowski abgebildet worden. Eine alltägliche
Szene war es, die Daumier hier gestaltete; er machte
daraus eine Apotheose höllischer Rosse. Barocke
Energien scheinen die Maasse der Tafeln zu zer-
sprengen; die Kaimauer, die den Hintergrund bildet,
und der Brückenbogen, der den Raum rechts ab-
schliesst, werden zunichte vor den gigantischen Sil—

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