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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 11
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Koren-Wiberg, Christian: Hanseatische Baukunst in Norwegen: das alte Bergen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0576

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DAMSGAARD. HAUS AUS DER ROKOKOZEIT

etwa 3000 Mann — alle Junggesellen, denn nach
den Gesetzen der Hansa musste jeder Neuankömm-
ling schwören, unvermählt zu leben, solange er im
Kontor beschäftigt war.

Was das Bergenser Kontor so interessant macht,
ist, dass es im Gegensatz zu den Hansa-Kolonien in
London, Brügge, Wisby und Nowgorod, was die
Bauwerke anbetrifft, bis auf die heutige Zeit er-
halten geblieben ist. „Tyskebryggen" (die deutsche
Brücke) in Bergen ist ein einzig dastehendes Denk-
mal der mittelalterlichen Macht des grossen be-
rühmten Hansabundes ausserhalb der Grenzen
Deutschlands.

Die norwegischen Grundstücke, in deren Besitz
die Hanseaten kamen, bestanden aus langen Reihen
von Häusern mit schmalen Passagen zwischen den
Häuserreihen. Sie erstreckten sich vom Hafen bis
etwa 120 Meter hinauf zur Ovregade. Diese Bau-
art behielten die Hanseaten bei, daher ist das
„Kontor" in Bergen der einzige Stadtteil, in dem
die ursprünglich norwegische Bauart sich er-
halten hat. Einrichtung, Hausrat und ornamentale
Details haben sich im Laufe der Jahrhunderte aller-
dings verändert, und man findet darum sowohl

Zierate aus der gotischen Periode, der Renaissance-
zeit, der Rokoko- und Empirezeit.

Das Leben im Hansaviertel gestaltete sich zu
jener Zeit in eigentümlicher Weise. Jedes Grund-
stück, das aus 6—10 Kaufmannshäusern oder
„Stavens" bestand, hatte ein gemeinschaftliches
Versammlungs- oder Klubhaus, das in der Regel
dicht neben dem gemeinschaftlichen Kochhaus lag,
wo das Essen für die ganze Mannschaft, bis zu
200 Mann, zubereitet wurde. Das Klubhaus,
„Schütting" genannt, in dem sich die einzige Feuer-
stätte befand, war nur im Winter geöffnet und
spielte begreiflicherweise eine bedeutende Rolle
im täglichen Leben der alten Hansabrüder. Im
Sommer assen die Bewohner jedes Grundstücks in
ihren Handelshäusern, deren Einrichtung überall
die nämliche war. Jedes Haus besass einen Speise-
raum, Kontor und Schlafzimmer für den Kaufmann
und seine Leute.

Im Jahre 1764 wurde das letzte hanseatische
Handelshaus verkauft und damit schloss eines der
interessantesten Kapitel in der Geschichte der Hansa,
ein Kapitel, das mehr als ein halbes Jahrtausend
umspannt. Allein lange nach der offiziellen Auf-



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