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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 12
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Scheffler, Karl: Slevogts Improvisationen: Notizen zu Bildern aus der Sammlung Ed. Fuchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0600

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Pferden im Gewittersturm, einem Negerwetr-
rennen, einem Mädchenraub, Simson, Don Qui-
chotte und Don Juan, lassen nicht nur an Dela-
croix und Menzel denken, sondern auch daran,
welch ein glänzender Dekorateur Slevogt sein
könnte. Ein kleiner Gartenpavillon des Gutes Neu-
Cladow, von dem im Juliheft hier schon die Rede
war, ist der schönste Beweis dafür, wie reich Sle-
vogt an Einfall und Form ist, wie er „inwendig
voller Gestalt" ist und die Gabe hat, das Be-
deutende wie ohne Anstrengung ornamental nie-
derzuschreiben. Das Erfinden ist seine ganze Lust.
Man möchte glauben, er sei nie glücklicher, als

maassen mit viel Luft umgiebt. Ferne und Nähe
sind bei aller Wirklichkeit voller Romantik. Schon
die Terrainplastik erzählt etwas. Der mutige Don
auf der Höhe, der im Vordergrund faul verdrossen
dahinzuckelnde Sancho und der aus dem Thal
emporsteigende Hirt -- oder wer es sonst ist —:
sie alle geben durch ihre Placierung schon die
Suggestion des Geschehens. Die nur andeutende
Farbe, die graziös akzentuierende Technik und die
illusionäre Kraft der Verteilung machen aus dem
illustrativen Einfall ein kleines Meisterwerk der
Malerei von fortreissender Kraft.

Drei Simsonbilder sind wie drei Akte eines

MAX SI.EVOGT, DON JUAN.

wenn ihm die Bilder des Lebens epigrammatisch
aus dem Pinsel quellen, wenn er sich als Meister
einer psychologisch-dekorativen Kurzschrift geben
kann.

Um diese malerischen Improvisationen kennen
zu lernen, genügt es einen Blick auf die dem Leser
schon bekannte Sammlung Eduard Fuchs zu werfen
(Kunst und Künstler, Jahrgang X, Seite .149 u. f.),
die eine ganze Anzahl von Bildern dieser Art
enthält.

Ein Don Quichotte (Abbildung Seite 581)
zeigt, mit welch geistreicher Hellsichtigkeit Sle-
vogt die Erzählung räumlich macht und gewisser-

Dramas. Im ersten Bild (Abbildung Seite 585)
wird Simson gefangen genommen. Der Raum ist
voller Lärm und Tumult, voll drohender Schatten,
verräterischen Laternenlichts und grotesker Kraft-
anstrengung. Das Heroische ist fast gnomenhaft
burlesk gemacht. — Das zweite Bild zeigt Simson als
Gefangenen an der Mühle (Abbildung Seite 584).
Es ist ganz aus der Zeichnung, aus der Schwarz-
weisswirkung heraus gedacht. Die einzige Farbe
ist der Fleischton. Um so mehr hebt dieser Ton
die schmerzlich dumpfe Wut des Gefesselten her-
vor. - - Das dritte der Simsonbilder (Abbildung
Seite 235, Februarheft) zeigt den wieder Erstark-
ten, wie er gewaltsam die Säulen bricht. Auch
diese Darstellung ist aus Schwarz und Weiss ent-

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