Stuttgart fortkam, verdankte er in erster Linie Arbeiten mächtig gefördert. Ausserdem entwarf
Eb. Wächter, dem Freunde von Carstens und Koch,
der übrigens als Maler herzlich unbedeutend war.
Dank den trostlosen Akademieverhältnissen jener Zeit
kam Weitbrecht nicht bloss ohne Resultate, sondern
geistig und körperlich fast gebrochen, von Italien zu-
rück. Er musste froh sein, dass er bei dem geschäft-
lich rührigen und künstlerischlebendigenHeilbronner
Silberwarenfabrikanten Peter Bruckmann ein Unter-
kommen fand In der gesunden Atmosphäre dieses
thätigen Hauses entwickelte sich bei einfacher Tages-
arbeit rasch die lange unterdrückte Selbständigkeit
des vornehmen, Zeit
seines Lebens zarten
und verschlossenen
Menschen. Eine Fülle
köstlicher Umriss-
zeichnungen verra-
ten, mit wieviel inne-
rem Glück er an dem
heiteren Leben und
Treiben in Bruck-
manns Kinderstube
teilnahm, wie froh er
nun doch war, den
anspruchsvollen Auf-
gaben der Akademien
auf immer entronnen
zusein. In Heilbronn
wurde Weitbrecht
zum Künstler; und
mit den vielen von
i 8 i 8 — it entstan-
denen, durchweg im
Relief entwickelten
Kinderzeichnungen
ist sowohl seine be-
sondere Begabung als
auch seine ureigenste Neigung ein für allemal fest-
gelegt. Neben Ludwig Richter ist G. K. Weitbrecht
der grösste Kinderfreund unter den Künstlern des
neunzehnten Jahrhunderts.
Den Aufstieg zum Bildhauer ermöglichte ihm die
1824 durch Justinus Kerners Vermittlung erfolgte
Berufung an das unter dem genialen Stuttgarter
Techniker Wilh. von Faber du Faur lebhaft erblühte
Königlich Württembergische Hüttenwerk Wasser-
alfingen. Dort hatte er vor allem figürliche Relief-
szenen für den in Wasseralfingen neu eingeführten
Eisenkunstguss zu entwerfen. Seinschon in Heilbronn
er in seiner Freizeit eine Reihe figürlicher Fries-
zeichnungen, die in immer flüssiger, klarer und
formenreicher gestalteten Kompositionen das Trei-
ben im Hüttenwerk und die Arbeit draussen auf
dem Land schilderten. Der vertraute Inhalt dieser
Entwürfe musste auf Wilhelm I., den als „König
der Landwirte" bekannten Monarchen, den besten
Eindruck machen. Mit der Ausschmückung seines
„Rosenstein" beschäftigt, gab er Weitbrecht 1826
den ersten und letzten grossen Auftrag. Über den
Säulen des Speisesaals sollte ein fast meterhoher
Relieffries mit Schil-
derungen des Land-
lebens entstehen. Die
rasche Fertigstellung
dieser Arbeit brachte
dem Wasseralfinger
Modelleur die heiss-
ersehnte Möglichkeit
weiterer Ausbildung.
Im Sommer 1828
zog Weitbrecht zum
zweitenmal nach
Italien.
Thorwaldsen,
dem er in Rom Ab-
drücke seiner Arbei-
ten brachte, hielt mit
warmer Anerken-
nung nicht zurück,
ja er zeigte jedermann
mit reizender Begeis-
terung die Werke
des neuen schwäbi-
schen Talentes, dem
seine Werkstätten zur
freien Benützung
offen standen. Im übrigen beschränkte sich Weit-
brechts Verkehr auf seinen engen schwäbischen
Kreis. Von Gegenbaur, seinem Kollegen am Rosen-
stein, dem Wilh. Kaulbach Stuttgarts, hielt er sich
fern. Um so wichtiger waren ihm die jungen
Biberacher Maler Bernhard Neher und J. F. Dieterich.
Nehers Verkehr mit Cornelius, Overbeck und
Richter, der ihn mit Wächters Freund,dem Schwaben-
vater Koch, und mit dem jungen Genelli hätte zu-
sammenbringen müssen, scheint der schwerblütige
Unterländer nicht geteilt zu haben. Julius Schnorr
von Carolsfeld, damals auf der Höhe seiner Kunst,
K. WEITBRECHT, MARMORRELIEF
STUTTGARTER MUSEUM
bewährter Sinn für den Reliefstil wurde durch diese war schon in München, und die wichtigen Verbin-
506
Eb. Wächter, dem Freunde von Carstens und Koch,
der übrigens als Maler herzlich unbedeutend war.
Dank den trostlosen Akademieverhältnissen jener Zeit
kam Weitbrecht nicht bloss ohne Resultate, sondern
geistig und körperlich fast gebrochen, von Italien zu-
rück. Er musste froh sein, dass er bei dem geschäft-
lich rührigen und künstlerischlebendigenHeilbronner
Silberwarenfabrikanten Peter Bruckmann ein Unter-
kommen fand In der gesunden Atmosphäre dieses
thätigen Hauses entwickelte sich bei einfacher Tages-
arbeit rasch die lange unterdrückte Selbständigkeit
des vornehmen, Zeit
seines Lebens zarten
und verschlossenen
Menschen. Eine Fülle
köstlicher Umriss-
zeichnungen verra-
ten, mit wieviel inne-
rem Glück er an dem
heiteren Leben und
Treiben in Bruck-
manns Kinderstube
teilnahm, wie froh er
nun doch war, den
anspruchsvollen Auf-
gaben der Akademien
auf immer entronnen
zusein. In Heilbronn
wurde Weitbrecht
zum Künstler; und
mit den vielen von
i 8 i 8 — it entstan-
denen, durchweg im
Relief entwickelten
Kinderzeichnungen
ist sowohl seine be-
sondere Begabung als
auch seine ureigenste Neigung ein für allemal fest-
gelegt. Neben Ludwig Richter ist G. K. Weitbrecht
der grösste Kinderfreund unter den Künstlern des
neunzehnten Jahrhunderts.
Den Aufstieg zum Bildhauer ermöglichte ihm die
1824 durch Justinus Kerners Vermittlung erfolgte
Berufung an das unter dem genialen Stuttgarter
Techniker Wilh. von Faber du Faur lebhaft erblühte
Königlich Württembergische Hüttenwerk Wasser-
alfingen. Dort hatte er vor allem figürliche Relief-
szenen für den in Wasseralfingen neu eingeführten
Eisenkunstguss zu entwerfen. Seinschon in Heilbronn
er in seiner Freizeit eine Reihe figürlicher Fries-
zeichnungen, die in immer flüssiger, klarer und
formenreicher gestalteten Kompositionen das Trei-
ben im Hüttenwerk und die Arbeit draussen auf
dem Land schilderten. Der vertraute Inhalt dieser
Entwürfe musste auf Wilhelm I., den als „König
der Landwirte" bekannten Monarchen, den besten
Eindruck machen. Mit der Ausschmückung seines
„Rosenstein" beschäftigt, gab er Weitbrecht 1826
den ersten und letzten grossen Auftrag. Über den
Säulen des Speisesaals sollte ein fast meterhoher
Relieffries mit Schil-
derungen des Land-
lebens entstehen. Die
rasche Fertigstellung
dieser Arbeit brachte
dem Wasseralfinger
Modelleur die heiss-
ersehnte Möglichkeit
weiterer Ausbildung.
Im Sommer 1828
zog Weitbrecht zum
zweitenmal nach
Italien.
Thorwaldsen,
dem er in Rom Ab-
drücke seiner Arbei-
ten brachte, hielt mit
warmer Anerken-
nung nicht zurück,
ja er zeigte jedermann
mit reizender Begeis-
terung die Werke
des neuen schwäbi-
schen Talentes, dem
seine Werkstätten zur
freien Benützung
offen standen. Im übrigen beschränkte sich Weit-
brechts Verkehr auf seinen engen schwäbischen
Kreis. Von Gegenbaur, seinem Kollegen am Rosen-
stein, dem Wilh. Kaulbach Stuttgarts, hielt er sich
fern. Um so wichtiger waren ihm die jungen
Biberacher Maler Bernhard Neher und J. F. Dieterich.
Nehers Verkehr mit Cornelius, Overbeck und
Richter, der ihn mit Wächters Freund,dem Schwaben-
vater Koch, und mit dem jungen Genelli hätte zu-
sammenbringen müssen, scheint der schwerblütige
Unterländer nicht geteilt zu haben. Julius Schnorr
von Carolsfeld, damals auf der Höhe seiner Kunst,
K. WEITBRECHT, MARMORRELIEF
STUTTGARTER MUSEUM
bewährter Sinn für den Reliefstil wurde durch diese war schon in München, und die wichtigen Verbin-
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