Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0082
DOI issue:
Heft 2
DOI article:Waldmann, Emil: Aus dem Tagebuch einer Mittelmeerfahrt im Frühling 1626, [2]
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0082
JERUSALEM, OMAR-MOSCHEE
AUS DEM TAGEBUCH EINER MITTELMEERFAHRT
IM FRÜHLING 1926
VON
EMIL WALDMANN
tat 1
II
An Bord des Norddeutschen Lloyd-Dampfers Lützow
Jerusalem
Tm Gegensatz zu Konstantinopel, in dessen Volks-
leben der Orient verboten ist und Europa einst-
weilen noch wie eine immer wieder schadhaft wer-
dende Ubermalung wirkt, macht die schöne Berg-
stadt Jerusalem einen durchaus morgenländischen
Eindruck. Englische Besatzung fällt als beinahe
unsichtbar nicht auf. Araber und Neger, Levan-
tiner und Armenier, Syrer und Abessinier, Grie-
chen und Juden und noch alle möglichen Völker
laufen durcheinander. Das Bergland Juda ist schön,
an der Küste fruchtbar, in den Bergen steinig, die
Weinberge sehen aus wie Kartoffelfelder und die
Landschaft nach dem toten Meere zu urweltmäßig
öde, wie wohl alter Meeresboden aussieht.
Daß die Kirche des heiligen Grabes, die außer
der Grabesstätte auch den Felsen Golgatha in sich
birgt, kein einheitliches architektonisches Ganzes
darstellt, ist nach ihrer Geschichte selbstverständ-
lich. Jahrhunderte haben daran herumgebaut.
Weder von der frühbyzantinischen Rundkirche
58
AUS DEM TAGEBUCH EINER MITTELMEERFAHRT
IM FRÜHLING 1926
VON
EMIL WALDMANN
tat 1
II
An Bord des Norddeutschen Lloyd-Dampfers Lützow
Jerusalem
Tm Gegensatz zu Konstantinopel, in dessen Volks-
leben der Orient verboten ist und Europa einst-
weilen noch wie eine immer wieder schadhaft wer-
dende Ubermalung wirkt, macht die schöne Berg-
stadt Jerusalem einen durchaus morgenländischen
Eindruck. Englische Besatzung fällt als beinahe
unsichtbar nicht auf. Araber und Neger, Levan-
tiner und Armenier, Syrer und Abessinier, Grie-
chen und Juden und noch alle möglichen Völker
laufen durcheinander. Das Bergland Juda ist schön,
an der Küste fruchtbar, in den Bergen steinig, die
Weinberge sehen aus wie Kartoffelfelder und die
Landschaft nach dem toten Meere zu urweltmäßig
öde, wie wohl alter Meeresboden aussieht.
Daß die Kirche des heiligen Grabes, die außer
der Grabesstätte auch den Felsen Golgatha in sich
birgt, kein einheitliches architektonisches Ganzes
darstellt, ist nach ihrer Geschichte selbstverständ-
lich. Jahrhunderte haben daran herumgebaut.
Weder von der frühbyzantinischen Rundkirche
58