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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 6
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0261

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WILHELM TRUBNER, LANDSCHAFT BEI SEEON

AUSGESTELLT IM BASLER KUNST VEREIN. PHOTOGRAPHISCHE UNION ALLE RECHTE

DIE TRUBNER-GEDACHTNIS AUSSTELLUNG IN BASEL

EMIL WALD MANN

Es mußte ein volles Jahrzent nach Trübners Tode vergehen
bis ihm endlich die verdiente Gedächtnis -Ausstellung
zuteil wurde. Weshalb weder die Berliner Akademie, an die
er kurz vor seinem Tode berufen werden sollte, noch die
National-Galerie, noch eine Stelle in München sich dieser
Sache annahmen, bleibt nach wie vor unklar. Geplant war
diese Ausstellung seit Jahren für Karlsruhe, Trübners letzten
Wohnsitz, durch den Direktor der dortigen Galerie Dr. Storck.
Aber äußere Umstände verzögerten das Unternehmen immer
wieder und so erklärte sich der Kunstverein in dem mit
der Karlsruher Kunsthalle befreundeten Basel bereit, die
Gedächtnis-Ausstellung zu übernehmen, damit nicht die
zehnte Wiederkehr von Trübners Todestag auch sang- und
klanglos vorüberginge. Für Deutschland ist es unter dem
Gesichtspunkt von „Ehrt eure deutschen Meister" blamabel,
daß in Deutschland kein Platz hierfür war. Basel, der
Basler Kunstverein und sein Leiter Dr. W. Barth sowie Dr.
Storck verdienen aufrichtigen Dank dafür, daß sie ihrerseits
das Versäumte gutmachen.

Die Ausstellung ist die schönste Ehrung, die man Trübner
wünschen kann. Keine Gesamtschau mit allem Erreichbaren
(die doch unvollständig geblieben wäre und die, wäre sie
vollständig geworden, wegen der vielen Repliken aus der
letzten SchafFensperiode, sehr lange tote Srrecken gehabt
hätte), sondern 130 Bilder nur, aber fast alles Hauptwerke,

aus allen Zeiten. Es fehlen vielleicht nur sechs wichtige
Bilder: das Mädchen auf dem Kanapee, der Knabe mit der
Dogge, die Dame in Grau, Adam und Eva im Kostüm, die
Rothaarige Dame und das Paris-Urteil. Sonst ist alles Beste
beieinander, aus Museen und Privatbesitz, und die Akzente
sitzen gut und richtig. Aus der Zeit vor 1870 nur eine Probe,
die Reihe der frühen Meisterwerke, 1871 —1874, fast voll-
ständig, das besonders gute Jahr 1873 mic einem Dutzend
prachtvoller Bilder repräsentiert. Die zweite Periode, die
Periode des „harten" Stils, kommt wegen des Fehlens
der Dame in Grau, der Rothaarigen Dame und des Martin
Greif nicht ganz zu ihrem Recht, aber das große Schuch-
Bildnis aus der Berliner Nationalgalerie und das Mädchen
mit gefalteten Händen aus der Sammlung Oscar Schmitz
retten die Ehre. Von den Kentaurenbildern und Mythologien
sind nur die besten Stücke, das Kentaurenpaar der Samm-
lung Biermann und die Wilde Jagd zur Stelle, aus dem ver-
hältnismäßig wenig fruchtbaren Jahrzehnt seit 1880 zwei
malerisch sehr lebendige Fassungen von Ludgate Hill (1884)
und eine seltsame Überraschung: die zweite Fassung des
„Lesenden Mohren". Sie ist fast genau so behandelt, auch
im malerischen Vortrag, wie die erste, dem Staedelmuseum
gehörige, die 1872 in Rom entstand, trägt aber die deutliche
Datierung 1881. Ob Trübner damals so wenig Echo mit
seiner etwas im Mythologischen festgefahrenen Kunst fand,

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