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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 6
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Kunstausstellungen
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Glaser, Curt: Ernst Grosse
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0263

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EUGENE ROUDIN, DER HAFEN VON DÜNKIRCHEN. 1889

AUSGESTELLT BEI DURAKD-RUEL. PARIS

ERNST GROSSE f

V 0 N

GURT GLASER

A m 26. Januar ist Ernst Große, vierundscchzigjährig, in
Freiburg i. B. verstorben. Sein Name wird für immer
verbunden bleiben mit der Geschichte der Erkenntnis und
des Sammeins ostasiatischer Kunst in Deutschland. Es ge-
bührt ihm das unbestrittene Verdienst, als erster in den
neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Bedeu-
tung der großen Kunst Ostasiens erkannt und für ihre
Schätzung in Deutschland durch Wort und Tat gewirkt zu
haben.

Große, der mit einer Arbeit über Herbert Spencer
sich an der Universität habilitiert hatte , lebte in Freiburg
als junger Privatdozent der Ethnologie, in enger Freund-
schaft verbunden mit Frau Marie Meyer, die von allen, die
sie gekannt haben, als eine der eigenartigsten Persönlich-
keiten geschildert wird. Frau Meyer hatte sich mit Leiden-
schaft für die Kunst Bücklins eingesetzt, war dann mit
Klinger und Ernst Moritz Geyger in Beziehung getreten.
Große verstand es, die kunstliebende Frau für Ostasien zu
interessieren. Sie stellte ihm in großzügiger Weise Mittel
zur Bildung einer Sammlung zur Verfügung, und Große

wußte mit feinem Verständnis die außerordentlichen Mög-
lichkeiten jener Zeit zu nutzen. Sein Freund und Berater
in Paris war der ausgezeichnete Kenner und Händler Hayashi,
der seinerseits die Auflösung alten Kunstbesitzes in Japan
nach dem Ende der Tokugawaherrschaft klug zu nutzen ge-
wußt hatte. So entstand in Freiburg die erste umfassende
und bedeutende Sammlung ostasiatischer Kunst auf deutschem
Boden.

Aber Große strebte nach einem weiteren Wirkungskreise,
und er wählte den rechten Weg, als er sich in Berlin an
Bode wandte und ihm den Plan einer ostasiatischen Kunst-
abteilung bei den Berliner Museen entwickelte. Bode ging
mit Eifer auf die Anregung ein. Seinem persönlichen Ein-
fluß wie seiner eigenen Freigebigkeit war es zu danken,
daß die notwendigen Mittel bald bereitgestellt waren, und
Große wurde Gelegenheit gegeben, den Traum seines Le-
bens zu verwirklichen, nach dem Lande seiner Sehnsucht zu
übersiedeln. Er ging als künstlerischer Beirat des Botschafters
nach Tokio, und er hat in Japan und zeitweise in China Jahre
verbracht, die die glücklichsten seines Daseins gewesen sind.

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