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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 7
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Chronik des Monats
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0303

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er sich der Kunst zuwandte. Er war schon ein alter Mann, als
er jene Bücher schrieb, die seinen Namen auch in Deutsch-
land bekannt gemacht haben, das Buch über die Impressio-
nisten, die Biographie Manets, die Werke über Whistler und
Van Gogh. Es macht den besonderen Wert aller seiner
Schriften über die Kunst seiner Zeitgenossen aus, daß sie
aus dem lebendigen Verkehr mit den Malern entstanden
sind, aber sie sind zugleich getragen von einem feinen und
tiefen Verständnis für die Kunst. Duret schrieb nicht nur
über Kunst, sondern er lebte mit ihr. Er war ein feinsinniger
Kenner und Sammler. Es war ein Vergnügen, in der kleinen
Wohnung der Rue Vignon mit dem alten Manne zu plau-
dern, ihn von seinen Bildern erzählen zu hören.

In den letzten Jahren hatte er sich von manchen seiner
alten Lieblinge getrennt. Er hat dem Petit Palais eine ganze
Reihe seiner Bilder geschenkt, darunter auch sein Porträt,
das Manet gemalt hatte. Das andere berühmte Duret-Bild-
nis von der Hand Whistlers hängt im Metropolitan-Museum.

DIE SAMMLUNG FIGDOR
Der Sammler Dr. Figdor ist vor kurzem hochbetagt, im
Alter von 84 Jahren, in Wien gestorben. Er war einer der
letzten Überlebenden der alten Generation echter Sammler,
deren hervorragendster Repräsentant er zugleich gewesen ist.

Denn Figdor war ein Sammler von Beruf. Er hat sein Leben
lang nichts anderes getan als gesammelt. Er war von der
Passion für das Sammeln besessen, und er hat eigentlich
alles gesammelt, was die alten Zeiten geschaffen haben. Er
häufte in den vielen Räumen seiner weitläufigen Wohnung
den ganzen Hausrat des Mittelalters an. Es interessierte ihn,
wie die Menschen vergangener Jahrhunderte sich gekleidet
und wie sie gegessen, wie ihre Gerätschaften gestaltet waren,
und wie sie gelebt haben. Er besaß Beispiele für alles, von
jeder Gattung der verschiedenen Materialien und der Gegen-
stände konnte er ganze Sammlungen zeigen, und es war sein
Stolz, daß jeder Gegenstand, den er besaß, auf seine Weise
künstlerisch geformt war.

Alle diese Schätze waren einstmals dem österreichischen
Staate zugedacht. Aber die Monarchie wollte den einen klei-
nen Zoll an die berechtigte Eitelkeit des Sammlers nicht zu-
gestehen, den Figdor verlangte. Die Bedingung, daß in dem
k. k. Hofmuseum die Sammlung Figdor für alle Zeiten unter
seinem Namen vereinigt bleiben sollte, wurde nicht bewilligt,
und in verständlichem Groll ob dieser hochmütigen Ableh-
nung trat Figdor von seiner Absicht zurück. So ist die Samm-
lung einer Verwandten des Verstorbenen, die in Heidelberg
lebt, vermacht worden, und es ist kaum zu bezweifeln, daß
sie der Auflösung verfallen wird.

MIES VAN DER ROHE, GRABDENKMAL FÜR LIEBKNECHT AUF DEM FRIEDHOF IN FRIEDRICHSFELDE BEI BERLIN

PLASTIK VON GARBE

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