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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Die Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0373

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HANS PURRMANN, VENUS BINDET AMOR. FREIE KOPIE NACH TIZIAN

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

DIE FRÜHJAHRSAUSSTELLUNG DER AKADEMIE DER KÜNSTE

■nur«111

A m meisten Teilnahme erweckt in der diesjährigen Aus-
^ Stellung der Akademie der große Seitensaal, in dem dreißig
Bilder von Hans Purrmann ausgestellt sind. Der Maler
hat sich in den letzten Jahren zurückgezogen, um in Italien
und am Bodensee still für sich zu arbeiten. Die Ernte die-
ser Zeit gibt Zeugnis von dem großen Ernst, von der Kultur
einer Persönlichkeit, die den Zwang fühlt, sich bei jedem
Pinselstrich Rechenschaft abzulegen. Diese Sonderausstellung
beweist es wieder, daß Purrmann nicht zu den spontanen
Talenten gehört, die instinktiv das Richtige treffen, daß er
es vielmehr schwer hat und sich schwer macht, daß der Ge-
schmack, die Leichtigkeit seiner Arbeitsweise ein Ergebnis
kluger Selbstzucht ist. Bezeichnend ist, daß das Beste unter
den guten Bildern dieser Kollektion vielleicht die große Kopie
nach Tizians „Venus und Amor" ist, das heißt, daß Purr-
mann am meisten er selbst und am freiesten ist, wo seine
Kunst sich an der Kunst, nicht an der Natur entzündet. Er
denkt, er sieht die Naturwahrheit sekundär in die Kunst,
in das schöne Handwerk, in die Gesetze eines die reine
Farbe suchenden, die Buntheit nicht immer meisternden
Kolorismus hinein: das ist das lebendig Akademische in
seiner Art. Purrmann ist vielleicht unter den lebenden
deutschen Malern der jüngeren Generation der Klügste,

Charaktervollste und Disziplinierteste. Er gehört zu jenen
vorzüglichen Deutschen, in deren ganzem Wesen etwas edel
Magisterhaftes ist; er bedeutet unserer Malerei etwa, was
der Dichter August von Platen der Dichtkunst seiner Jahr-
zehnte war.

Von einer Seite ist Karl Hofer ihm verwandt. Auch
dessen Produktion lebt nicht von einer voll strömen-
den Naturbegabung, sondern von der Disziplin. Hofers Ma-
lerei verdient nicht nur Achtung, sondern eine gewisse Be-
wunderung; doch bewundert nicht das Gefühl, es bewun-
dert die Einsicht. Auch seine Bilder gehören in der Aus-
stellung zum Besten. Er stilisiert die Natur, ihm ist nicht
der Stil angeboren; doch ist auch in diesem Fall eine Meister-
gesinnung am Werke.

Sonst läßt sich von der Ausstellung viel Gutes nicht
sagen. Es ist zwar der Versuch gemacht worden, neue Ta-
lente vorzuführen. A. W. Dreßler ist ein Maler „neuer
Sachlichkeit", der vielleicht Zukunft hat, Hans Freibusch
gibt Proben einer breiten Malerei, die Aufmerksamkeit ver-
dienen, Arthur Fohr zeigt ein paar gute tonige Landschaften,
Otto Nagel erscheint merkwürdig durch eine noch in den
Banden der Gesinnung zurückgehaltene zeichnerische Willens-
kraft. Doch reicht dieses Neue nicht aus, um der Ausstel-

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