DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Börger, Hans: Ein Ausflug nach Knossos
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0484
Restaurierung und Ergänzung ins Auge faßt, die
Evans, vielleicht den Wünschen von Geldgebern
entgegenkommend, allmählich vorgenommen hat.
Gewiß, man weiß, wie die Holzsäulen ausgesehen
haben, die einst in den kreisrunden Vertiefungen
der Bodenplatten standen, und man kennt die Art
ihrer farbigen Erscheinung aus den Freskenresten
der Periode; man kann mit Sicherheit mit Hilfe
der vorhandenen Reste eine verfallene Treppe re-
in Pompeji angewandt wird, um die oberen Stock-
werke, Balkone usw. von Häusern zu retten. Die
Situation ist bekanntlich dort eine grundverschie-
dene!
Während ich jenen stattlichen Korridor an der
Westseite des Palastes passiere, der zu den zahl-
reichen, noch heute mit mannshohen Tonkrügen
besetzten Vorratskammern führt, fallen meine Blicke
auf die großen Alabasterplatten des Fußbodenbe-
fr m 4
KNOSSOS, KORRIDOR VOR DEN MAGAZINEN
konstruieren, auf den Zentimeter ermessen, wie
hoch eine Fensteröffnung, ein Stockwerk gewesen
sein muß — aber es ist eine Frage des Taktes,
wie weit man mit dem positiven Restaurieren zu
gehen hat. Mir scheint, in Knossos ist der Augen-
blick gekommen, wo Unbehagen und Unsicherheit
sich einzustellen beginnen angesichts der soeben
wieder funkelnagelneu gestrichenen, den Stempel
der Unechtheit auf der Stirne tragenden Säulen
und Fensterumrahmungen und der immer noch
fortgesetzten Zementierungsarbeiten. Man ver-
gleiche nicht mit der Methode, die gegenwärtig
lags. Wie gewaltig muß doch die Brandkatastrophe
gewesen sein, die den Palast um die Mitte des
zweiten Jahrtausends heimsuchte, daß die Hitze
diese starken Steintafeln an den Rändern wie Kar-
tenblätter emporbiegen, stellenweise völlig zermür-
ben und mit einer dicken schwarzen Brandkruste
überziehen konnte! Und was mag der Anlaß dieser
Verheerung gewesen sein, die soviel Köstliches
und für das Menschengeschlecht Unersetzliches
dem jähen Untergang weihte? Waren es wirklich
die Achäer, die erobernd von Norden eindrangen
und die, wie es scheint, aus Kleinasien herüber-
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Evans, vielleicht den Wünschen von Geldgebern
entgegenkommend, allmählich vorgenommen hat.
Gewiß, man weiß, wie die Holzsäulen ausgesehen
haben, die einst in den kreisrunden Vertiefungen
der Bodenplatten standen, und man kennt die Art
ihrer farbigen Erscheinung aus den Freskenresten
der Periode; man kann mit Sicherheit mit Hilfe
der vorhandenen Reste eine verfallene Treppe re-
in Pompeji angewandt wird, um die oberen Stock-
werke, Balkone usw. von Häusern zu retten. Die
Situation ist bekanntlich dort eine grundverschie-
dene!
Während ich jenen stattlichen Korridor an der
Westseite des Palastes passiere, der zu den zahl-
reichen, noch heute mit mannshohen Tonkrügen
besetzten Vorratskammern führt, fallen meine Blicke
auf die großen Alabasterplatten des Fußbodenbe-
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KNOSSOS, KORRIDOR VOR DEN MAGAZINEN
konstruieren, auf den Zentimeter ermessen, wie
hoch eine Fensteröffnung, ein Stockwerk gewesen
sein muß — aber es ist eine Frage des Taktes,
wie weit man mit dem positiven Restaurieren zu
gehen hat. Mir scheint, in Knossos ist der Augen-
blick gekommen, wo Unbehagen und Unsicherheit
sich einzustellen beginnen angesichts der soeben
wieder funkelnagelneu gestrichenen, den Stempel
der Unechtheit auf der Stirne tragenden Säulen
und Fensterumrahmungen und der immer noch
fortgesetzten Zementierungsarbeiten. Man ver-
gleiche nicht mit der Methode, die gegenwärtig
lags. Wie gewaltig muß doch die Brandkatastrophe
gewesen sein, die den Palast um die Mitte des
zweiten Jahrtausends heimsuchte, daß die Hitze
diese starken Steintafeln an den Rändern wie Kar-
tenblätter emporbiegen, stellenweise völlig zermür-
ben und mit einer dicken schwarzen Brandkruste
überziehen konnte! Und was mag der Anlaß dieser
Verheerung gewesen sein, die soviel Köstliches
und für das Menschengeschlecht Unersetzliches
dem jähen Untergang weihte? Waren es wirklich
die Achäer, die erobernd von Norden eindrangen
und die, wie es scheint, aus Kleinasien herüber-
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