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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 12
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Benesch, Otto: Zur österreichischen Malerei der Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0488

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ihr Blut kreist. Der ewige Rhythmus des natür-
lichen Geschehens hallt in großgespannten Akkorden
durch seine Bilder. Die „Sizilianische Landschaft"
erbraust vor gehaltener Kraft und Fülle südlichen
Lichts, glühender Farben, schäumender, treibender
Lebenssäfte — eine kosmische Totalität des Naturer-

moderte Mensch in brüderlich verwandter Lebens-
problematik. Aus Sonne, Glut und Schmutz der
sizilianischen Stadt ersteht ihm ihr antiker Rhyth-
mus — aus Würfeln und Blöcken schichten sich
die Bauten zu einem zweiten Syrakus oder Selinunt.
Im Parkbildchen geht durch die Nadelbäume

I

FRANZ WIEGELE, RÜCKENAKT. GRAPHITZEICHNUNG

WIEN, ALBERTINA

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pulse

lebens, die Landschaftsschilderungen Jean Pauls ins
Gedächtnis ruft. Das Schwingen und Glühen der
Farben wird zu Umrissen von titanischer Monu-
mentalität, zu grandiosen Blöcken zusammengefaßt.
Aus einem venezianischen Bildnis des sechzehnten
Jahrhunderts von mäßiger Eindrucksstärke ersteht
durch des Künstlers Nachdichtung, wie aus seinem
Grabe gerufen, der längst (auch im Bilde) ver-

das Sintern und Tropfen schmelzenden Schnees, das
sanfte Rauschen und warme Atmen des nahenden
Föhns. Der Bahnübergang blaut in der lichten,
leichten Höhenluft der Voralpenlandschaft, strömt
den Harzduft der Holzlagerplätze und den Wiesen-
atem jener Strecke aus, die ins Veneto hinunter-
führt; das Bild ist das gemalte Heimweh nach
dem Süden.

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