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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0010

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7

Korrespondenz.

8

0?V8. OVIVOOOIV8.. NOOOOOXXXVI;
Nr. 25, thronende Madonna mit Engeln, Heiligen und
Donatoren; Nr. 39, Madonna, dem Ambrogio Loren-
zetti zugeschrieben, nnd Nr. 41, Predigt Johannis, „in der
Art des Duccio". — Jch will damit nur das besonders
Augenfällige hervorgehoben und ans diese beachtenswerthe
kleine Folge nach ihrer Uebersiedelung in die Pester
Landes-Galerie wieder einmal hingewiesen haben.

Von den übrigen italienischen Bildern der Jpolyi -
schen Stiftung verdienen noch genannt zu werden: Nr. 31,
Weiblicher Kopf, das Kinn mit einem weißen Schleier
umhüllt, von Giotto, ein Bruchstück der Freskeu in
der Unterkirche von S. Francesco zu Assisi, und zwar
vom Rahmen der Errettung des Kindes aus der Fa-
milie Spini, früher in den Sammlungen Frondini und
Ramboup; Nr. 20 uud 21, die Flügelbilder nebst Pre-
dellen des Altarwerkes, welches Spinello Aretino
i. I. 1385 auf Bestellung seines Landsmannes Don
Jacopo für die Kirche der Congregation von Monte
Oliveto malte, ebenfalls aus der Sammlung Ramboup;
am Fußleisten haben sich Schnitzer und Vergolder des
Rahmens genannt (Crowe u. Cav. II, 183); Nr. 12,
S. Bernardino da Siena, von Niccolo Alunno,
aus der Sammlung Böhm in Wien, bez.:

.. 0UV8. XI000XI. VV00IXXII. 1497;
endlich Nr. 49, der h. Thomas Aquinas im Gebet, ein
wegen seiner ganz in slandrischer Weise behandelten De-
tailmalerei merkwürdiges, der slorentinischen Schule des
15. Jahrhunderts zugeschriebenes Bild, aus der Samm-
lung Ramboup. Der Heilige kniet links (vom Beschauer)
in einer von schlanken Pfeilern gestützten gothischen Ka-
pelle vor einem Flügelaltar, über welchem Christus
zwischen zwei Engeln erscheint, einen Lichtstrahl auf den
Andächtigen herabsendend; daneben blickt man in den
Klosterhof und weiter nach rechts in die anstoßende Bi-
bliothek hinein, auf deren Lesepulten Handschriften liegen.
Diese letzteren, sowie die gemalten Glasscheiben der
Fenster, die Beschläge der Thüren, die Altardecke, na-
mentlich aber Kops und Hände des Heiligen sind mit
der größten Delikatesse auf einem Brettchen von 24—40
Centim. Größe ausgeführt.

Von den italienischen Bildern aus der Pyrker'schen
Schenkung begnüge ich mich, die schöne, dem Pintu-
ricchio zugeschriebene Madonna in der Mandorla her-
vorzuheben (IV, 9 der neuen Nummerirung). In den
Ecken unten ist, in kleinen Figuren, zwischen denen das
Ave Maria steht, die Verkündigung dargestellt. — Das
Bild ist besser erhalten als der aus der Esterhazy-Galerie
stammende, schwerlich dem Pinturicchio angehörige Grac-
chus (Crowe u. Cav. IV, 315).

Einen wahren Genuß gewährte mir das Wieder-
seheu der Esterhazy'schen Madonna von Carlo Crivelli,
eines durch seine vorzügliche Qualität und tadellose Er-

haltung gleich ausgezeichneten Werkes. Die Madonna,
eine schlanke Gestalt von jungsräulich strengem, an-
muthigem Typus, sitzt auf einem mit Marmorpilastern
geschmückten Thron; dahinter ist ein hellbraunes Tuch
ausgespannt, von dem sich zwei Aepfel abheben. Auf
dem Schooß der Madonna steht das Kind, einen Apfel
in der Hand, den es von der Mutter empfangen. An
den Stufen des Thrones liest man: Oxus Ouroli Ori-
velli Voneti. Die Modellirung der Figuren ist höchst
sauber gestrichelt, die Wirkung ungemein kräftig und pla-
stisch. Einzelne Theile, z. B. das Muster des goldenen
Mantels der Madonna, die Perlen an ihrer Krone und
das Haarband des Kindes, sind aufgesetzt, und den gol-
denen Hintergrund ziert ein eingepreßtes Muster.

Nahe an den Gipfelpunkt der italienischen Ma-
lerei sührt uns die figurenreiche Komposition von Ri-
dolfo Ghirlandaio, die Anbetung der Hirten (XI,
73 der alten Nummerirung), ein helles, freundliches
Bild, das in eiuzelnen Motiven wie von den Strahlen
Rafsaelischer Schönheit getroffen erscheint. Herrlich sind
namentlich die zwei jugendlichen Hirten, von denen der
Eine, das Haar mit Laub bekränzt, im Profil darge-
stellt, dem Andern, der eine Ziege im Arm hält, das
am Boden liegende Kind zeigt. Aus der Berührung mit
Rasfael und Fra Bartolommeo datirt der in die Jahre
1504—1508 fallende rasche Aufschwung des jungen
Künstlers, und bald nach dieser Zeit entstand auch das
vorliegende Bild. Die Jnschrift lautet vollständig:

KIVOOO V8.0LIOOVXI)VIV8.000LHXTIX V8.

VVOIHLVT. IX8IVXD0.10IIVXXO.

ITVOIXX0 . BXTXI. NVX.

Etwa drei Jahre früher ist Raffael's kleine Ma-
donna mit den zwei Kindern, die Perle der Esterhazy'-
schen Sammlung, zu datiren (XI, 68 der alten Num-
merirung). Jch habe das Bildchen, Dank der Gefällig-
keit des Hrn. v. Pulsky, in dessen Zimmer einer gmauen
Betrachtung unterziehen können. Die Komposition, zu
der sich in den Uffizien mehrere Studien befinden, ist
aus dem Leybold'schen Stich bekannt. Sie gehört in
eine Reihe mit den Madonnen aus Rassael's floren-
tinischer Zeit; der Typus des hellblonden Madonnen-
köpschens erinnert in erster Linie an die Uslls luräi-
nisrs und die Madonna im Grünen. Das Bild ist
offenbar unvollendet und mag in diesem Zustande zurück-
gelassen sein, als der Meister 1508 nach Rom über-
siedelte. Es ist auf einem Brettchen von kaum 30
Centim. Höhe uud 20 Centim. Breite gemalt, und in
allen Fleischtheilen nur angelegt Die Umrisse sind mit
sicherer Hand gezeichuet, die Schatten zart grau schraf-
sirt und dann die Farben hell und dünn ausgetragen,
so daß man die Schrafsirung durchsieht. Fertig scheinen
bloß das rothe Kleid und der blaue Mantel der Ma-
 
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