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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Ein literarisches Denkmal für Schnaase
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Meyer, Bruno: Die neu aufgedeckten Fresken im Dome von Verona, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0056

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99

Die neu aufgedeckten Fresken im Dome von Verona.

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Nachschrift der Redaktion. Mit mehr Wärme,
als wir, kann gewiß Nicmand den Vorschlag unseres
geehrten Mitarbeiters begrüßen. Aber setzen wir uns mit
dem, was nnser Frennd vorschlägt, nicht ein Ziel, das
unerreichbar ist? Unser Volk, das den größten Genius der
modernen Weltliteratur, Goethe, den Seinen nennen
darf, hat es ja noch nicht einmal zu einer Ausgabe der Werke
dieses Autors gebracht, welche sich mit den Klassiker-
Ausgaben anderer Nationen messen könnte! Und da
sollte ein derartiges Unternehmen bei einem Fachschrift-
steller möglich sein, auch wenn derselbe des Ehrenplatzes
in der Nationalliteratur in dem Grade würdig wäre,
wie Schnaase es ist? Eitles Bemühen! Frankreich würde
es freilich nicht dnlden, wenn ihm die Werke seiner
Didron, de Laborde, Viollet-le-Duc u. s. w. anders
als in künstlerisch edlem typographischem Gewande ge-
boten würden. Aber Frankreich besitzt auch seine „Omunlls
sorivuiiw" von Hachette, seine „OllstZ ä'o6nvr6 äo 1u
litärutnrg trun^ni^s" von Garnier, seine Klassiker-Aus-
gaben von Lemerre, Perrin, Jouaust u. s. w. Jn
Frankreich, bei dem eben erwähnten Jouaust in Paris,
wird auch die Salonausgabe der Werke — Frchdrich
Schiller's gedrnckt, welche bei Otto Schulze in Leipzig
erscheint! Der Hinweis auf diese Dinge ist für den
deutschen Literaturfreund so beschämend, die Zustände
sind bei uns in allen hier in Betracht kommenden Be-
ziehungen so traurige, vaß wir deßhalb an der Aus-
sührbarkeit des obigen schönen Gedankens verzweifeln.
Möchten wir uns getäuschl haben, —- Niemand würde
darüber froher sein als wir! C. v. L.

Die neu aufgedeckten Fresken im Dome von
Verona.

(Schluß.)

Bei weitem die bedeutendsten dieser Fresken sind
die in der dritten und der zweiten Nische des rechten
Seitenschiffes, namentlich die erstere, schon in der Taber-
nakelbildnng. Die spitzbogige Terracotta-Architektur ist
in eine viereckige Majolica-Umrahmung eingeschlossen,
und in den entstehenden zwei Eckselbern ist nl lrsseo
eine Verkündigung — wohl von anderer Hand als das
Uebrige — gemalt. Die unteren'zwei Stockwerke der
gemalten Architektur gehen bis zum Abschlnsse der Um-
rahmung hinauf und schließen sich in der Bildung ihres
Gesimses, auch in dem Ornamente ganz der.Umrahmung
an. Nur vor den Risaliten ist Figürliches (Nereiden
auf Seepferden reitend) an die Stelle der Palmetten
getreten.

Das untere Stockwerk hat glatte Säulen niit gol-
denen Basen und gleichen korinthischen Kapitellen, auf
niedrigen Untersätzen, das obere ähnlich gegliederte Pi-
laster, auf den Flächen des Stammes mit zierlichem

Ornament auf Goldgrund. Die Nischen sind in Muschel-
form überwölbt, doch oben so, daß die Rippen der
Muschel vom Schlußsteine des Bogens herablaufen. Jn
den Nischen sind die vier Kirchenväter abgebildet, aber
nur Hieronymus oben rechts, Augustinus oben links und
Eusebius unten rechts sind erhalten; der ehemals unten
links noch vorhanden gewesene heilige Gregor ist dnrch
einen von sehr schlechten Engeln ausgebreiteten rothen
Mantel, der als sehr entbehrlicher Grund für ein mäßiges
Grabmal dient und ohne Schaden — freilich vielleicht
nicht mit besserem Erfolge als auf der gegenüberliegenden
Seite — dem älteren Werke weichen könnte, verdeckt
Neben Hieronymus liegt der Kardinalshut; er selbst ist
in das gelblich rothe Kardinalsgewand gekleidet und hält
ein Buch, und daraus in der rechten Hand ein grie-
chisches viersäuliges Tempelmodell. Augustinus mit Bi-
schossmütze und Stab trägt über dem weißen Gewande
einen hellblauen Mantel mit breitem Goldstickereibesatz;
Eusebins, ein Buch haltend, mit langem grauem Haar
und Bart, über dem weißen Untergewande ein kurzes,
rothes, goldverbrämtes Obergewand nnd darüber einen
gelblichen Mantel.

Nun folgt ein drittes Stockwerk, das die Seiten-
risalite oben fortsetzt, mit Pilastern und viereckigen
Nischen mit schwarzem Grunde, in denen links ein hei-
liger Papst, wie der heilige Siptus bei Rasfael ge-
kleidet, mit dreisacher Krone, Kreuzstab und Buch, rechts
.ein heiliger Bischof, in weiß, roth und grüner Kleidnng,
mit Mütze und Stab, stehen. Pilasterchen mit Bronze-
füßen nnd -Kapitellen gliedern auch die übrigen Flächen.

Hinter dem Christus auf der Spitze des Taber-
nakels ist ein rother Vorhang als Hintergrund gemalt;
die Engel rechts und links zu seiner Seite werden je
von einer kleinen, halbrund abgeschlossenen, wie Majolica
ansgemalten Nische ausgenommen. Die beiden übrigen,
quadratischen Felder sind auf schwarzem Grnnde mit je
zwei geftügelten nackten Putten ausgefüllt, die auf der
einen Seite das schon oben angegebene helmdeckenartige
Wappen, auf der anderen eine wappenartig angeordnete
Trophäe von Gegenständen tragen, unter denen sich
Kelche, Patenen und Anderes erkennen lassen. Ueber
einem reichen Gesimse schließt ein dreieckiger Giebel das
Ganze ab. Jn dessen Mitte erscheint im Rund die
Halbfigur des segnenden Christus mit der Siegesfahne,
von einem dicken Kranze umgeben, den Engel halten.
Diese laufen in mächtiges Ornament aus, welches den
ganzen Dreieckranm des Giebels ausfüllt, Alles in
reichster Farbenpracht und schönster Raumbenutzung.

Noch höher hinauf, schon ganz im Gewölbe, wird
der gesammte Aufbau noch einmal geradlinig abgeschlossen
durch grau in grau gemalte antikisirende Figuren und
Ornamente, Kentauren, Seepferde u. s. w.

Die Anordnnng der zweiten Travee, rechts von
 
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