Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0087

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
161

Kunsthandel. — Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.

162

des Kunstdruckes mit allen ihreu Varietäten kenneu, also
den Holzschnitt, den Metallftich (Kupserstich, Radirung,
Schabmanier, Farbendruck) und den Steindruck. Bei
seder dieser Arten wird die technische Manipulation er-
klart, sodann die Geschichte der Ersindung und Ent-
mickelung derselben hinzugefügt und die besten Künstler
jeder Gattung angeführt. Der zweite Abschnitt bespricht
dack Papier, dessen Geschichte und Zeichen (Filigrane).
Einige Taseln mit solchen Wasserzeichen wären sür das
Werk eine erwünschte Beilage gewesen; doch sind dem
Forscher S. 89 Quellen zum weiteren Studium nach-
gewiesen. Der dritte Abschnitt besaßt sich mit der Be-
urtheilung und Würdigung der Werke des Kunstdruckes.
Der Versasser nimmt dabei zuerst dem Jnhalte des
Kunstwerkes gegenüber den ästhetischen Standpunkt ein,
um dann als Spezialist das Werk als Kunstdruck nach
allen Seiten hin zu betrachten, zu beurtheilen und zu
würdigen. Wie überall, geht er auch hier systematisch
zu Werke, indem er zuerst die Platte selbst, das ureigene
Werk des Künstlers, dann den Äbdruck (in allen seinen
möglichen Wandlungen) und den Zustand der Erhaltung
dieses Abdruckes unter die Sonde seiner reichen Erfah-
rungen bringt. Hier besonders zeigt sich bes Verfassers
Vertrautsein mit dem Gegenstande, und die vielen Be-
lege aus der Geschichte einzelner Blätter verrathen
den Fachmann auf Schritt und Tritt. Der vierte Ab-
schnitt endlich bespricht die Originalität und Seltenheit
der Kunstblätter, die Sammlerzeichen, die Preise und
Fälschungen des Kunstdruckes: alles wichtige Erörterungen
für Kunstfreunde, die sie im Werke mit Freude begrüßen
dürften.

Der zweite Theil, der dem Kunstsammler als Rath-
geber zur Seite stehen soll, giebt zuerst eine gedrängte
Geschichte des Sammelns und berühmter Sammlungen.
Der Versasser wendet sich hier nicht allein an Privat-
sammler sondern zieht auch öffentliche Sammlungen,
ihre Bedürsnifse und Anlagen, in den Bereich seiner
Erörterungen, und damit gewinnt sein Werk einen emi-
nent reformatorischen Charakter. Nachdem serner eine
Anleitung zum Sammeln gegeben (wobei das Gebiet
der Kunstauktionen kritisch behandelt wird), bespricht der
Versasser die Behandlung ber Kunstblätter, indem er
die Restaurirung beschädigter Exemplare, die Kartons,
die Portefeuilles einer eingehenden Untersuchung unter-
zieht, und endlich ein praktisches Schema zur Katalogi-
sirung von Sammlungen entwirft.

Eine dritte Abtheilung, deren Nothwendigkeit sich
dem Verfasser im Laufe seiner Arbeit herausstellte, führt
uns in die Bibliothek des Kunstsammlers. Nach Ma-
terien geordnet finden wir hier die gesammte Literatur
unseres Gegenstandes verzeickmet. Es ist eine fleißige,
mühsame Arbeit; einmal zusammengestellt, wird sie für
den Forscher ein willkommener Rathgeber sein. Die zu

gedrängte Anordnung schadet indessen der Uebersichtlichkeit,
besonders bei den reicheren Materien, wie z. B. den
Monographien. Als Beilagen sind noch hinzugefügt:
u) Ein Verzeichniß der Knnstverleger und 6) der Kunst-
auktionen aller Länder; beide selbstverständlich in alpha-
betischer Ordnung. Zwei Tabellen bringen Facsimiles
von Sammlerzeichen; ein Sachregister erleichtert das
Aufsuchen der behandelten Materien. Die äußere Aus-
stattung des Werkes läßt (was übrigens bei T. O.
Weigel selbstverständlich) bis auf die oben erwähnte zu
gedrängte Anordnung der Literatur, nichts zu wünschen
übrig. 1.

kunsthandel.

R. L. Die von der Wiener Bauhütte in den Jahren
1866—74 herausgegebenen Autographieen, besonders die Aus-
nahmen älterer Bauwerke, welche die Eleven der Wiener
Architektur-Schule unter der speziellen Leitung ihrer Lehrer
auf ausgebreiteten Studien-Reisen angefertigt, erfreuen sich in
allen Kreisen des besten Rufes. Sie wurden schon lange von
praktischen Architekten sowohl als von Kunstgelehrten vielfach
benutzt, waren jedoch außerhalb Wiens schwer zu erlangen,
da diese Blätter, deren Zahl (neun Jahrgänge) schon auf fast
1100 gestiegen ist, im Allgemeinen nur an Vereinsmitglieder
abgegeben wurden. Es ist daher sehr ersreulich, daß die
Buchhandlung Ernst Dahse u. Comp. in Wien sie in neuerer
Zeit Jedermann zugänglich macht, und zu diesem Zwecke ein
gedrucktes Verzeichniß sämmtlicher bis jetzt ausgegebener
Blätter versendet hat.

Konkurrenzen.

Aus Elberfeld wird geschrieben: Das Preisgericht, wel-
ches über die Bewerbungen um Aussührung unseres Krieger-
denkmals zu entscheiden hatte, hat dem mit dem Motto
„Deutsche Einheit, Deutsche Kraft" versehenen Modell den
ersten Preis von 1800 Mk. zuerkannt. Der Einsender dieses
Modelles ist, wie sich bei Eröffnung der Kouverts ergab,
der Bildhauer Herr Wilhelm Albermann in Köln. Ein
zweiter Preis von 1000 Mk. wurde den Herren Architekt
Gerard und Bildhauer Reusch in Berlin und ein dritter
Preis von 500 Mk. dem Bildhauer Herrn H. Volz zu Karls-
ruhe zu Theil.

Sammlnngen und ÄusIteUungen.

L. Düffeldorf. Die Kunsthändler Bismeyer und Kraus
erwerben sich ein großes Verdienst um unsere Künstlerschaft
durch die Heranziehung zahlreicher auswärtiger Bilder sür
ihre Permanente Gemälde-Ausstellung. So haben sie auch
jetzt ein großes Bild von Charles Hermans aus Brüssel
kommen lassen, welches hier dasselbe Aussehen erregt wie in
der dortigen großen Ausstellung. Es betitelt sich „Morgen-
dämmerung" und schildert eine Scene aus dem modernen
Leben großer Städte in fast lebensgroßen Figuren mit über-
raschender Wahrheit und Lebendigkeit. Beim anbrechenden
Tage sehen wir einen jungen Lebemann mit einer Dame von
zweifelhaftem Rus ein Ball-Lokal verlassen, während eine
andere Schöne, deren Grundsätze nicht strenger sind, ihm
nacheilt und ihn noch zu halten sich bemüht. Ein anderes
Paar, das den Becher der Lust ebenfalls bis zur Neige ge-
leert, folgt im Hintergrunde, ganz im Vordergrunde aber
gehen einige kräftige Handwerker an die Arbeit und halten
ünwillkürlich inne, als sie jene übernächtigen Gestalten aus
dem berüchtigten Hause kommen sehen, die sie halb mit Neu-
gierde, halb mit moralischem Abscheu betrachten. Ein sitt-
sames Mädchen schmiegt sich fest an den Arm des Vaters
und wirft ihren gefallenen Mitschwestern einen Blick der
widerstreitendsten Empsindungen zu. Die Figuren sind mei-
sterhaft charakterisirt, und so abstoßend der Gegenstand vom
 
Annotationen