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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0151

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289

Nekrologe.

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sür die Unechtheit dieser Medaillen geltend macht, „er
pslege mit solchen Dingen nicht umzugehen", bezieht sich
jedoch nur auf den Guß von Medaillen. Andere
Gründe für die Echtheit dieser Medaillen als die Tra-
dition bringt v. Sallet allerdings nicht vor. Uns scheint
so viel sestzustehen, daß, wenn sich Dürer wirklich mit
plastischen Arbeiten befaßt hat, diese Beschäftigung nur
eine ganz dilettantische gewesen sein kann. Historisch
beglaubigt ist keine dieser Arbeiten. Ebensowenig läßt
sich aber das Gegentheil strikt beweisen. — Jn einem
anderen Kapitel sind die Nachrichten Vasari's über Dürer
zusammengestellt und commentirt. — Dem Abdruck ans
der Zeitschrift für Numismatik sind die beiden Medaillen
in phototypischer Nachbildung beigegeben. Z-. U.

Nekrologe.

Adolf Schrödtcr, der berühmte Humorist, der Maler
des Don Quixote und des Falstafs, ist nach langen
Leiden am 9. December 1875 m Karlsruhe gestorben.
Er war den 28. Juns 1805 zu Schwedt geboren und
wollte sich ursprünglich gleich seinem früh gestorbenen
Vater der Dekvrationsmalerei widmen. Deshalb ging
er 1820 nach Werlin, wo er hoffte, bei Gropius Auf-
nahme zu finden. Dies gelang ihm jedoch nicht, und
da auch ein Versuch fehl schlug, iu die Bildhauerschule
Gottsried Schadow's eiuzutreten, der er sich jetzt an-
schließen wollte, so wandte er sich der Kupserstecherkunst
zu und wurde durch Schadow's Vermittelung vom Pro-
fessor Buchhorn als Schüler angenommen. Sieben
Jahre arbeitete Schrödter bei diesem Meister ohne er-
heblichen Erfolg als Kupserstecher, besuchte aber gleich-
zeitig die Akademie und fühlte sich mehr und mehr von
der Akademie angezogeu, so daß er eudlich beschtoß, sich
dieser gänzlich zu widmeu. Ein reiches Kompositions-
talent hatte sich allmälig bei ihm entwickelt und drängte
ihn einer Kunst zu, die ihm vergönnte, dasselbe ver-
werthen zu können. Dennoch waren seine bisherigen
Studien für seine späteren Leistungen als Jllustrator,
Radirer und Holzschnittzeichner nicht ohne vortheilhaften
Einfluß. Er ging nun im Sommer 1829 nach Düssel-
dorf, wo unter Wilhelm von Schadow die neue Maler-
schule ersolgreich emporblühte, in welcher auch er bald
eine beachtenswerthe Stelle einnahm. Viele Berliner
Freunde sand er hier wieder, und das gemeinsame Streben
förderte seine Studien so rasch, daß er schon nach zwei
Jahren seine ersten Gemälde ausstellen konnte, von denen
„Der sterbende Abt" (1831) vom Rheinisch-Westfä-
lischen Kunstverein angekaust wurde, und „Die Wein-
probe" (1832) bereits in der Wagner'schen Sammlung
in Berlin Aufnahme fand- Es war die Zeit, da die
romantische Stimmung die Düsseldorser Schule be-
herrschte, und die Künstler sich in der Darstellung sen-
timentaler Gegenstände besonders gesielen. Lessing malte
„Das trauernde Königspaar", Bendemann „Die trauernden
Juden", und viele Andere folgten mit minder bekannt
gewordenen Bildern ähnlicheu Jnhalts. Da kam Schrödter
auf den Einfall, diese Richtung, die krankhast zu werden
drohte, in humoristischer Weise zu persifliren. Es ent-
standen seme „Trauernden Lohgerber" (1832, im Besitz
des Professor Dalton in Bonn), ein köstliches Bild,

worauf er zwei Gerber darstellt, die mit dem Waschen
der Felle beschäftigt sind und mit jammervoller Geberde
einer weggeschwemmten Haut nachblicken. Noch mehr
Aufsehen aber erregte sein „Wirthshausleben am Rhein"
(1833, in der Wagner'schen Sammlung), welches in
einer überaus reichen Komposition das heitere rheinische
Kneipleben in lebendiger Weise schildert. Andere Ge-
mälde verschiedensten Jnhalts folgten, die ihn weniger
in seinem eigentlichen Element zeigten, wie „Fischerhütte
auf Helgoland" (Eigemhum des Herrn Haberbier in
Königsberg), „Jagdgesellschaft des Prinzen Friedrich von
Preußen" (1835, im Besitz des Genannten), „Ucker-
märkische Bauern" (zwei Mal gemalt) u. s. w„ die
aber doch seine große Vielseitigkeit bewiesen. Ganz be-
sonderes Glück aber machten seine Darstellungen aus
dem Don Quixote, deren er eiue ganze Reihe lieferte.
Dieselben sind geradezu einzig in ihrer Art. Hervor-
ragende Kritiker wetteiferten in ihrem Lobe, Heinrich
Heine nannte sie in der Vorrede zur deutschen Ueber-
setzung der Dichtung des Cervantes „unübertrefflich".
Schrödter malte den edeln Ritter von La Mancha, wie
er den Amadis studirt (1834, in der Wagner'schen
Sammlung), wie er unter den Hirten weilt (1843,
Eigenthum des Herrn Engels in Köln), wie er auf
Abenteuer auszieht (1845, im Besitz des Herrn Hülsen-
beck in Düsseldorst, wie er der Dulcinea seine Liebes-
erklärung macht (1853, im Besitz der städtischen Ga-
lerie in Düsseldorf) unv in verschiedenen anderen Si-
tuationen, die er stets höchst originell und wirkungsvoll
auszusassen verstand. Viele dieser Gemälde sind ver-
vielfältigt und theilweise als „Nietenblätter" verschie-
dener Kunstvereine erschienen. Auch lieserte Schrödter
sechs Blätter Radirungen zur Zllustratiou des Don
Qnipote (Verlag von Händcke und Lehmkuhl in Gotha),
und andere Zeichnungen und Aquarelle aus dem Leben
seines Lieblingshelden. Eine ebenso reiche Stoffquelle
bot dem phautasievollen Künstler der lebenslustige Sir
John, den er in nicht miuder zahlreichen Kompositio-
nen dargestellt hat. Da sind zu nennen: Falstaff
und die Rekruten (1840, wiederholt 1841), Falstaff
bei Schaal zu Tische (1841), Falstasf bei Frau
Fluth (1852, Eigenthum des Herrn Stein in Köln)
und besonders das berühmte Bild Falstasf im Wirths-
haus (1859), die Worte sprechend: „So lag ich, so führt'
ich meine Klinge!", welches von Vielen für Schrödter's
bestes Werk gehalten wird. Der geistreichste Humor
und eine sprudelnde Laune spricht aus all' diesen Dar-
stellungen, doch ist nicht zu verkennen, daß dieselben
häufig all zu nahe das Gebiet der Karikatur streifen.
Dasselbe gilt auch von dem „Malvolio", den er den ge-
sundenen Brief lesend (1845) und bei Olivia (1851)
darstellte, u. A. Sehr ergiebig waren sür Schrödter's
Begabung auch die Geschichten des Freiherrn von Münch-
hausen und des Till Eulenspiegel, die er mehreren Ge-
mälden zu Grunde legte, welche den humoristischen Geist
der Volksbücher vortrefflich wiedergeben. Besonders ist
da sein „Münchhausen, Jagdabenteuer erzählend" (1842)
zu rühmen, worin die feinste Jndividualisirung den
Mangel an Handlung reichlich ersetzt. Auch Goethe's
„Faust" regte ihu an, die Scene in Auerbach's Keller
in gelungener Weise darzustellen (1848, im Besitz des
Herrn Heuser in Köln). Jm Sommer 1848 siedelte
Schrödter nach Frankfurt a. M. über, und hier entstand
das berühmt gewordene, mit der Feder auf Stein ge-
 
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