Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0191

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
369

Nekrologe. — Kunstgeschichtliches. — Kunstvereine — Sammlungen und Ausstellungen.

370

derung seines künstlerischen Charakters gcgeben. Beides
ist ihm wohl gelungen, und deshalb seine Schrift zur
Verbreitung in weiteren Kreisen behuss Einführung in
das Studium der Werke Dürer's bestens zu cmpfehlen.
In den Anmerkungen ist die Familienchronik Dürer's
in eigener neuhochdeutscher Uebertragung des Verfassers
abgedruckt. I. L.

K. L. W. Spemann's „Kunsthandwerk" ist jxtzt bis zum
6. Hefte des dritten Bandes vorgeschritten und enthält schon
eine sehr ansehnliche Sammlung von vortresflichen Abbil-
dungen stets interessanter, vielfach mustergiltiger Gegenstande
der Kunstgewerbe älterer Zeit. Es ist ein Bilderbuch im
großartigsten Stil, gleich nützlich für Zroecke der Künstler
roie der Gelehrten. Besonders verdienstvoll ist es, daß die
Redakteure sich bemühen, bisher wenig bekannte Gegenstände
von hervorragendem Werthe im Privatbesitz an's Licht zu
ziehen und durch diese Publikatkdn der Kunstwissenschaft zu-
gänglich zu machen.

Nekrologt.

Ambroise Firmin Didot, Mitinhaber der Verlagsbuch-
handlung Firmin Didot-Freres, ist am 22. Februar in Paris,
wo er 1790 geboren wurde, aus dem Leben geschieden. Der
Verstorbene war die Seele des weltberühmten Hauses Didot.
Mit einer umfassenden gelehrten Bildung verband er ein
stets lebendiges Jnteresse für die schönen Künste, und an
seinen Namen knüpft sich die große Reformbewegung auf
dem Felde des typographischen Geschmackes in Frankreich.
Eine stattliche Reihe musterhast ausgestatteter Prachtwerke
kultur- und kunstgeschichtlichen Jnhalts verdanken seinem
Unternehmungsgeiste ihre Entstehung. Mit scharfem Kenner-
auge und rastlosem Eiser brachte er eine umfangreiche Samm-
lung von Kunstblättern zusammen, die namentlich für die
Geschichte der Typographie und der vervielfältigenden Künste
von hohem Werthe ist. Außer dieser hinterläßt er eine große
Bibliothek, wie sie in solchem Umfange sich selten ein Privat-
mann zu gönnen pslegt. Seine gelehrten Arbeiten auf dem
Gebiete der klassischen Philologie verdankt er seiner Mit-
gliedschast der ^.oaäömio äo8 in86riptiov8. Als Kunstschrift-
steller trat er mit einem §889.1 8ur l'üiotoiro äo la ^ravurs
auf. Jn den letzten Jahren befaßte er sich mit der Heraus-
gabe eines beschreibenden Katalogs seiner Bibliothek und
seiner Kunstsammlungen.

kunstgeschlchtlichcs.

Zur Geschichte der Keramik. Aus Grenzhausen wird
der Köln. Zeitg. berichtet: „Jn einigen Dörfern des Nassauer
Kannenbäcker-Ländchens, namentlich in Grenzhausen und
Grenzau, sind jüngst bei Nachforschungen in den ehemaligen
Werkstätten der Töpfer verschiedene für die Geschichte der
dortigen Kunstindustrie wichtige Funde gemacht worden,
nämlich eine größere Anzahl von Formen in Stein, Buchs-
baum, Kupfer und gebranntem Thon, welche zur Ausprägung
von Krugornamenten gedient haben. Unter ihnen befinden
sich zwei größere in Stein geschnittene, der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts angehörige Formen, von denen die eine
in sechs Nischen nebeneinander tanzende Paare in reichem
Kostüm, die andere in sieben Nischen die leiblichen Werke
der Barmherzigkeit mit Jnschriften zeigen. Andere Formen
enthalten Wappen, Thiere, Laubwerk, Arabesken und Aehn-
liches. Die meisten sind vortresflich erhalten. Bisher war
über jene Kunstgilden der Töpfer nur wenig bekannt, Formen
gehören zu den größten antiquarischen Seltenheiten. Es
wäre zu wünschen, daß diese für das alte Kunstgewerbe so
bedeutungsvollen Gegenstände in einem unserer rheinischen
Museen vor Verkauf in's Ausland gesichert würden."

kullltvtreint.

^ Der Barmer Kunstvercin hat so eben seinen Jahres-
bericht ausgegeben, dem wir Folgendes entnehmen: Das ab-
gelaufene Geschäftsjahr verdient eine besondere Beachtung,

weil es das zehnte ist, seit der Begründung des Vereins,
welcher am 20. Februar 1866 gestiftet wurde' Die Bericht-
erstattung gedenkt der Schwierigkeiten, welche der Einführung
des kunstsreundlichen Unternehmens' inmitten einer bis dahin
fast lediglich den materiellen Jnteressen gewidmeten indu-
striellen Stadt anfänglich entgegen standen; schildert dann
das energische Vorgehen der leitenden Kräfte, denen es ge-
lingt, nlle Voreingeuommenheiten zu beseitigen, die junge
Jdee bald in Gunst zu bxingen und ihr rasch eine ansehnliche
Zahl anhänglicher Freunde" zu sichern; führt dann weiter
aus, wie der Verein behutsam aber stetig fortschreitend, von
Jahr zu Jahr zu immer größerer Anerkennung und Be-
deutung gelangt, und die Sympathien für das neue Jn-
stitut fortwährend lebhafter und umfangreicher hervörgetreten
seien. Die Mitgliedschast hat sich in dem durchlaufenen De-
cennium ununterbrochen vermehrt, und zwar durchschnittlich
um ca. 50 Mitglieder per Jahr. Die laufenden Einnahmen
haben sich dem entsprechend beständig erhöht. Daß die
Thätigkeit des Vereins auch zur Förderung und Unterstützung
der zeitgenössischen Kunst nicht ohne Bedeütung gewesen, gekst
aus dem Umstande hervor, daß unter seiner Aegide in dem
gedachten Zeitraum genau 500 Originalgemälde im Betrage
von 92000 Thalern auf seinen jährlichen Ausstellungen ge-
kauft worden sind. Gar nicht in Anschlag gebracht sind
hierbei eine ansehnliche Zahl von Gemälden, welche durch
Befürwortung oder auf Anregung des Vereins bei den Künst-
lern direkt gekauft oder in Bestellung gegeben worden sind.
Zu den mit jeder Ausstellung verbundenen Verloosungen
wurde außerdem noch eine namhafte Anzahl gra'phischer
Kunstblätter im Werthe von nahezu 3000 Thalern beschasft,
und damit auch den reproducirenden Kunst^weigen eine Er-
munterung gewährt. Die Leiter des Vereins können dem-
nach auf eine zwar arbeitreiche, aber auch recht ersprießliche
zehnjährige Thätigkeit mit Befriedigung zurückblicken. Dem
Verein ist es beschieden gewesen, während dieser Epoche den
Sinn für das Kunstschöne in der Stadt Barmen mächtig anzu-
regen, in immer weiteren Kreisen zu verbreiten und durch
seine Kunstausstellungen einen bildenden und läuternden
Einsluß auf edlere Geschmacksrichtung und künstlerische Nei-
gungen und Anschauungen im Bereiche seines Wirkens aus-
geübt zu haben. Nach diesen flüchtigen Andeutungen über
das bisher Geleistete zu dem jüngst verslossenen Jahre über-
gehend, hebt der Bericht hervor, daß sich dasselbe in den
Entwickelungsphasen des Vereins dadurch bemerkbar mache,
daß der Zutritt zur Mitgliedschast und die Jahreseinkünfte,
so wie der Besuch der Ausstellung eine noch nicht dagewesene
Ausdehnung und Höhe erreichten. Gleichzeitig wird aber
auch erwähnt, daß im Gegensatz zu diesen angenehmen Wahr-
nehmungen die Privatankäufe in letzter Ausstellung, die ein
prächtiges Ensemble ausgezeichneter Werke darbot, zwar nicht
der Zahl, wohl aber dem Werthe nach hinter früheren Jahren
zurückgeblieben seien. Es lasse sich daraus erkennen, daß
die Neigung zum Eigenerwerb guter Kunstwerke wohl noch
ungeschwücht fortbestehe, daß aber unter dem Druck der an-
haltenden, wirthschaftlichen Krisis das Kapital für größere
Luxusausgaben zu sehr geschädigt und entmuthigt sei. Weiter
meldet der Bericht, daß der Verein beschlossen hat, auch im
Jahr 1876 eine Gemäldeausstellung zu veranstalten, welche
wie üblich Ostersonntag den 16. April ihren Anfang nimmt,
um nach vierwöchentlicher Dauer am 14. Mai zu schließen,
wozu Anmeldungen entgegen genommen werden.

Sammlungeil uud Änsstellungen.

fch Oesterreichischer Kunstverein. Nach langen mageren
Zeiten endlich eine Ausstellung mit recht viel Sehenswerthem!
Nicht oft hat fich in den Sälen des österreichischen Kunst-
vereines so viel Anziehendes eingefunden, als es im Monat
Februar der Fall war. Das Ereigniß bildete G. Benczür's
für dasPester National-Museum bestimmtes Historiengemälde:
„Die Taufe Vajks, des nachmaligen Stephan des Heiligen,
Königs von Ungarn". Was von Benczür bisher auf Aus-
stellungen gesehen wurde, gab wohl rühmliches Zeugniß von
seiner Beherrschung der Farbe, der glänzenden Behandlung
der Stoffe und der charaktervollen Auffasfung der Gestalten;
wenn diesen Vorzügen ein Tadel entgegen gestellt wurde, so
war es nur der, daß der Künstler in dem Streben nach
Effekt zuweilen über das Natürliche hinausging und im
 
Annotationen