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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0319

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625

Nekrologe.

626

in allen seinen Schöpfungen ein beachtenswerthes Talent.
Seine Bildnisse sind hier allgemein beliebt. Die per-
manente Kunstausstellung wird leider weniger beschickt,
als .zu wnnschen ist, obschon bereits viele Gemälde, be-
sonders Landschasten, zum Ankauf gelangten. Jn den
letzten Wochen war der bekannte „Centaurenkampf" von
Böcklin dort zu sehen, der um so mehr Anziehungskrast
ausübte, als jedes neue Werk dieses genialen Künstlers
von seinen Landsleuten mit Jnteresse begrüßt wird nud,
wie es bei der originellen nnd etwas extravaganten
Weise desselben nicht anders möglich ist, zu den ver-
schiedensten Benrtheilungen Anlaß giebt. Auch cin
jüngerer Baseler, Hans Sandreuther, machte durch
ein schönes Bild „Vor dem Grabgewölbe" Aufsehen.
Derselbe zählt zu den Schülern Böcklin's (der jetzt in
Florenz lebt) und hat sich nur vor allzu strenger Nach-
ahmung seines Meisters zu hüten. Viel Talent beweisen
auch einige Porträts von I. Höflinger in Basel, der
bei fortschreitender Ausbildung eine erfolgreiche Zukunft
haben dürfte. Castan in Genf, die beiden Steffan
in München und Fresenius in Kronenberg hatten
lobenswerthe Landschaften gesandt, denen sich ein ori-
ginelles, gut gemaltes Genrebild von S. Durand in
Genf, „Ausgewiesene Landstreicker", würdig anreihte.

Auch in der Kunsthandlung vou Rudolf Lang in
der „Freien Straße" befanden sich mehrere schätzbare
Bilder, unter denen drei große Landschaften mit bibli-
scher Staffage von Robert Zünd in Luzern hervor-
ragten.

Die schon erwähnte Kunstschnle zersallt in Mal-,
Zeichen- und Modellirklassen; über die schätzenswer-
then Leistungen der Schüler und Schülerinnen gab eine
kürzlich veranstaltete Ausstellung ihrer besten Arbeiten
erfreulichenAusschluß. Wenn auch keine eigentlickM Künst-
ler hier zur vollen Ausbildung gelangen, so wird dock der
vielleicht noch heilsamereZweck erreicht, Schönheitssinn und
Kunstverständniß bestens zn sördern und manchem begabten
Handwerker Gelegenheit zu bieten, seinen Arbeiten ein
gewisses künstlerisches Gepräge zu geben, welches die
Erzeugnisse früherer Jahrhunderte so vortheilhaft aus-
zeichnete. — Neben der Kunsthalle steht das neue Theater,
ebenfalls ein geschmackvoller Bau von Stehlin, dem
Basel überhaupt die besten unter den zahlreichcn hübschen
Gebäuden verdankt, die in den letzten Jahren entstanden
sind. Auf dem Gebiete der Skulptur entwickelt Fr.
Schlöth eine rührige Thätigkeit. Er hat das Museum
dnrch einige gute Marmorstatuen bereichert und das
Kolossalstandbild der Helvetia geschaffen, welches vor
einigen Iahren zum Andenken an die Schlacht von
St. Jakob errichtet wurde. Gegenwärtig arbeitet er
an dem Tegetthos-Denkmal für Wien. Ersrenlicher aber
als diese modernen Werke ist die sorgfältige Erhaltung
der alten, an denen Basel besonders reich ist. So ist

der schöne Kreuzgang an der Münsterkirche stilvoll
restaurirt worden, und die mittelalterliche Sammlung,
die auf Anregung des Professors Wilhelm Wackernagel
vor mehreren Iahren angelegt wurde, wird mit Umsicht
und Sachkenntniß ergänzt und bereichert. Sie enthält
werthvolle kunst- und kulturhistorische Gegenstände und
ist gleich dem Museum, den Antiken-, Raritäten- und
Münzsammlungen und der ausgezeichneten Universitäts-
bibliothek dem allgemeinen Besuche aufs Leichteste
zugänglich gemacht, was gewiß volle Anerkennung
verdient.

Uekrologe.

Valentin Teirich -s. Wen ergreift es nicht schmerz-
lich beim Anblick von Blüthen, vie der Nachtfrost zer-
stört, von juugen Stämmen, die der Sturm geknickt, und
wen überkömmt nicht liese Wehmuth, wenn er ein junges
Leben, ein ausstrebendes Talent hinabsinken sieht in die
kalte Nacht des Grabes!

Ein edler Mensch, echte Ideale in seiner Brust
tragend, war Valentin Teirich. Er strebte mit heiligem
Ernst und seltener Begeisterung ihnen nach, bis sein
Ringen die reine Flamme in seiner kranken Brust ver-
zehrte, und er mußte vom Leben scheiden ohne die Be-
sriedigung, nur einen kleinen Theil von dem erreicht zu
haben, was seinem strebenden Geiste, seiner rastlosen Aus-
dauer, der glühenden Sehnsucht seines edlen Ehrgeizes
vorschwebte.

Am 23. August 1844 in Wien als Sohn eines
noch lebenden, geachteten Schulmannes geboren, war er
der jüngere von zwei Söhnen und der Liebling der kleinen
Familie. Frühzeitig gcwann er durch sein sanstes, zar-
tes Wesen alle Herzen, und dieser Grundton seines Ge-
müthes blieb ihm, vereint mit einer seltenen Ausdauer
und Willenskrast.

Von der Sorge ihn überaus liebender Eltern um-
geben, welche die Erziehung ihrer Söhne sich zur Lebens-
aufgabe machten, war er nach vollendeten Gymnasial-
und Realstudien — noch sehr jnng — reif zum Ein-
tritt in die technische Hochschule. Er vollendete auch
diese Studien, wie die bisherigen, im Jahre 1863 mit
größter Auszeichnung nnd verließ die Anstalt, begleitet
von der Liebe und Achtung seiner Lehrer, die, er sich
durch seine Befähigung, durch seinen glühenden Eifer
und sein bescheidenes Auftreten erwarb.

Ein durchaus tüchtiges theoretischcs Wissen war
das Resultat dieser Studien, und Teirich blieb sein
ganzes Leben hindurch ein scharf denkender, gewandter
Mathematiker und Konstrukteur.

Die Anlagen zn seinem künstlerischen Berufe ent-
wickelten sich in ihm schon als Knabe und zeigten sich
durch eine große Gewandtheit in der bilvlichen Dar-
stellungsweise sowohl wie durch einen regen Sinn sür
alles Schöne, für alle Kunst.

Für das Kunstleben Wiens war aber unterdessen
eine neue Aera hereingebrochen, und der Iüngling war
mit einer der Ersten, die mit glühender Begeisterung die
neuaufgehende Sonne begrüßtcn. So wurde er Schüler
der Akademie der bildenden Künste nnd trat unter die
Leitung F. Schmidt's. Unermüdlich in seinen Stil-
 
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