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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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627

Nekrologe.

628

studien, vollendete er unterAnderm seineLlusbildnng dnrch
Besnche ästethischer und philosophischer Kurse an der
Universität, wnrde bald bei verschiedenen Preisbewerbungen
ausgezeichnet, und ein Stipenvium vermittelte seine erste
Reise nach Jtalien, die der 2tjährige Jüngling mit der
ganzen Begeisternng einer edlen, keuschen Künstlerseele
antrat, geistig vorbereitet für alle Eindrücke, die Natur
und Knnst ihm boten und die er unauslöschlich in sich
aufnahm, sachlich wohlgebildet und mit großer Gewandt-
heit im Zeichnen ansgerüstet, .die er sich durch die an-
strengendste Uebung zu erwerben wußte.

Es war dies die erste und zwar einjährige Reise
nach Jtalien, aber sast sechs Jahre hindurch zog es ihn
immer wieder nach Rom, Florenz und Venedig, und
stets kam er in seinem Kunstsinn geläutert, reich an
Studien und Skizzen zurück.

Die nnmittelbare Wirknng der klassischen Knnstdenk-
male und jener reichen Kunstepoche, die als Zeit der Re-
naissance das Kunstleben des (^nnttroesnto zu einer neuen,
zarten Blüthe brachte, waren entscheivend für die Nichtnng
der empfänglichen Künstlerseele. Sie wandte sich nun
sür immer von dem Formenschema der Gothik ab.
Teirich war von da ab einer der eifrigsten und ge-
wiegtesten Kenner der Renaissance und einer ihrer her-
vvrragendsten Vertreter.

Zurückgekehrt an die Akademie, trat er, nmgewandelt
in seiner Richtung, in das Atelier des Professors
van der Nüll, dessen Einfluß auf ihn ein mächtiger
' wurde. Der ausgesprochene Sinn des Meisters für die
dekorative Seite der Kunst, für eine minutiöse Durch-
bildung der Formen bis in das Detail übertrug
sich auf den Schüler. So wurde Teirich durch die
Architektur zum Knnstgewerbe geleitet, dem er treu bis
an sein Lebensende und erfolgreich diente. Vom großen
Allgemeinen zum Speziellen gelangend, ging er den Weg,
den eine leuchtende Reihe der besten Meister betreten,
fest überzeugt, daß der heute von so mancher Seite an-
gepriesene umgekehrte Bildungsgang zumeist wohl nicht
nach aufwärts führe. Wieder betheiligte sich Teirich
— stets rastlos thätig — an Lösnng mancher Preis-
aufgaben und vervollständigte seine Kenntnisse, nament-
lich Ler deutschen Renaissance, durch vielfache Neisen,
die ihn durch ganz Oesterreich, Süd- und Norddeutsch-
land, nach Holland und Belgien führten. Seine Er-
holung waren Wanderungen durch die herrlichen Alpen
der Heimat und der Schweiz, genußreich gemacht durch
einen besonders empfänglichen Sinn für die Schönheiten
der Natur.

War er in den Kreis der Seinen zurückgekehrt,
boten Mozart und Beethoven köstliche Abendstunden am
Klavier; auch klassische Literatur wurde eifrig gepflegt,
wenn nach emsig vollbrachtem Tagewerk der Zeichenstift
aus der Hand gelegt werden mußte.

Nun folgte eine Reise zur Pariser Weltausstellung,
dann ein Jahr später die nach England und immer
wieder seine Wallsahrten nach Jtalien. Reiche Sprack-
kenntuisse, die er sich in der Jugend erworben, erleich-
terten überall den Verkehr. Als Frucht seiner Reise
nach Paris erschien die erste selbständige größere Arbeit:
,,Die moderne Richtung in der Bronze- und
Möbelindustrie nach Wahrnehmungen auf der
letzten Weltausstellung" (Wien 1868), eine Abhand-
luug, welcbe die allgemeine Ausmerksamkeit auf ihn als
Künstler uud Kunstschriftsteller lenkte.

Als er im Jahre 1868 zum Docenten, später zum
Prosessor an der Kunstgewerbeschule des österreichischen
Museums, und gleichzeitig zum Docenten am k. k. poly-
technischen Jnstitute ernannt worden war, zeigte er sich
als Lehrer nicht minder eisrig und unermüdlich thätig.
Stets aus eigenster Jnitiative, war er bemüht, sein
Bestes zu geben, seine Schüler zu heben und zu bilden,
dafür aber auch von ihnen mit seltener Hochschätzung
bis über das Grab hinaus geliebt. Eine reiche
schöpserische Thätigkeit begann nun für den damals
Sechsundzwanzigjährigen. Ein Reihe der besseren Ent-
würse für Ausführungen aller Art, speziell aber für die
Möbel-, Bronze- und Thonwaarenindustrie, datiren aus
jener Zeit.

Seine schriststellerische Thätigkeit widmete er meh-
reren in- und ausländischen Tageblättern und den ein-
schlägigen periodischen Fachschriften. Seine literarischen
Arbeiten charakterisirten sich ebenso durch gewandte wie
durch klare Darstelluugsweise.

Bei der ihm angeborenen Gründlichkeit war es erklär-
lich, daß Teirich eingehende Spezialstudien über bestimmte
Zweige der Kunstindustrie machte, und ihnen verdanken
wir sein erstes großes Verlagswerk: „Die Ornamente
aus derBlüthezeit der italienischenRenaissance.
Originalaufnahmen der vorzüglichsten Arbeiten in Holz-
mosaik (Jntarsien)" (Wien 1871), ein großes Pracht-
werk, das den jungen Autor allgemein bekannt machte
und seine eminente Befähigung als Künstler und Lehrer
von Neuem illustrirte. Zum ersten Male wurden in
diesem Werke die Intarsien aus bester Zeit in umfassen-
der Weise dem allgemeinen Studium und der Verwen-
dung übergeben.

Ein Jahr später gründete Teirich, von dem Gebanken
beseelt, der vaterländischen Kunstindustrie einen sesten
literarischen Mittelpunkt zu schaffen, sie durch. Vorführung
der besten, mustergiltigen Werke alter Kunstperioden zu
unterstützen, ihr Ansehen im Auslande durch Publikation
ihrer eigenen Ausführungen zu heben und zur verdienten
Achtung zu bringen, seine „Blätter sür Kunst-
gewerbe". Nachdem es ihm gelungen, einen Verleger zu
sinden, der bereit war, aus seine Jntentionen einzugehen,
schuf er mit unsäglicher Mühe und im Kampfe mit den
widrigsten Einflüssen, ohne Unterstützung von irgend
einer Seite, nur ganz aus eigene Kraft angdwiesen, ein
Unternehmen, das zu den hervorragendsten künstlerischen
Publikationen Deutschlands zählte. Welcher Freund der
Kunstliteratur kennt nicht die „Blätter für Kunstgewerbe"?
Wer ersreute sich nicht an deren mustergiltiger Ausfüh-
rung, an den streng objektiv und wissenschaftlich gehaltenen
Aufsätzen, die sie brachten, und die zum Theile aus der
gewaudten Feder des Autors slossen, der es liebte, in
seinen Essap's kurze Monographien über ausgewählte
Kapitel der Kunstgeschichte oder Kunsttechnik zu geben,
die er in reichster Weise durch bildliche Darstellungen
zu erläutern und zu beleben suchte? Mit besonderem
Talente, mit ganz ungewöhnlichen Opfern an Zeit und
Mühe, ja mit nicht geringen materiellen Einbußen führte
Teirich die Redaktion seiner Zeitschrift, der ersten kunst-
gewerblichen periodischen Publikation in Oesterreich
sast 5 Jahrgänge hindurch in gewohnter, uneigenuütziger
Weise, nur der Jdee dienend, für die er strebte, bis zu
seinem Tode mit der größten Ausdauer und Gewissen-
haftigkeit.

Durch sortdauernde Studien und durch zahllose
 
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