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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

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schöpferische Arbeiten zu einer anstrengenden Thätigkeit
genöthigt, dabei aber durch neue aufreibende Lehrthätig-
keit in der ihm hierfür zu Gebote stehenden Zeit sehr
beschränkt, ließen ihm sein überaus strenges Pslichtgefühl
und seine Arbeitslust die Anstrengungen nicht beachten,
denen leider in der Folge sem Körper in der Blüthe
der Jahre unterlag. So arbeitete der junge Künstker
unter stetem Kampfe mit einem kranken Körper, und oft
entfiel die Feder der müden Hand, oft mußte der Zeichen-
stift ruhen, bis Augenblicke scheinbarer Erholung zu neuer
Thätigkeit verwendet werden konnten.

Die Wiener Weltausstellung sand unsern Künstler
schon leidend, aber viele seiner Werke schmückten die
reiche, kunstgewerbliche Ausstellung Oesterreichs und er-
warben ihm Anerkennung und Auszeichnung.

Als Vervollständigung des Jntarsiawerkes folgten ein
Jahr später, und in der gleichen Weise wie ersteres ge-
halten, die „Eingelegten Marmorornamente des
Mittelalters und der Nenaissance in Jtalien"
(Wien 1874), ein Werk, gleichfalls bestimmt für den
Gebrauch beim Zeichenunterrichte unb der Kunst-
werkstätten.

Fast gleichzeitig erschien in prächtiger Ansgabe eine
Monographie über ein hervorragendes Kunstwerk, eine
musterhafte Komposition Teirich's, begleitet von einem
erläuternden Tepte, einer Abhandlung über die Geschichte
Les Kuustschrankes: „Kabiuet, im Auftrage Sr.
Majestät des Kaisers Franz Josef I. entworfen"
(Wien 1874).

Die letzte Reise des unheilbar Erkrankten nach
Jtalien und das letzte Jahr seines kurzen Lebens war
der Herausgabe eines großen Kupferwerkes über „Die
Bronzen der italienischen Renaissance" ge-
widmet, einer Publikation, die Originalaufnahmen muster-
giltiger Bronzearbeiten in größtem Maßstabe und in
mögkichster Treue wiedergiebt, und die eiu reicher Tept
über die Geschichte und die Technik dieser Kunst begleitet.

Dem Autor war es nicht mehr vergönnt, das Er-
scheinen des von ihm ganz vollendeten Werkes zu erleben.
Er starb am 8. Februar d. I. im 32. Lebensjahre.

L. N.

Sammlungcn und Ä.usstellungcn.

Die Sammlunq der Berliuer National-Galerie zeigt ein
erfreuliches Wachsthum. Die neueste Erwerbung bilden die
Lessin g'sche „Eifellandschast", welche einige Zeit vom Verein
der Berliner Künstler ausgestellt war, und mehrere werthvolle
Geschenke der Hinterbliebenen des Bildhauers Wichmann.
Der Verstorbene gehörte der älteren Berliner Bildhauerschule
an und hat viele bedeutende Künstler der Gegenwart heran-
gebildet, u. A. auch R. Begas, welcher eines der Geschenke,
die lebensgroße Büste Wichmann's, in weißem Marmor aus-
geführt hat. Die übrigen Geschenke sind zwei größere Ge-
mälde und eine Porträt-Studie (weiblicher Kopf). Das eine
Gemälde (von Ludw. B lanc) ist bezeichnet: „Angelnde Mäd-
chen" und entlehnt sein Motiv anscheinend einem orientalischen
Märchen. Es zeigt in Auffassung und Darstellung die Merk-
male der Düsseldorfer Schule; das andere, ein älteres Bild
von Daeg e, ist eine Allegorie der Ersindung der Malerei.
Es stellt in antikisirender Weise einen neben einer Fels-
wand sitzenden Jüngling dar, gegen den sich ein blondlockiges
Mädchen lehnt, dessen rechte Hand einen Schattenriß an die
Wand malt, während die linke das Gesicht des Jünglings
beim Kinn saßt und von der Zeichnung abwendet. Die land-
schaftliche Umgebung harmonirt in Stimmung und Kolorit
mit dem Hauptmoment der Darstellung. Sämmtliche Novi-
täten sind in der Querhalle des ersten Geschosses aufge-
stellt. — Der große Kartonsaal der Nationalgalerie ist

gegenwärtig für das Publikum abgesperrt worden, damit
die Wandmalereien ungestört beendet werden können. Es
fehlt bekanntlich noch die Malerei der Nischenseite, die dem
Maler Janssen übertragen ist. Das dort anzubringende
Gemälde wird an den beiden Seiten zwei Gruppen, Jlias
und Odyssee, zeigen, die emporschweben zum Alles bezwingen-
den Eros. — Von dem bekannten, in der Nationalgalerie be-
sindlichen Bilde L essing's, „Schützen im Engpaß", hat Otto
Troitzsch eine überraschend wohlgelungene chromolithogra-
phische Vervielfältung in ca. P, Größe des Originals angefer-
tigt, die gegenwärtig neben demselbenAusstellung gefunden hat.

Vermischtc llachrrchtcn.

8. Archäologische Gesellschast in Berlin. Jn der Sitzung
vom 13. Juni begann der Vorsitzende, Herr Curtius mit
der Vorlage der neu erschienenen Publikationen, wie der
reichhaltigen Serie VII von Conze's Vorlegeblättern, unter
welchen das einen perspektivischen Durchschnitt durch die Ost-
front des Parthenon darstellende Blatt nach einer Zeichnung
von Niemann besonderes Jnteresse erregte. Ferner das
Bulletin der Vouäkmik Ü68 in8oriptiov8 mit dem Aufsatze
von de Witte über die Petersburger Vase, welche den Kampf
zwischen Poseidon und Athena darstellt und ihr Verhältniß
zum Parthenongiebel; die Hsvue politi^uo ot litöruiro mit
Perrot's Eröffnungsrede seiner archäologischen Vorträge in
der Sorbonne; das Buch vom Grafen Lehudorfs: „Hippo-
dromos" über Pserde und Rennen im griechischen Alter-
thume; Or. L. von Sybel's Schrift: „Das Bild des Zeus"
mit zwei vortresflichen Lichtdrucktafeln; L. Weniger's Pro-
gramm über das Kollegium der Thyiaden zu Delphi; den
Jahresbericht des Museums und der Bibliothek der evan-
gelischen Schule in Smyrna. Von numismatischen Werken,
welche ein allgemeineres Jnteresse in Anspruch nehmen, wurde
Jmhoof-Blumer's Abhandlung über griechische Münzen im
Haag näher besprochen und dann die Schrift von Percy
Gardner: Zieiliau 8tuäi6s, in welcher zum ersten Male eine
chronologische Uebersicht der griechischen StadtmünzenSiciliens
und zwar mit eingehender Berücksichtigung der in den Präge-
bildern wahrnehmbaren Entwicklung des Stils gegeben wird.
Von den „Kouiau Neckaillous iu tkio Liiti^ll Nusoum" wurde
Wieseler's Necension in den Göttinger Gel. Anzeigen be-
sprochen. Herr vr. Hirschfeld, der äls Gast anwesend war,
legte die in Olympia angesertigten Photographien vor, welche
die Landschaft, die Grabungen und die hauptsächlichsten Fund-
gegenstände betreffen. Er verband damit eine Darlegung
des ganzen Ganges der in Olympia geführten Untersuchungen,
der Methode und der Resultate. Für die weiteren Erwar-
tungen ist die wichtigste Frage diejenige nach der Zeit und
Art, wann und wie Olympia zerstört worden ist. Die bis-
herigen Fundthatsachen scheinen dieselbe in sehr günstiger Weise
zu lösen. Ein Münzfund in den späteren Ruinen, welche die
antiken, hauptsächlich durch ein Naturereigniß verwüsteten
Reste überziehen, macht es im Verein mit einigen anderen
Thatsachen und Nachrichten wahrscheinlich, daß Olympia schon
in der Mitte des sechsten nachchristlichen Jahrh. im Wesent-
lichen aufhörte, über der Erde zu existiren, nachdem es viel-
leicht ein Jahrhundert lang von christlichen Bewohnern be-
völkert gewesen war. Herr Adler sprach über die während
seiner mehrwöchentlichenAnwesenheit in Olympia durchgeführte
Ausdeckung des Zeus-Tempels, indem er theils an Ort und
Stelle bewirkte Aufnahmen, theils nach seiner Rückkehr an-
gefertigte Zeichnungen zur Erläuterung des Vortrages cir-
culiren ließ. Während man bisher auf die wenigen, bei der
französischen Expedition gewonnenen Resultate angewiesen
war, ist jetzt durch das ganz unerwartete Hervortreten aller
durchErdbeben niedergeworfenenHauptbautheile desTempels,
sowie durch die trotz aller Zerstörung und Plünderung noch
tresfliche Erhaltung des Unterbaues mit den Säulenreihen
im Jnnern, den Cellamauer- und Fußbodenresten, einer
Thymele-Anlage vor der Ostfront rc. ein Material gewonnen
worden, welches eine zuverlässige Restauration der Grund-
risse und Fayaden, eine annähernde der Durchschnitte
gestatten wird. Schon jetzt ist es durch Vergleichung mit
änderen dorischen Bauwerken in Hellas, Sicilien und Unter-
Jtalien möglich, die formalen und struktiven Eigenthümlich-
keiten des Zeus-Tempels genau zu erkennen und eine Ver-
wandtschaftmit attischenBauten,speziell dem älterenParthenon,
 
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