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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Janitscheck, Hubert: Zur Charakteristik Franz Dreber's
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0347

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H.JalMling.

ücilräge

sind anvivC. V.Lützow

25) ov. andie Verlttsisl).
lLeipug, KLnigsstr. 3),
zu richten.

4. iAugust

Nr. 43.
Inserate

st 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile

187«.

Bcibllltt znr Zcitschrist siir bildcndc Kunst.

DieL Blatt, jede Woche am Freitag erfcheincnd, erhalten die Avonnenten der „Zeitschrift für bildende Knnst" grLtis; für sich allein bczogen
tostct der Iahrgang 9 Mark sowohl tm Bnchhandel wie auch bei den dentschen und vsterrcichischcn Postanstalten.

Jnhalt: Zur Charakteristik Franz Dreber's. — Die Ausstellung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen. — Aus Pompeji. — Jvsef Schön-

Iur Charakteristik Franz Dreber's.

Zu Anfaug Mai ist cn Berlin eine Ausstellung
von Werkm Dreber's eröffnet worden, die nebst dem
Nachlasfe des Kllnstlers anch die meisten feiner bereits
in sremden Besitz übergegangenen Arbeiten enthält.
— Damit erst wird die Möglichkeit geboten, zn einer
annahernd richtigen Schätzung der EiHenart dieses
Kllnstlers nnd des Umfangs feines Könnms zu ge-
langen; das letzte Refultat dürfte wohl die Erkennt-
niß fein, daß mit Dreber eine der lautersten kllnstlerischen
Naturen der Gegenwart dahin ging. — Zweck dieser
Zeilen soll es nicht sein, dem endgiltigm Urtheile vor-
zugreifen; nur einige beiläufige Bemerkungm möchtm
sie bietm, wie sie bei ostmaligem genußreichm Verweilen
im Atelier des Kllnstlers und vor dessen beidm Meister-
werken in der Villa Matei entstandm.

Jm Frühling 1874 war es, als ich zum ersten
Male Dreber's Atelier betrat. Damals war er ebm
mit der Komposition von acht Frühlingsbildchm be-
schäftigt, welcbe trotz aller Schlichtheit der Durchführung
in Folge der seligen Heiterkeit der Stimmung, welche
sie athmm, Allm unvergeßlich gebliebm sind, welche
dieselben einmal gesehm. Für Manche ist es vielleicht
von Jnteresfe zu wissen, daß der Kllnstler diefe Bild-
chen gleichfam nur als Skizzen betrachtete, die er ein-
mal für Malereien ul 1r68oc> zum Schmucke eines
Speisesaales oder ähnlichen Gelasfes benutzen könnte.
Er theilte mir dies mit und erzählte auch, aus
wetchem pfhchologifchm Anlaß die Bildchen hervor-
gegangen waren. Ein Sonntag des römischen Frühlings
war es; draußen lmchtete, blühte, duftete, klang es. Das

Leiden, welchem der Meister im letztm Sommer in
Anticoli erlag, trat schon damals mit großer Heftigkeit
auf und zwang ihn manchmal das Zimmer zu hütm.
Da wollte ich dmn — meinte Dreber — den Frllhling
mir in die Stube zaubern; so entstanden diese Bild-
chen. — Solche Schasfensweise charakterisirt Dreber
durchaus; aus innerer Nothwendigkeit hervorgegangen,
ist jedes seiner Werke nichts als die schöne Objek-
tivirung einer Stimmung, eines inneren Erlebnisfes.
Wenn aber in jeder echten Kllnstlernatnr das einseitig
Subjektive zum Allgemein - Mmfchlichm sich läutert,
und das Jndividuelle darin nur einerseits in der be-
sonderen Lebenswärme, andererseits in der Weise des
Ausdrucks sich osfenbart, kein echtes Kunstwerk also den
Charakter des Bizarren, Pikantm u., dergl. an sicb
tragm kann, so ist dies bei Dreber in vollem Umsange
der Fall. — Wenn heute die Reflexion fchon das Da-
sein des Kindes ankränkelt, wenn sie uns vor der Zeit
aus dem Paradiese der Kindheit hinaustreibt, wenn die
Unruhe und Hast das einzig Dauernde ist, wmn zwischen
Qual und Lust das Leben sich theilt, aber die Heiter-
keit ein nns stets fremderer Gemüthszustand wird, so
strebt in Mommten der Selbstbesinnung die Seele mit
nur um so glühenderer Sehnsucht einem verschollenm
saturnischen Zeitalter zu, da der Mensch in seligem
Einssein mit der Natur noch ein ungebrochmes heiteres
Dasein zu leben vermochte, das den ausreibmdm Zwie-
fpalt zwifchm Dmken und Thun, Wollen und Voll-
bringen nicht kannte. Die meistm Schöpfungm Dreber's
nun geben in ihrem geistigen Kerne dieser Sehnsucht
Ausdruck und Erfüllung, soweit dies ebm in der
Machtsphäre der Kunst liegt. — Das ist keine willkür
 
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