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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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295

Kunstlitteratur. — Nekrologe.

296

wir diesen Dank im Namen der ganzen Stadt aus-
sprechen. Bremens künstlerisches Aussehen, wenn es
auch noch kein Wallraffmuseum, kein Stadelsches Jn-
stitut besitzt, steht wahrlich nicht hinter den vielen
Fnrstenresidenzen zurück, und wenn der sparsame republi-
kanische Haushalt keineswegs solchen Luxus gestattet,
wie das Machtwort oder der indirekte Einfluß eines
kunstliebenden Fürsten, so tritt bei uns um so reiner
die bürgerliche Hochherzigkeit hervor, welche die Früchte
langer Mühe und Arbeit nicht schöner zu verweNdcn
weiß, als indem sie der geliebten Vaterstadt ein Denk-
mal darbrinat.

H- A.

Aunstlitteratur.

Eü. Aumüller, I-ös pstits innitrss nllsinnnäs.

I. Lurtlislsin^ st Ilans 8sdnlä Lskuin. Nnniok,

N. LiöFsr. 1881. 8°.

Niemand hat mehr Gelegenheit, auf dem Gebiete
der Kupferstichkunde täglich nene Erfahrungen zu sam-
meln, als der Kunsthändler. Dieser wäre denn auch
in erster Reihe berufen, die noch vorhandenen Lücken
auf diesem Gebiete zu Nutz und Frommen der Sammler
und Kunstliebhaber auszufüllen und zu veroffentlichen.
Leider halten aber gerade die Herren Kunsthändler mit
ihren Erfahrungen, wie einst die Mitglieder der Bau-
hütten mit ihren Geheimnissen, zurllck. Es ist daruni
ein sehr lobenswertes Unternehmen, daß Herr Amnüller
den Bann bricht und seine Erfahrungen veröffentlicht-
Jm ersten Bändchen sind die beiden Kleinmeister und
Brüder Beham behandelt, und da auf dem Titelblatt
ein klares I. steht, so ist zu hoffen, daß die Enthül-
lungen fortgesetzt werden, wofür ich dem Verfasser wohl
im Namen aller Kunstfreunde schon jetzt den besten
Dank votiren kann. Die beiden Beham sind bereits
Gegenstand eingehender Studien gewesen; neben Ar-
tikeln in periodischen Werken haben wir ein Verzeichnis
ihrer Werke von Bartsch mit Supplement von Passa-
vant. Das biographische Material ist in neuester Zeit
von Rosenberg in einem besonderen Werke bearbeitet
worden; in demselben hat auch das Verzeichnis der
von allen Sammlern so sehr geschätzten Blätter eine
Bereicherung erfahren. Aber bei dem Umstande, daß
die Auflagen der Werke mit ihren vielen Abdrucksver-
schiedenheiten in der ganzen civilisirten Welt zerstreut
sind, ist eine Feststellung der Druckvarianten sehr schwer,
fast nnmöglich gemacht. Die vorliegende Arbeit Au-
müllers, die Frucht jahrelangen Sammelns, ist init
großem Fleiß zusammengetragen, die Merkmale jeder
Abdrucksgattung sind klar angegeben, die vorhandenen
Lücken sehr reichhaltig ausgefüllt. Dennoch glauben
wir, daß für die beiden Künstlerbrüder noch nicht das

letzte Wort gesprochen ist — aus oben berührtein
Grunde. Das darf freilich den Verfasser nicht ab-
halten, weitereBausteine der Kunstwissenschaft zu liefern,
die gewiß stets mit Freude begrüßt werden. Was nns
nicht recht einleuchten will, ist die französische Sprache
bei einem in Deutschland erschienenen, zwei deutsche
Meister behandelnden Werke. Sind etwa die Fran-
zosen uns gegenüber ebenso zuvorkommend?

I. E. Wcffely.

Nekrologe.

8. Professor Augufl Bromeis, Lehrer der Landschafts-
malsrei an der Kunstakademie zu Kassel, starb daselbst arn
12. Januar 1881 an einer Hsrzlähmung. Er gehörts zu den
Vertretern der stilvollen Richtung und ist ihr in seinem
Streben nach formenschönen, abgerundeten Kompositionen
und stimmungsvoller Färbung während seiner ganzen Lauf-
bahn treu geblieben, ohne aber dadurch einseitig zu werden,
oder in trockenen Klassicismus zu verfallsn. Mit unermüd-
lichem Eifer suchte sr seine idsalen Ziele in seinen gewöhnlich
nicht sehr umfangreichen Bildern zu verwirklichen und durfte
sich dabei der günstigsten Erfolge rühmen. Bromsis war
am 28. Novsmber 1813 in Wilhelmshöhe geboren, wo sein
Vater eine hervorragende Stellung bei der Bauverwaltung
des Königs Jerome bekleidete. Obwohl anfangs zum Archi-
tekten bestimmt, widmete er sich bald mit lsidenschaftlicher
Hingabe der Malerei, deren Studium er auf der Akademie
in Kassel begann, dann aber seit 1831 in München sortsetzte,
wo Klenze, Gärtnsr und Domenico Quaglio, sowie seine
näheren Freunde Chr. Morgenstern und Schleich ihn wesent-
lich förderten und einen nachhaltigen Einflutz auf ihn übten.
1833 begab er sich nach Jtalien und schlotz sich in Rom be-
fonders an Josef Anton Koch, den Erneuerer der stilistischen
Landschaftsmalerei, an, dessen Nachlatz ihm noch reichs künst-
lerische Ausbeute darbot. Erst 1848 kehrte Bromeis nach
Deutschland zurück; die jenseit der Alpen empfangenen Ein-
drücks aber blieben matzgebend für seine ganze Kunstrichtung,
und wenn er auch mehrfach deutsche Motive behandelte, so
bevorzugte er doch stets die Gegenden Jtaliens, welche ihm
zu seinen besten Bildern den Stoff boten. Nachdem er eine
Zeit lang in Frankfurt a. M. gelebt, wandte er sich 1857
nach Düsfeldorf, um dort Andreas Achenbach näher zu treten,
dessen Bedeutung er vollständig zu würdigen wutzte, obwohl
ihre Richtungen wenig Ü.bersinstimmendes hatten. Er lebts
hier, bis er 1887 einem Ruf als Lehrer der Landschafts-
malerei an die Kasseler Akademie folgte, in welcher Stellung
er bis zu seinsm Tods erfolgreich gewirkt. 1868 erhielt er
den Professortitel. Auch war er Mitglied der Berliner
Akademie. Zu seinen bedsutendstenBildern gehören: „Abend-
dämmerung im Sabinergebirge", „Aus der Kampagna bei
Rom" sin der städtischen Galerie in Kassel), „Aus dem
Habichtswald", „Maurische Waschanstalt bei Palermo",
,)Civitella bei Mondschein" (!866), „Waldsaum bei Düssel-
dorf" (angekauft von der Königin von Hannover), „Jta-
lienische Landschaft mit einem kalabresischen Hirten" (1869,
in der Preutzischen Nationalgaleris), „Motiv aus der römi-
schen Kampagna" (1879) u. a. Strenge Zeichnung, gediegene
Durchführung und harmonische, meist poetische Gesamtwirkung
zeigen seine sämtlichen Arbeiten, die ihm ein ehrenvolles
Andenken sichern. Bromeis war unverheiratet und hinter-
lätzt den Ruf eines ehrenhaftsn, biederen Charakters.

Adolf Wegelin s-, Der Kunstreferent der Köln. Zeitg'
schreibt: Am 18. Januar starb ein alter Maler, der zwar
kein geborener Kölner, doch über vierzig Jahre lang in Köln
ansässtg gewesen ist, der königliche Hofmaler Adolf Wegelin.
Er war 1819 in Cleve geboren, kam 1828 als Schüler auf
die Akademie in Düsseldorf und dann unter die Leitung
von I. W. Schirmer, unter welchem er sich als Landschafts-
maler ausbildete. Er wandte sich aber bald der Architektur-
malsrei zu und ist in diesem Fache sehr produktiv gewesen.
 
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