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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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363

Verimschte Nachrichten. — Vom Knnstmnrkt.

361

Gärten von St. Privat. in denen man noch vereinzelte
Früchte und Blumen sieht, auf Bäums und Trümmer, die
dann den Übergang zum Bilds vermitteln. Der Standpunkt,
den der Zuschauer einnimmt, ist gegenüber dem Dorfe
St. Privat gedacht, welches in der fünften Nachmittagsstunde
das letzte Bollwerk der Franzosen bildete und auf welches
sich der konzentrirte Angriff der preußischen Garde richtete,
welche in einem ungeheuren Halbkreise im Sturmschritt heran-
rückt. Das Bild, welches die beidsn Maler entrollt haben,
ist ein höchst imposantes, von großartigem Effekt. Vorn
das brennende Dorf, um welches der Einzelkampf wütet,
auf der Landstraßs, die zum Dorfe führt, die unaufhaltsam
heranrückenden Heeressäulen, in einer Bodensenkung das
Dorf St. Marie-aux-Chßnes, auf den Höhen die preußische
Batteris und die sommsrlichs Luft, marmorirt von kleinen
weißlichen Pulverwolken, welche das Platzen der herab-
sausenden Granaten ankünden. Während in dem Pariser
Panorama das Hauptgewicht auf dis Landschaft gelsgt ist,
tritt hier die dramatische Aktion in den Vordergrund. Ob-
wohl das Rundbild seiner Natur nach eine geschlosssne, auf
einen Punkt gerichtete Komposition verbie'tst, haben die
Künstler dennoch eine gewisse Einheitlichkeit der Handlung
zur Darstellung gebracht, da das heißumstrittene Dorf
St. Privat den Mittelpunkt des Ganzen bildet, auf welches
die gesamte „Bewsgung der Massen gerichtet ist. Für den
Kenner der Örtlichkeit wird die Wirkung noch dadurch unter-
stützt, daß das Terrain bis in die klsinsten Einzelheiten nn
Ort und Stelle von den beiden Malern ausgenommen und
in dem Rundbilde wiedergegeben worden ist. Es wäre ihnen
auch schlecht bekommen, wsiin sie sich eine kleine Flüchtigkeit
erlaubt hätten, wo sie die strengste Kritik unserer militärischen
Autoritäten zu erwarten haben! Daß diese sich mit der
Kunstkritik zu unbedingtsm Lobe vereinigt hat, wird die
Maler mit hoher Befriedigung erfullen, welche die gewaltige
Arbeit — unter Zuziehung von drei oder vier jüngeren
Kräften — in der kurzen Zeit von fünf und ein halb Mo-
naten vollendeten. Es waren 1890 Quadratmeter zu bemalen.

L. 8. Paris. Das Louvre-Museum hat in der letzten
Zeit einen nicht unbedeutenden Zuwachs erhalten. Die her-
vorragendsten unter den neu aufgestellten Bildern sind
eine Porträtgruppe, die Familie des Fürsten Arenberg dar-
stellend, von Gonzales Cogues, ein Bildnis der Kniserin
Josephine von P. S. Prud'hon, welches durch seine Farben-
pracht alle danebenhängenden Arbeiten gleichzeitiger Künstler,
darunter auch das berühmte Porträt der Madame Rvcamier
von David schlägt, ferner ein um 50 000 Frcs. in Florenz
erworbenes Fresco von Fra Angelico, ein Porträt von
Ghirlandajo, ein „Johannes der Täufer" von Mino
da Fiesole, und eine Büste des Filippo Strozzi von
Benevetto da Majano. Das Luxembourg-Museum für
Werke lebender Künstler hat sich in letzter Zeit ebenfalls
stark bereichert. Da der Senat die Räumlichkeiten, die es
occupirt, für seine Zwecke beansprucht, so ist stark die Rede
davon, dem Museum einen eigenen Raum zu widmen, und
zwar soll ein wieder aufzubauender Flügel des während der
Kommune niedergebrannten Tuilerienpalastes den modernen
Bildern eingeräumt werden. Dies hätte den Vorteil, daß
man dis französische Schule in ihrem Zusammenhange über-
blicken könnte, ohne den lnngen Weg über die Seine vom
Louvre zum Luxembourg-Palaste wandeln zu müssen.

Vermischte Nachrichten.

ü. Kassel. Jm Januar fand hier im Jntsresse der hie-
sigen Kunstgenossenschaft eine Verlosung von Bildern einiger
Mitglieder 'des genannten Vereins statt. Es befanden sich
darunter Ölgemälde von Bromeis (Landschaft beiSubiaco),
Scheurenberg (Straße in Scheveningen), Kolitz (Land-
schaft), Schneider (Studienkops), Neumann (Landschaft),
Katzenstein (römisches Landmädchen), Lins (Zigeuner auf
der Landstraße), v. Ende (wsiblicher Studienkopf). — Zn
nächster Zeit wird hier Makarts großes Gemälde „Einzug
Karls V. in Antwerpen" zur Ausstellung erwartet. — Von
der rühmlichst bekannten Firma Leisler in Hanau ist im
Auftrag der hessischen Kommunalstände ein kostbarer
Teppich tni Werte von 6000 Mk. zum Hochzeitsgeschenk für

den Prinzen Wilhelm angefertigt worden. Man hofft, daß
dieses kostbare Erzeugnis der heimischen Kunstindustrie, wenn
auch nur auf kurze Zeit, hier zur Ausstellung gelangt.
i Jm hiesigen Museum werden, nachdem die Pretiosen u»d
sonstigen Werke der Kleinkunst im Erdgeschoß der neueren
Bildergalerie untergebracht sind, Umstellungen in allen
! Sammlungen vorgenommen, um den dort neu gewonnenen
Raum auszunutzen. Vor allem wird die schon sehr reich'
haltige und bedeutende Sammlung antiker Gipsabgüsse nun-
^ mehr sine vorteilhaftere Aufstellung erhalten. Auch die
zahlreichsn im Laufe der letzten Jahre in Hessen aufgefun-
denen prähistorischen Altertümer erfahren eins durchweg
neue Anordnung nach einem sehr zweckentsprechenden Spsteni,
welches durch Einteilung des Schrankraumes in Vertikal-
und Horizontalstrsifen gleichzeitig das Zusammenhalten der
Funde und der Materiale gestattet. — Die neu eingerich-
I teten wertvollen und wesentlich vermehrten Sammlungen im
j Parterre der neuen Galerie sind seit vorigem Herbst er-
öffnet und zweimal wöchentlich zugänglich.

-ä.. R. Der Einzug dcr Prinzessin Augusta Viktoria z«
Schleswig-Holstein, der Braut des Prinzen Wilhelm von
Preußen,' welcher am 26. Februar in Berlin stattfand, hat
auch die künstlsrischen Kräfte der Residenz stark in Anspruch
genommen. Die Einzugsstraße, welche vom Schlosse Bellevue
die Charlottenburger Chaussee und die Linden entlang über
den Opernplatz, die Schloßbrücke und den Lustgarten nach
dem königlichen Schlosse führte, war in zehn Sektionen ge-
teilt worden, welche unter Leitung von Architekten standen,
welche ihre organisatorische Thätigkeit schon bei früheren
Gelegenheiten ähnlicher Art bewährt hatten. Da der Kaiser
die großartigen Vorbereitungen, welche namentlich auf die
Mitwirkung der Plastik bsrcchnet waren, sehr eingeschränkt
hatte, sah sich die Mehrzahl der Architekten aus die Aus-
schmückung ihrer Strecken durch Flaggenmasten, Ehrenpforten
und Tannengewinde reduzirt. Aber diese Beschräukung sührte
sie darauf, den Haupteffekt in der Farbe zu suchen und
gleichsam durch eine großartige Demonstration den allge-
niein verbreiteten Vorwurf der Nüchternheit und Farben-
feindlichkeit der Berliner Architekten, welcher die neue Gene-
ration keineswegs mehr trifft, auf das bündigste und glän-
zendste zu widerlegsn. Eine solche Farbenfülle hat Berlin
noch nie zuvor auf einmal gefehen. Sehr hübsch war der
Gedanke, die vergoldeien Basen der Flaggenständer den be-
rühmten Standartenhaltern auf dem Aiarkusplatze in Venedig
nachzubilden. Nur Prof. Otzen und die Baumeister Ebe unv
Benda fanden Gelegenheit, in improvisirten Festbauten
einen größeren Reichtum zu entwickeln. Otzen errichtete vor
Schloß Bellevus ein denkmalartiges Bauwerk, dessen Sockel
durch einen von E. Döpler snn. gemalten Fries bekleidet
war, der eine Brautaufwartung nach schleswig-holsteinischer
Sitte darstellte. Ebe und Benda hatten auf der Charlotten-
burger Chaussee ein mittelalterliches Thongebäude aufge-
richtet, welches, von vier Türmen flankirt, an allen vier
Seiten eine Durchfahrt gewährte. Auf dem Pariser Platz
waren die Vorderseiten Ler dort erbauten Tribünen mit
Friesen von Ludwig Burger geschmückt, welchs einen Braut-
zug nach mittelalterlich-brand'enburgischer Sitte vorführten.
Außer den genannten Architekten hatten sich noch End e und
Böckmann, Kapser und v. Großheim, Kpllmann und
Heyden, Orth, Heidecks, Schwechten, Stöckhardt und
Grunert an dem Schmuck der Einzugsstraße beteiligt, der
in seiner farbigen Totalität ein rühmliches Zeugnis von den
dekorativen Fähigkeiten der Berliner Architekten ablegte.

Nom Aunstniarkt.

sZ Wiener Gemälde-Aiiktion. Am 18. und 19. Februar
d. I. wurde nach vorhergegangener kurzer Ausstellung die
allen kunstfreunden Wiens bekannte Gemäldesammlung des
Herrn Arthur MayervonAlso-Rußbach durch den Kunst-
händler C. I. Wawra im Künstlerhause versteigert. Die
erzielten Preise waren verhältnismäßig günstige. Die wich-
tigsten der 47 Bilder wurden um folgende Summsn verkauft:

N. ö. W.

Schmid, Matth., „Karrsnzieher". 4800

Koekkoek, „Rheinlandschast". 2605
 
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