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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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393

Preisverteilungen. — Personalnachrichten. — Kunstvereine.

394

Achnungen der Künstler: R. Alt, A. Groll, A. Hirschl,
^ Huber, F. Laufberger, Baron Myrbach, F. Ruß, F. Wessely
"6d O. Wagner in besonderen Beilagen reproduzirt sind.

j)reisverteilungen.

. Aus Berlin wird gemeldet: Zn der Hauptversammlung
stfE hiesigen Architektenvereins vom 7. März wurde der Be-
Nt über die Schinkelfest-Konkurrenzen erstattet. Die
^iufgabe im Bauingenieurfach, der Entwurf zu einer Hänge-
^stucke zwischen Köln und Deutz, war in vier ümfang-
^lchen Projekten bearbeitet worden, welche von der Beur-
^stungskommission sämtlich als sehr tüchtig bezeichnet wurden.

Staatspreis wurde dem Entwurf des Bauführers Otto
^rhmann zuerkannt, der außerdem mit der Schinkelmedaille
uusgezeichnet wurde. Die letztere wurde auch dem Verfasser
°er zweitbesten Arbeit, dem Bauführer E. Schugt, verliehen.
Meichzeitig kam ein Schreiben der königlichen Obsr-Prüfungs-
kommisston zur Verlesung, wonach diese alle vier Projekte
ms Probearbeiten zur zweitsn Staatsprüfung anzunehmen
üeschlossen hat. Von den für die Aufgabe im Hochbauentwurf
iü einem (ideellen) Ausstellungspalast für Berlin ein-
üegangenen Lösungen ist der Arbeit des Bauführers Alfred
-Nessel der Staatspreis und die Schinkelmedaille zuerkannt
Und dem Bauführer O. Pötsch die Medaille verliehen worden.

j)ersonalnachrichten.

Der Genrcmaler Karl Spitzweg in Münchcn ist auf
leinAnsuchenKrankheits halber von derStelle eines Mitglieds
der Sachverständigen-Kommifsion an der k. Pinakothet ent-
hoben und an seiner Statt der k. Gemäldegalerie-Konser-
vator in Schleißheim vr. Adolf Bayersdorfer ernannt
worden.

Aunstvereine.

L. Münchener Kunstverein. Dem Nechenschaftsberichte
°er Vorstandschaft für das Jahr 1880 entnehmen wir Fol-
gendes: Seit zehn Jahren zum erstenmale ist eine Vermin-
oerung der Mitgliederzahl des Vereines und zwar von 5213
uuf 5189 zu konstatiren, und zwar obgleich sich ein ganz an-
sthnlicher Neuzugang ergeben. Als Vereinsgeschenk 'gelangte
oas im Jahre 1877 bestellte, von I. Bankel gestochens Blatt
uach dem Originalgemälde von P. P. Rubens in der Pina-
fothek: „Kastor und Pollux rauben Phöbe und Jlaira" zur
Verteilung. Dasselbe hat auf der letzten Düsseldorfer Aus-
stelluna die kleinere goldene Staatsmedaille erhalten. Auf
oen Änkauf der nötigen Anzahl von Exemplaren wurden
22 500 Mk. verwendet. Das Vereinsgeschenk für 1881 nähert
stch seiner Vollendung mehr und mehr. Es ist das ein dem
Kupferstecher Friedrich Zimmermann in München übertragener
Stich nach dem leider fast ganz zerstörten Fresko „Kaiser
Ludwig der Bayer zieht nach der Schlacht von Ampfing als
Sieger in München ein." Ausgestellt waren im Laufe des
sbtzten Verwaltungsjahres Z5I2 Kunstwerke, und es wurden
oavon zum Zwecke der Verlosung 137 im Gesamtpreise von
»1472 Mk. angskauft, und zwar 109 Olgemälde im Ankaufs-
preise von 140 bis 1500 Mk.; 11 Aquarellbilder im Ankaufs-
preise von 40 bis 320 Mk.; 4 plastische Werke im Preise von
150 bis 1200 Mk.; 13 Stahlstiche und Stahlstichwerke im
-oreise von 84 bis 150 Mk. Für die vor ein paar Jahren
Aogründete Vereinsgalerie wurde Viktor Weishaupts „Wü-
tender Stier" und zwar um den Betrag von 4000 Mk. er-
worben. Diese Galerie besteht außerdem aus Landschaften
w>n Karl Ebert und Adolf Lier und einem Genrebilde „Das
E)uell" von Louis von Hagn. — Wichtig ist, daß der Verein
ofs Rechte einer eingetragenen Genossenschaft erwarb. —
finanziellen Vsrhältnisse des Vsreins erweisen sich
sehx günstig. Es betrugen nämlich die Gesamtein-
"ahnien 118794 Mk. 63 Pf., dis Ausgabsn dagegen nur
115418 Mk. 92 Pf., wonach sich ein tlberschuß von 3375 Mk.
i», dst ergiebt. — Durch den Tod verloren hat der Verein
N abgelaufenen Vereinsjahre den oldenburgischen Hofmaler
^onst Willers, einen Landschafter im großen klassischen Stile,

(1. Mai 1880); den Genremaler Franz Friedbichler aus
Dingolfing (14. April 1880); den Tier- und Genremaler
Adolf Schniidt von Dresden (21. Juni 1880); den Schlachten-
maler Eugen Adam von München, Sohn von Albrecht Adam
<3./4. Juni 1880) und den Marinemaler Iohann Wagner-
Deines von Hanau (12. April 1880). — Aus den letzten
Wochenausstsllungen des Vereins ist vor allem eine Kloster-
siesta von Eouard Grützner hervorzuheben. Der Künstler
hat diesmal die ost geschwungene Geißel in die Ecke gestellt
und uns die behäbigen Hsrren in durchaus edler Unter-
haltung vorgesührt, indem er einen Teil derselben ein Streich-
quartett ausführen, den andern demselben mehr oder minder
aufmerksam zuhören läßt. Nirgends der leiseste Beigeschmack
von Lächerlichkeit, überall nur still-inniges Behagen, Freude
am Schönen und Glück in der Abgeschiedenheit von der
Welt und ihren Stürmen. Lugo Kauffmann hat den
Ton der Persiflage des bayerischen Bauern, den er kürzlich
in Handzeichnungen angeschlagen, wiedsr aufgegeben und in
seinen „Wildschützsn" die ernsteste Seite des 'Lebens gezeigt:
man fühlt, der alte Bursche mit der Büchss im Arm wird
sich keinen Augenblick bedenken, dem nahenden Jäger eine
Kugel durch d'en Köpf zu jagen. Durch ungekünstelte Me-
lancholie ergriff Helene Strohmeiers „Vergessen" mit dem
verwitterten Marienbilde, umwuchert von blühenden Rosen
und umspielt von Vögleins. Lindenschmit zeigt in seiner
„Scene in Auerbachs Keller" teilweise eine nicht zu recht-
fertigende Abweichung von der Auffassung des Faustischen
Mephisto: sein stets vsrneinender Geist ist eine Karikatur
ohne Humor und Jronie. Jm übrigen erweist sich die Kom-
position gediegen und das Kolorit vortrefflich. Ludwig
Gloetzle brachte ein Altarbild: der heil. Georg im Kampf
mit dein Drachen. Es ist ein jugendlicher Recke in slimmern-
dem Panzerhemd, den reich geschmückten Helm auf dem
blonden Haar, mit der Linken seinen wildaufbäumenden
Schimmel bändigend, mit der Rechtsn zum wuchtigen Schwert-
hieb auf das durch den Lanzenstoß doppelt gereizte Ungetüm
ausholend. Rsiter, Roß und Drache sind mit großem Ge-
schick in den gegebenen hohen und schmalen Raum hinein-
komponirt, und in Anordnung, Zeichnung und Farbe liegt
etwas so innerlich Frischfreudiges, wie man es auf religiösen
Bildern nur in den seltensten Fällen begegnet: es ist der
Abglanz der Antike in ihrer zauberhaften Schönheit, der die
Komposition verklärt. I. Raschs „Taufe", ein minutiös
durchgeführtes Bildchen, ist dagegen ganz iin Geschmacke
des 18. Jahrhunderts gehalten. — Max Liebermann war
durch zwsi Genrebilder von stark ausgesprochenem Realismus
vsrtreten, ein „Strickendes altes Wsib" und eine „Scens
aus dem Spitalgarten zu Amsterdam", beide die reinste
Negation aller und jsder Poesie. Er strebt nach ungeschmink-
tester Wiedergabe der womöglich häßlichsten Natur und hat
in dieser Richtung auch wirklich eine Art von Vollendung
erreicht. — Hans Thoma, ein verwandtes, aber viel
bedeutenderes Talent, hat ein Dutzend Aquarelle hierher
geschickt, welche manches Gute neben absolut Ungenießbarem
enthalten. Zum ersteren sind vorwiegend seine Landschaften,
zum letzteren seine biblischen Bilder zu rechnen. Von An-
dersen-Lundby sah man zwei tiefdurchdachte Winterland-
schaften, von Willroider eine weniger als sonst romantisch
gestimmte, aber auch diesmal meisterhaft behandelte sonnige
Landschaft, von Wenglsin eine großartig aufgefatzte Jsar-
gegend, von Sinding eine lebendige „Marktscene auf
Capri" und von Ungerer fein der Dichtung nachempfundene,
von allerlei Blattwerk eingerahmte „Amoretten". — Der
Richtung der Zeit folgend, lassen sich unsere Künstler nur
noch in den seltensten Ausnahmsfällen herbei, ideale Stoffe
zu behandeln. Sie wissen recht wohl, daß dem großen
Publikuiu das Verständnis dafür und damit auch die Freude
an denselben abgeht, ganz davon zu schweigen, daß ste selber
sich nicht dazu hingezogen fühlen. Um so erfreulicher ist es
zu sehen, wie sich ein so achtbares Talent wie das F. Kirch-
bachs bemüht, einen idealen Gedanken in vollendeter Durch-
bildung vorzuführen. Leider hat sich der Künstler in der
Auffassung desselben arg genug vergriffen: eme splitternackte
büßende Magdalena ist mit der kirchlichen Auffassung absolut
unvereinbar, und darüber hilft uns auch die brillanteste
Technik nun und nimmermehr hinaus. Hievon abßesehenfreuen
wir uns aufrichtig der Tiefe der Empfindung in dem wobl-
gelungenen Kopfe dsr schönen Sünderin. Jan Chelminski
 
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