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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

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stellt in seinem „Pistolenduell im 18. Jahrhundert" die beiden
Gegner einander zu Pferde gsgenüber, eine Sitte, die sich
heute längst verloren hat, dem Maler aber höchst schätzens-
werte Motive bietet, die sich Chelminski denn auch nicht hat
entgehen lassen. Zn Harburgers, im Sinne der alten
niederländischen Meister aufgefaßter „Kneipstudie" begegnen
wir der dem Künstler eignen kräftigen Charakteristik. Haubt-
mann führt den Beschauer in den farbenreichen Süden,
nach den sonnigen Gestaden Amalfi's und Palermo's, die er
mit großer Gewissenhaftigkeit wiedergiebt, während I. Grün-
feld schon im schönen Venedig Halt macht, dessen Eigenart er
in ein paar Bildchen von minutiösester Durchbildung lebendig
zur Anschauung bringt. — Aus dem Gebiete der Plastik
wären schließlich noch zu nennen lsbensfrische Büsten des
österreichischen Kaiserpaares und der jugendlichen Braut dss
österreichischen Kronprinzen in mustergiltiger Durchbildung;
die beiden ersten im Privatbesitze des Kaisers und der
Kaiserin von Üsterreich und des deutschen Kaisers.

Sarnmlungen und Ausstellungen.

b'. Das österreichische Museum für Kunst und Zndustrie
in Wien bereitet für den Sommsr eine interessante, auf inter-
nationale Beteiligung berechnete Spezial - Ausstellung
von Krügen und krugartigen Gefäßen vor, die ein
Bild Ler Entwickelung dieser besonderen Gefäßform und ihrer
Dekorirung vom Mittelalter bis auf die Gegenwart zu geben
beabsichtigt. Die Fabrikate der verschiedensten Länder
sollen in alten und nsuen Stücken von einfachster wie von
künstlerisch reich ausgestatteter Arbeit möglichst vollständig
vorgeführt werden und neben der Jrdenware jeder Art auch
Gefäße von Glas, Zinn, Kupfer und Bronze Zulassung finden,
wogegen Elfenbein nebst Silber und Gold ausgeschlossen
bleiben. Die Ausstellung ist auf die Dauer von fünf Mona-
ten berechnet und wird am 1. Mai eröffnet werden. Sämt-
liche Zusendungen zu derselben genießen Zollfreiheit. Eine
Platzmiete oder anderweitige Entschädigung für Aufstellung
und Bewachung der Ausstellungsobjekte wird nicht erhoben.
Für älters Arbeiten trägt überdies das Museum die Trans-
portkosten, während für moderne Erzsugnisse die üblichen
Frachtermäßigungen eintreten sollen.

I'. Die Antikensammlung der Berlincr Museen ist seit
dem Abschluß der Umstellungen, die durch die Placirung der
pergamenischen Bildwerke erforderlich wurden, dem Publikum
wieder in ihrer ganzen Ausdehnung zugänglich gemacht wor-
den. Neben jenem bedeutendstsn Zuwachs aber, der ihre
ganze Physiognomie umgestaltet, hat sie inzwischen auch noch
einige weitere Bereicherungen erfahren, von denen drei unter
fich sehr verschiedenartige Satyrdarstellungen von besonderem
Jnteresse sind. Jn der kleinen, bis auf den Kopf und die
emporgehobenen Arme fast tadellos erhaltenen Figur eines
auf den Fußspitzen tanzend einherschrsitenden, den hochauf-
gerichteten schlanken Körper mit straffster Anspannung der
Muskeln nach links hin drehenden Satyrs erwarb die Galerie
eine trefflich gearbeitete Nachbildung einer im Altertum be-
liebten und mehrfach kopirten Statue aus alexandrinischer
Zeit, deren bekanntestes Exemplar das berühmts der Villa
Borghese ist. Jhr gesellt sich, in dem entgegengesetzten Flügel
des Hauptsaals aufgestellt, der bis auf die Hüften erhaltene
Torso eines dicken, zottigen Silens mit bekränztem, bärtigem
und runzligem Kopf, ein Werk, das sich in der Erscheinung
der Gestalt an eine auf der antiken Bühne übliche Dar-
stellungsform anlehnt und trotz der an der Vorderseite ziein-
lich verwitterten Oberfläche des Marmors durch die natura-
listische Frische einer allerdings mehr derben als feinen und
sorgsamen Behandlung fesselt. Noch bemerkenswerter ist
endlich die schöne, in Rosso antico gemeißelte Satyrherme,
die einen Platz in dem bis vor kurzem verschlossenen griechi-
schen Kabinet gefunden hat. Sis zeigt in den Formen des
langbärtigen Kopfes mit der eingedrückten, neben der vor-
geschobenen unteren Gesichtshälfte fast verschwindenden Stirn
und den geöffneten breiten Lippen die deutlichsten Anklänge
an das Bocksgesicht, das dem Typus zu Grunde liegt, zu-
gleich aber auch die edelste und stilvollste Auffassung dieser
halb tierischen Bildung und eine fein empfundene, außer-
ordentlich ausdrucksvolle Charakteristik.

Vermischte Nachrichten.

Aus Paris wird geschrieben: „Auf den Antrag des
Unterstaatssekretärs Turquet hat derKunstminister dieKaminer
um einen Kredit von 112 000 Frcs. zur monumentalen Deko-
ration der „8u11s «1u sou-äs-paurus" in Versailles, behufs
Gründung eines historischen Museums der Revolution, und
um einerfiKredit von 205 000 Frcs. gebeten zur Ausbesserung
der „8a11s Hsuri II", der „Kalsris tkran^ois I" und der
Hauptstiege mit den Frssken von Rosio und Primaticcio im
Schlosse von Fontainebleau, sowie des Plasonds von Le-
moyne im ,,8a1ou ä'Lsreulö" vom Jahre 1730 im Schlosse
von Bersailles. Disser Salon hat auch in allerneuester Zeit
für Frankreich eine historische Bedeutung gewonnen, da in
demselben am 8. März 1878 die Übertragung dsr Gewalten
der L.s8ömd1öö uatioualö auf die beiden neuen Kammern
vollzogen wurde, welche krast der Konstitution vom 25. Febr.
1875 gewählt worden waren.

8. Archäologische Gesellschast in Berlin. Sitzung vom
1. März 1881. An litterarischen Neuigkeiten wurden von
dem Vorsitzenden Herrn Curtius vorgelegt: Ludwig von
Sybel, Katalog der Skulpturen zu Athen; Nstö souruul ok
üöllsuio stuäiös, Bd. I, Nr. 1 und 2; Comparetti, Isori-
moui Zröolrs cli 01/rupiu s äi Ittiaüa (K. ücoo. äöi l-iu-
osi 1880/81); Mitteilungen des kaiserl. deutschen archäologi-
schen Jnstituts zu Athen, Band V, Heft4; Württembergische
Vierteljahrsschrift für Landesgeschichte 1880, Heft 1-3. —-
Herr Wattenbach legts das Buch des Pariser Gelehrten
Charles Graux vor: Lssai sur Iss oriMuss äu touäs
Orso äs 1'Hsourial. Jm Jahre 1876 veröffentlichte Graux
einsn Bericht über eine Mission nach Spanien mit dem Auf-
trage, die in dortigen Bibliotheken vorhandenen griechischen
Handschriften zu verzeichnen, mit Ausnahms der Bibliothek
im Escorial, über welche schon 1848 ein Verzeichnis von
E. Müller erschienen ist. Hier nun sehen wir den Verfasser
den Zweck verfolgen, die Herkunft der dort noch befindlichen
Handschriften zu erforschen, eine Aufgabe, welche dadurch zu
einer anziehenden und lohnenden wird, daß alle Samm-
lungen der. hervorragenden Humanisten des 16. Jahrhunderts
nach und nach in der k. Bibliothek vereinigt sind. Dadurch
gestaltet sich das Buch zu einem sehr bedeutenden Beitrage
zu der Geschichte des Humanismus in Spanien. Wir sehen
infolgs der Bemühungen hochstehender Gelehrter Philipp II.
auf dsn Plan einer großen Bibliothek bereitwillig eingehen,
aber zugleich erfüllt sich auch die von Anfang an gehegte
Besorgnis, daß die litterarischsn Schätze in dem großen neuen
Klosterpalast eingesargt und begraben sein würden. Anstatt
eines namhaftsn Gelehrten erhalten die Hieronymiter die
Aufsicht, und unbenutzt schlummern die Handschriften, bis
1671 eine große Feuersbrunst viele von ihnen vernichtet.
Welche von den aus alten Verzeichnissen und Korrespondenzen
bekannten damals verbrannt sind, welche sich noch jetzt nach-
weisen lassen, ist die Aufgabe, welche der Vsrfasser mit der
größten Sorgfalt zu lösen versucht, während er die Nachrich-
tsn von den großen Humanisten der ersten Zeit angeregtester
Forschung zu einem höchst anziehenden Bilde zu gestalten weiß.
— Auch bie geistvolle Rede des Prof. Holm in Palermo über
die Renaissance in Jtalien und die Berührungspunkte und
Ähnlichkeiten dieser Zeit mit der Blüte Griechenlands kam
zur Vorlage. — Herr Curtius legte zwei von vr. Purgold
eingesendete Jnschriftsn aus Olympia vor; dis eine enthält
die Ergänzung der Glaukiasbasis, die den Hermes des
Kallon trug, die andere stand auf der Säule, welche neben
der Statue desDeinosthenes aufgerichtet warund dieStadien-
zahl nach Sparta angiebt. Die Jnschrift gab Anlaß, über
die Urkunden der Wegemessung im griechischen Altertum zu
sprechen. — Herr Milchhöfer legte Abbildungen eines sehr
altertümlichen, s, sonr gearbeiteten Bronzereliefs aus Kreta
vor, welches zwei Männer darstellt, von denen einer den
Bogen, der andere auf den Schultern ein gehörntes Tier
trägt. Der Vortragende sucht nachzuweisen, daß es sich nicht
um eine Jagdscene handele, sondern daß der Streit des
Apollo und Herakles um die Hirschkuh die Grundlage zu der
Darstellung abgegeben habe. Stil und Technik weisen auf
die älteste spartanische Kunst und die schwarzfigurige Vassn-
malerei. Die Bronze stelle einen Tsil vom Beschlage eines
Gerätes, wohl Gefäßes, aus anderem Material dar, wie die
 
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