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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Kunstlittsratur. — Nekrologe.

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Meeresküste, der auch ländliche Scenen wirkungsvoll
^rzustellen versteht und die Reihe der Talente, von
^nen ich Jhnen gesprochen habe, um ein neues ver-
'nehrt hat.

Spät komme ich dazu, Sie daran zu erinnern,
ich die Wahl des Hcrrn Bonnat znm Mit-
gliede des Jnstituts vorausgesagt hatte. Jch glaube,
er wird sein Gewand mit den grünen Palmen schon
Mgelegt oder auf alle Fälle wird es ihm sein Schneider
^och schon geliefert haben. Für Herrn Lefuel wurde
ber Architekt Ginain gewählt. Er ist der Urheber
Unseres IribmiÄl äa aoininsroö; ich hoffe, Sie kennen
dieses Gebäude nicht.

DieAuktion Wilson geht eben Vvr sich, während
'ch Jhnen schreibe und ich bin noch nicht imstande,
Jhnen zu sagen, welche fabelhaften Preise die Hals,
die Reynolds und das „Argelus" unseres Millet er-
reichcn lverden.

A. B.

Aunstlitteratur.

Kunst im Hause. 34 Tafeln Abbildungen von Gegen-
ständen aus der mittelalterlichen Sammlung zu
Basel. Hcrausgegeben und mit eincr Einleitung
versehen von Prof. Or. Moritz Heyne. Gezeichnet
Vvn W. Bubeck, Architekt. Basel, Detloff d. I.
IV, 15 S. Text, 34 Taff. Abbild. Mk. 10.

Der verdienstvolle Fortsetzer des Grimmschen
Wörterbuches hat in seiner Adoptivheimat Basel seine
Thätigkeit auch einem anderen Gebiete mit Ersolg zu-
gewandt. Der „mittelalterlichen Sammlung", die
auch sein Vorgänger auf dem Lehrstuhle, Wackernagel,
verwaltet hatte, mit Begeisterung sich annehmend,
brachte er, unterstützt von der patriotischen Bereit-
Willigkeit der Behörden und Privaten, eine abermalige
bedeutende Erweitcrung der Sammlung zustande und
kvnnte im Frühling 1880 mit Befriedigung einc statt-
kiche Reihe von Räumen, gefüllt mit allen möglichen,
größtenteils heimischen Produkten des Kunsthandwerks
bon den Zeiten des Mittelalters bis zur Grenze des
>8. Jahrhunderts, dem allgemeinen Besuche erösfnen.
Nicht lange nach der Eröffnung schickte er ein nettes
Heftchen in die Welt, einen „Führer durch die mittel-
alterliche Sammlung, mit zehn Holzschnitten illustrirt"
(Basel, Verlag von F. Schneider), der den Besuchern
bie interessantesten Stücke der Sammluug angiebt und
beschreibt, und bei der Jahreswende ließ er die oben
bezeichnete Publikativn ausgehen. Diese Publikativn
orfiillt eincn doppeltcn Zweck. Sie giebt in einer
dceihe trefflicher Abbildungen dem Kunsthandwerk unserer
Tage sehr anregende Vorlagen und Mvtive und dient
bnrch tzen, bci den Hauptgegenständen erschvpfcndcn

Text ebenso wesentlich der Wissenschaft. Es ist eine
sehr erfreuliche Erscheinung, daß die Schweizer Städte
in neuerer Zeit der lange andauernden Verschleppung
von Produkten ihrer künstlerischen und kunstgewerblichen
Vergangenheit dadurch Einhalt zu thun anfangen, daß
sie selbst, was noch vorhandcn ist, in Museen der
Heimat zu sichern bestrebt sind. Nnd hier steht Basel
vbenan, denn die dortige Sammlung ist die reichste
und wichtigste unter allen ähnlichen der Schweiz. Von
diesem Reichtum geben auch die Blätter dieser Publi-
kation Zeugnis. Stickereien und Webereien vom 14.
bis zum 17. Jahrhundert, Möbel —- einige reizende
Truhen, eine höchst interessante Bettstelle, Tische und
Schränke, — das ganze Getäfel eines Speisezimmers von
1607 u. s. w., Utensilien für den Haushalt von edeln
Formen und mit schönen Verzierungen und dergleichen
werden uns in guter Auswahl vorgeführt und sehr
häufig ihre Provenienz mit der wünschenswerten
Genauigkeit nachgewiesen. Die Publikation gereicht
daruni dem Jnstitut wie dem Herausgeber in gleicher
Weise zur Ehre, und wir sehen mit Jnteresse der Fort-
setzung entgegen, welche die Einleitung in Aussicht stellt.

Or. v. Lehner.

Nekrologe.

Karl Ziermann ch Die Weimarische Malsrschule hat
durch den am 14. Februar d. I. erfolgten, unerwarteten
Tod Karl Ziermanns einsn schweren Verlust erlitten; denn
der Verstorbene war neben Pilz, Zimmer und Hasemann
eine der Hauptstützen der dortigen naturalistischen Genre-
malerei. Seit dem Jahre 1875, in welchem er sein erstes
Werk ausstellte, hatte sich der noch junge, 185» geborene
Maler wohlberechtigtsn Ruf erworben, und sein Streben wurde
1878 bereits durch die goldene Medaille anerkannt, welche
er von Berlin aus für sein fein charakteristisches, humor-
reiches Bild: „Der Botaniker" erhielt. Manchem Besucher
der derzeitigen Ausstellung wird dieser alte Professor noch
erinnerlich sein, welchsr, am Rande eines Sumpfes kauernd,
mit seinem, für diesen Zweck zu kurzsn Krückstock vergeblich
nach einer seltensn Wasserpflanze langt. Schon durch das
erste Gemülde Ziermanns: ein sich vor dinem Hunde fürch-
tender Handwerksburfche, war sein Ruf begründet, und es
brachte dem damals finanziell nicht Gesegnsten gleich drei
Bestellungen ein, wie Lenn auch seine ferneren Sachen, von
denen wir nur den „Zerbrochenen Krug", „Beim Umzug",
„Ein Prieschen", „Versperrter Weg", „Erwischter Vogel-
steller" nennen wollen, seitdem stets guten Absatz fandsn. —
Seine Werke weisen hauptsächlich eine vorzügliche Zeichnung
auf, welche von einem guten'Kolorit und einer gefälligen
einfachen Technik des Malens unterstützt wird. Die große
Jntimität des Künstlers mit der Natur/welche sich in allem
von ihm Geschaffenen ausspricht, verleiht ihnen noch einen
besonderen Reiz. Sein Bestes leistete er in Waldinterieurs,
wie solches vor allem in „Dem Botaniker", „Ein Pries-
chen", „Versperrter Weg" zum Ausdruck gebracht wurde.
Seine Figuren sind sämtlich äußerst charakteristisch. — Zier-
mann, der Sohn eines armen, subalternen Postbeamten aus
Saalfeld, lernte früh Entbehrung und harte Arbeit kennen.
Als vierzehnjähriger Knabe kam er zu einem Maurer in die
Lshrs, wurds Geselle und kam als solcher nach Leipzig. Sein
Hang zur Malerei trieb ihn, dem Maurerhandwerk zu ent-
sagen und seine künstlerische Laufbahn als Dekorationsmaler
zu beginnen. Bei seinen Anlagen konnte ihm sein Meister
bald größere Arbeiten selbständig überlassen, und so wurde
er einst nach Berka a. d. Jlm gesandt, um dort einige Villen
auszumalen. Die Besitzsrin einer derselben, eine alte Dame,
 
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